Das Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung der Universität der Bundeswehr in München forscht aktuell an einem softwarebasierten Vorhersagemodelle für Krisen und Konflikte.
“Wir forschen an Software bzw. an Modellen, die auf Künstlicher Intelligenz, kurz KI, basieren”, beschrieb Prof. Dr. Carlo Masala, der aktuell das Kompetenzzentrum an der Universität aufbaut. “Diese Modelle stehen dann den Analysten des militärischen Nachrichtenwesens im Verteidigungsministerium zur Verfügung. Wir bespielen und trainieren diese Modelle. Das heißt, wir füttern sie mit den für uns relevanten und frei zugänglichen Daten von Statistiken bis Zeitungsmeldungen und aktualisieren diese ständig. Der Mitarbeiter kann dann anhand von Prognosen dieser Modelle sehen, wie sich die Situation in einem bestimmten Land entwickelt.”
Mit Hilfe der KI sollen dann sogar terroristische Aktionen, illegale Vereinigungen, sich anbahnende Krisen und Konflikte sowie Radikalisierungen frühzeitig erkannt werden. Hintergrund ist, dass heutzutage sowohl die Kommunikation als auch die Information des Großteils der Menschen mittels Software geschieht. Plötzlicher religiöser Fanatismus müsste sich dementsprechend ebenso in der Software-Kommunikation wiederfinden wie seinerzeit der Beginn der Karawane (die Flüchtlingsbewegung aus Zentralamerika Richtung USA) in WhatsApp- Chats. Auch heutige Flüchtlingsbewegungen Richtung Europa müssten ihre Anfänge in der digitalen Kommunikation haben und sich dementsprechend – inklusive der Schleuser – dort finden lassen. Nur reichen die menschlichen Kapazitäten kaum aus, um das gesamte Netz auf Tendenzen zu untersuchen, hier kann nur die Software helfen.
In Deutschland ergeben sich allerdings Probleme, die beispielsweise in den USA unbekannt sind. So sagte der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning, einmal, dass Deutschland seine Terrorabwehr in die USA ausgelagert habe, weil fast alle entsprechenden Erkenntnisse mittlerweile von dort als Amtshilfe in den BND gelangten.
Zeit für einen Wechsel?
In einfacheren Bereichen lassen sich auch mit öffentlichen Daten gute Ergebnisse erzielen. So beschrieb Masala als bereits erreichte Erfolge: “2015 haben wir eine Prognose zur Flüchtlingskrise im Mittelmeer abgegeben, die sich bewahrheitet hatte. Fast zeitgleich wiesen wir darauf hin, dass sich die Gewalt in Nigeria in den Norden des Landes verlagern wird. Da haben wir relativ gut belastbare Vorhersagen getroffen.”
Zudem haben menschliche Wissenschaftler, Analysten und Experten in der Vergangenheit weder Perestroika noch den Arabischen Frühling oder die Flüchtlingskrise vorhergesagt. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, diese Aufgabe in Zukunft den Maschinen zu überlassen.