Samstag, 27. September 2025

Gemeinsames Lagebild

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Katastrophenereignisse stellen den Zivil- und Katastrophenschutz vor erhebliche Herausforderungen: Sind Kommunikationsverbindungen weiterhin verfügbar? Gibt es aktuelle Daten, um die Lage richtig einschätzen zu können? Erfassen diese Daten die Situation richtig? Ist das Katastrophengebiet zugänglich, obwohl Infrastruktur zerstört ist? Und können Güter und Personen trotzdem sicher in die Gebiete und aus den Gebieten heraus transportiert werden?

Im Projekt RESITEK (Resiliente Technologien für den Katastrophenschutz) bündelt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seine Kompetenzen und Technologien aus den Bereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit. Diese werden in ein umfassendes Daten- und Visualisierungssystem integriert, das alle relevanten Daten sammelt und analysiert. Somit wird ein kontinuierliches Lagemonitoring ermöglicht. RESITEK unterscheidet dabei zwischen zwei „Betriebsarten“: Im alltäglichen Normalbetrieb stellt das System Handlungsempfehlungen für kritische Infrastrukturen bereit. Im Katastrophenfall hilft es, den Einsatz der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) so effizient und schnell wie möglich zu gestalten.

Für RESITEK arbeiten 16 DLR-Institute unter der Leitung des Instituts für Flugsystemtechnik und des Instituts für Robotik und Mechatronik zusammen. Sie erforschen, wie neue Technologien bestehende Prozesse im Zivil- und Katastrophenschutz unterstützen und optimieren können. Es geht sowohl um einzelne Technologien als auch um ihre Kombination. Die Wissenschaftler*innen bringen zum Beispiel Informationen aus Satelliten, Drohnen, der Überwachung kritischer Infrastrukturen sowie bodengestützter oder robotischer Erkundung in ein gemeinsames Lagebild. RESITEK ermöglicht also zukünftig einen umfassenderen Überblick über ein Schadensgebiet.

Innerhalb des Projektes werden verschiedene Schwerpunkte behandelt:

  • Resilienz von Stromnetzen: Stromnetze sind eine kritische Infrastruktur von zentraler Bedeutung. Gleichzeitig ist die Stabilität der Netze neuartigen Bedrohungen (hybride Bedrohungen und Sabotage) ausgesetzt. In RESITEK werden technische und organisatorische Strategien zur Problemlösung identifiziert. Sie dienen als Grundlage für Resilienzkonzepte, zum Beispiel zur schnelleren Wiederherstellung der Stromversorgung.
  • Mobilität in Sondersituationen: Die optimale Nutzung der verfügbaren Fahrzeuge ist für eine Zuführung der Rettungsmittel oder die Evakuierung der Betroffenen in einer Krisensituation essentiell. In RESITEK wird hierzu die Vorhersage des Verkehrsflusses sowie die Dispositionsplanung optimiert. Die Routenplanung muss ständig an die veränderten Bedingungen bei der Straßeninfrastruktur angepasst werden.
  • Fernführung und Missionsplanung: Für die Bereitstellung aktueller Lageinformationen ist eine koordinierte Fernführung und möglichst präzise Missionsplanung der Einsatzkräfte und Ressourcen unabdingbar. In RESITEK geschieht dies über Organisationsgrenzen hinweg, damit Einsatzmittel auf dem Boden und in der Luft mit bemannten und unbemannten Systemen sicher zusammenarbeiten.
  • Weltraumwetter: Das Weltraumwetter kann zu erheblichen Störungen der technischen Infrastruktur führen, wodurch sich erhöhte Risiken für die Sicherheit und den Betrieb ergeben. In RESITEK werden die Auswirkungen auf Menschen und Infrastruktur analysiert und durch eine erweiterte Modellierung die Vorhersagequalität verbessert. Diese hilft auch dabei, die radio- und satellitengestützte Kommunikationsverbindungen in Krisensituationen aufrechtzuerhalten.
  • Komplexes Lagebild: Umfassende Lageinformation ist die Grundlage für eine effektive und effiziente Bewältigung komplexer Katastrophenereignisse. Sie ist damit von großer Bedeutung für den Schutz der Bevölkerung. Aus diesem Grund wird in RESITEK die Verfügbarkeit und Qualität der Lageinformation – insbesondere unter Einsatz neuer Quellen, Methoden und Systeme – verbessert.

Die Forschenden binden bereits jetzt Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ein, um die neuen Technologien bedarfsgerecht anpassen zu können. Außerdem schafft die gemeinsame Erprobung die Grundlage für eine breite Akzeptanz. Vor diesem Hintergrund ist im kommenden Jahr eine Technikübung mit BOS in einem realitätsnahen Szenario im Ahrtal und in Braunschweig in Planung.


Dr. Joachim Götz arbeitet am Institut für Flugsystemtechnik des DLR und leitet das Projekt RESITEK.

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