Stell dir vor, der Strom fällt für mehrere Tage aus. Kein Licht, kein warmes Essen, kein Handyempfang – vielleicht irgendwann auch kein Wasser mehr aus dem Hahn. Genau für solche Szenarien gibt es im Land Brandenburg über 320 Katastrophenschutz-Leuchttürme. Sie sind sichere Ankerpunkte im Chaos und sollen Menschen Orientierung, Hilfe und ein Stück Normalität geben, wenn vieles andere nicht mehr funktioniert.
Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: in allen Landkreisen und kreisfreien Städten im Land Brandenburg wurden Katastrophenschutz-Leuchttürme eingerichtet, 16 davon stehen in der Landeshauptstadt Potsdam. Möglich wurde das Projekt durch eine vollständige Finanzierung durch das Land Brandenburg. Die Standorte wurden im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Potsdam so gewählt, dass sie von allen Einwohner*innen im Bedarfsfall schnell erreicht werden können. Als Objekte wurden vorwiegend Sporthallen oder Gemeindezentren ausgewählt. Ein Katastrophenschutz-Leuchtturm wird eingerichtet, wenn ein sogenannter „bevölkerungsschutzrelevanter Notfall“ eintritt. Beispielsweise ein großflächiger, langanhaltender Stromausfall.

In einem Katastrophenschutz-Leuchtturm erhalten Hilfesuchende in erster Linie Informationen zur aktuellen Lage und die Möglichkeit, Notrufe abzusetzen. Alle Standorte sind mit autarken Notstrom- und Heizsystemen ausgestattet, die nicht nur die Versorgung des Gebäudes selbst ermöglichen, sondern auch das Aufladen von Handys oder medizinisch wichtigen Kleingeräten. Jeder Katastrophenschutz-Leuchtturm ist zudem an das eigene, autarke und in sich geschlossene Krisenkommunikationsnetz angeschlossen. Des Weiteren gibt es ein Angebot an Erster Hilfe, Trinkwasser im Fall eines Ausfalls der regulären Versorgung, Sitzplätze und Notbetten. Es besteht zudem die Möglichkeit, mitgebrachte Nahrungsmittel – vor allem für vulnerable Gruppen – zu erwärmen.
Leuchttürme sind dabei aber keine Ersatz-Supermärkte oder Krankenhäuser. Jeder Haushalt muss trotzdem Eigenvorsorge betreiben. Ein kleiner Vorrat an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten gehört genauso dazu wie ein Kurbel- oder Batterieradio. Die Leuchttürme ergänzen diese Vorsorge, sie ersetzen sie jedoch nicht.
Für die untere Katastrophenschutzbehörde der Landeshauptstadt Potsdam war es eine spannende Herausforderung, das Konzept in kürzester Zeit umzusetzen. Durch die zeitlich befristete Förderung mussten sämtliche Ausstattungsgegenstände innerhalb weniger Monate beschafft werden. Das gelang nur durch starke Teamarbeit. Das Team Katastrophenschutz hat in enger Abstimmung mit anderen Fachbereichen der Verwaltung und externen Partner*innen richtig Gas gegeben. Und ja – es hat unheimlich viel Spaß gemacht, an diesem Projekt zu arbeiten. Nicht, weil Krisen cool wären, sondern weil es motiviert, ein Stück Sicherheit für die Stadtgesellschaft zu schaffen.

Auch wenn die 16 Standorte in Potsdam stehen: ganz fertig sind sie damit noch nicht. Denn ein Leuchtturm ist nur so stark wie die Menschen, die ihn betreiben. Deshalb wird aktuell daran gearbeitet, eine eigene Schnelleinsatzgruppe Katastrophenschutz-Leuchttürme aufzubauen. Diese Einheit soll im Ernstfall die Standorte besetzen, organisieren und für reibungslose Abläufe sorgen. Dieser letzte Schritt ist eine große Herausforderung, der durch das Team Katastrophenschutz mit viel Optimismus angegangen wird.
Falls du in deiner Region vor ähnlichen Projekten stehst, lohnt es sich, frühzeitig zu planen, die richtigen Partner an Bord zu holen und die logistischen Herausforderungen nicht zu unterschätzen. Vor allem aber solltest du die Menschen nicht vergessen, die das Ganze mit Leben füllen. Technik ist wichtig, aber ohne Personal bleibt jeder Leuchtturm dunkel.
Bevölkerungsschutz funktioniert nur gemeinsam: Bund, Land, Kommune. Mit den Katastrophenschutz-Leuchttürmen entstand im Land Brandenburg ein klarer Anlaufpunkt in unsicheren Zeiten. Oder anders gesagt: wenn alles dunkel wird, zeigt der Leuchtturm den Weg.

Martin Bressé ist Sachbearbeiter für Gefahrenvorbeugung und Katastrophenschutz bei der Feuerwehr Potsdam. Er begleitete das Konzept der Katastrophenschutz-Leuchttürme vom ersten Entwurf bis zur Umsetzung.