Freitag, 29. März 2024

Krisenfrüherkennung mit KI

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Dorothee Frank
Dorothee Frank
Dorothee Frank ist Redakteurin für Wehrtechnik und Sicherheitspolitik. Privat engagiert sie sich für Tier- und Naturschutz und verbringt viel Zeit mit ihrem Pferd, einem Noriker namens Schröder, den sie von Fohlen an hat.

Das Kompetenzzentrum Krisenfrüh­erkennung der Universität der Bundeswehr in München forscht aktuell an einem soft­warebasierten Vorhersagemodelle für Kri­sen und Konflikte.

“Wir forschen an Software bzw. an Model­len, die auf Künstlicher Intelligenz, kurz KI, basieren”, beschrieb Prof. Dr. Carlo Masala, der aktuell das Kompetenzzentrum an der Universität aufbaut. “Diese Modelle ste­hen dann den Analysten des militärischen Nachrichtenwesens im Verteidigungsmi­nisterium zur Verfügung. Wir bespielen und trainieren diese Modelle. Das heißt, wir füt­tern sie mit den für uns relevanten und frei zugänglichen Daten von Statistiken bis Zei­tungsmeldungen und aktualisieren diese ständig. Der Mitarbeiter kann dann anhand von Prognosen dieser Modelle sehen, wie sich die Situation in einem bestimmten Land entwickelt.”

Mit Hilfe der KI sollen dann sogar terroristi­sche Aktionen, illegale Vereinigungen, sich anbahnende Krisen und Konflikte sowie Ra­dikalisierungen frühzeitig erkannt werden. Hintergrund ist, dass heutzutage sowohl die Kommunikation als auch die Informa­tion des Großteils der Menschen mittels Software geschieht. Plötzlicher religiöser Fanatismus müsste sich dementsprechend ebenso in der Software-Kommunikation wiederfinden wie seinerzeit der Beginn der Karawane (die Flüchtlingsbewegung aus Zentralamerika Richtung USA) in WhatsApp- Chats. Auch heutige Flüchtlingsbewegun­gen Richtung Europa müssten ihre Anfänge in der digitalen Kommunikation haben und sich dementsprechend – inklu­sive der Schleuser – dort finden lassen. Nur reichen die mensch­lichen Kapazitäten kaum aus, um das gesamte Netz auf Tendenzen zu untersuchen, hier kann nur die Software helfen.

In Deutschland ergeben sich al­lerdings Probleme, die beispiels­weise in den USA unbekannt sind. So sagte der ehemalige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning, einmal, dass Deutschland seine Terrorabwehr in die USA ausgelagert habe, weil fast alle entsprechenden Er­kenntnisse mittlerweile von dort als Amts­hilfe in den BND gelangten.

Zeit für einen Wechsel?

In einfacheren Bereichen lassen sich auch mit öffentlichen Daten gute Ergebnisse er­zielen. So beschrieb Ma­sala als bereits erreichte Erfolge: “2015 haben wir eine Prognose zur Flüchtlingskrise im Mit­telmeer abgegeben, die sich bewahrheitet hatte. Fast zeitgleich wiesen wir darauf hin, dass sich die Gewalt in Nigeria in den Norden des Landes verlagern wird. Da haben wir relativ gut belastbare Vorhersagen getroffen.”

Zudem haben mensch­liche Wissenschaftler, Analysten und Exper­ten in der Vergangenheit weder Perestro­ika noch den Arabischen Frühling oder die Flüchtlingskrise vorhergesagt. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, diese Aufgabe in Zu­kunft den Maschinen zu überlassen.

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