Donnerstag, 25. April 2024

110 – Der Code für deine Zukunft!

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Der neue Studiengang „Cyberkriminalistik“

Die rasante Digitalisierung aller Lebensbereiche prägt das gegenwärtige Zeitalter in beispielloser Weise. Neue Technologien lassen neben neuen Möglichkeiten aber auch neue Risiken durch Missbrauch von Sicherheitslücken und neue Betätigungsfelder für kriminelle Handlungen entstehen. Um die Sicherheit auf allen Ebenen aufrecht zu erhalten, erfordert es in Zeiten der Digitalisierung mehr denn je Innovation und Weitblick.

Die Polizei muss sich an die beschriebenen Entwicklungen anpassen, indem die Fachkenntnisse im Bereich Cyberkriminalität und digitale Spuren weiter aufgebaut bzw. gestärkt werden. Der Personalbedarf in diesem Bereich ist derzeit hoch. Am Studienort Mühlheim am Main wird der hochdynamischen Entwicklung Rechnung getragen und der neue Bachelorstudiengang „Cyberkriminalistik“ eingeführt. 18 junge Kommissaranwärter*innen und starten als neue Studiengruppe ins Berufsleben.

Ziel dieses Studienschwerpunktes ist es, Kriminalbeamt*innen auszubilden, die neben den allgemeinen Kompetenzen während des Studiums zusätzliches Wissen aus dem Bereich der Computer-, Netzwerk-, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Informatik erwerben. Um dies zu gewährleisten, wird ein vielfach höherer Fachanteil der oben genannten Bereiche im Vergleich zum klassischen Studiengang „Kriminalpolizei“ in das Studium eingebunden. Mit den dadurch erworbenen Fähigkeiten können Cyberkriminalist*innen sowohl kompetent digitale Spuren sichern und auswerten, als auch im Rahmen ihrer Ermittlungsarbeit professionell gegen Cyberkriminalität vorgehen.

Das HSG Nachwuchsgewinnung der Polizeiakademie Hessen hat in den letzten Monaten unter anderem so für den Studiengang geworben:

110 – Der Code für deine Zukunft!  Der neue Studiengang „Cyberkriminalistik“

Die Chance der Selbstverwirklichung in einem Umfeld, in dem jeder für den anderen einsteht und garantierte Abwechslung in einem Rahmen der Beständigkeit, sind nur ein paar wenige Attribute, die dich bei der hessischen Polizei erwarten.

(Bild: Polizeiakademie Hessen)

Beteiligt an der Umsetzung dieses neuen Studienganges ist Dr. Steffen Bug, Professor für Nachrichten- und Informationstechnik an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung (HfPV).

Herr Prof. Dr. Bug, wie waren die Vorgaben für den neuen Studiengang?

Die Zielsetzung des Projektes war, einen Spezialisierungsstudiengang zu entwickeln, im Rahmen dessen Kriminalbeamt*innen mit besonderen Kompetenzen im Bereich Cyberkriminalität, digitale Ermittlungen und digitale Spuren ausgebildet werden. Wichtig war der hessischen Polizei als Bedarfsträger zudem, dass neben Schutz- und Kriminalpolizei kein zusätzlicher Laufbahnzweig entsteht und dass die in dieser Vertiefungsrichtung ausgebildeten Beamt*innen weiterhin in allen kriminalpolizeilichen Abteilungen eingesetzt werden können und dort ihre erworbenen Kompetenzen einbringen können, also, dass Kriminalbeamt*innen mit entsprechenden Zusatzkompetenzen ausgebildet werden, die aber in erster Linie Kriminalbeamt*innen bleiben und nicht etwa IT-Spezialist*innen. Beide Rahmenbedingungen konnte man durch die Integration des neuen Schwerpunktes als Vertiefungsrichtung im bestehenden Bachelorstudiengang „Kriminalpolizei“ gerecht werden.

Wie lange hat die Vorbereitungszeit gedauert?

Die Kick-Off-Veranstaltung des Projektes mit allen beteiligten Stakeholdern fand bereits am 25.10.2017 statt. Im März 2020, also nicht ganz 2,5 Jahre später, wurde der Spezialisierungsstudiengang in Form einer Vertiefungsrichtung des bestehenden Bachelorstudienganges „Kriminalpolizei“ bei der zuständigen Akkreditierungsagentur zur Genehmigung eingereicht. Die finale Genehmigung mit Erteilung der Akkreditierungsurkunde erfolgte im August 2020. Das Projektteam, welches die Entwicklung dieser Vertiefungsrichtung unter Federführung der HfPV erarbeitet hat, setzte sich aus Mitarbeiter*innen der HfPV und der HPA sowie aus Vertreter*innen des HLKA, Hessen 3C und sogar einem Gastvertreter der HdP Rheinland-Pfalz zusammen, die ich hier auch mal namentlich nennen möchte: Philip Beck (HfPV), Guido Bersch (HdP Rheinland-Pfalz), Steffen Bug (HfPV), Thorsten Göbel (HfPV), Tobias Hofmann (HLKA), Claudia Josefs (HfPV), Dieter Kleer (HPA), Claudia Müller (HfPV), Kathrin Nagelschmidt (HPA), Cornelia Rotter (HfPV), Ralf Rouenhoff (HPA) und Axel Schröder (Hessen 3C).

Worin unterscheidet sich der Cyberstudiengang zu dem der Kriminalpolizei?

Der Unterschied liegt vor allem in der Integration des neuen Faches „Technik, Wissenschaft, Cyberkriminalistik“ (TWC), welches das bestehende Fach „Informationstechnik“ ersetzt. Der Stundenansatz dieses neuen Faches liegt mit 320 Präsenzlehrveranstaltungsstunden deutlich über den bisherigen 70 Lehrveranstaltungsstunden im Fach „Informationstechnik“. Hierdurch können sowohl technische Grundlagen als auch der polizeiliche Umgang mit diesen Grundlagen deutlich grundlegender und damit nachhaltiger und anschlussbarer vermittelt werden.

Wer wird die jungen Studierenden unterrichten?

Da der überwiegende Teil des Vertiefungsstudienganges nach wie vor inhaltsgleich mit dem bisherigen Kriminalpolizei-Studiengang bleibt, werden die bewährten und erfahrenen Dozenten am Standort Mühlheim auch die Fächer dieser Vertiefungsrichtung lehren. Die Durchführung der Lehre im neuen Fach TWC wird vom Fachgebiet Informationstechnik des Fachbereiches Polizei der HfPV sichergestellt, welches aus derzeit vier Professoren besteht. Bei der ersten Studiengruppe wird mir die Ehre zuteilwerden, die Lehrveranstaltung zu übernehmen.

Eine kleine Erklärung zu Ihrer Person wäre schön.

Ich stamme aus der wunderschönen Rhön (Nähe Fulda), bin in 1975 geboren und habe nach meinem Abitur am beruflichen Gymnasium der Ferdinand-Braun-Schule in Fulda Elektrotechnik mit der Vertiefungsrichtung Nachrichten und Informationstechnik an der Technischen Universität Darmstadt studiert, wo ich im Nachgang am Institut für Hochfrequenztechnik derselben Universität über Modellierung von Wellenausbreitung in Mobilfunkkanälen promoviert habe.

Nach knapp neunjähriger Tätigkeit in der Industrie bin ich 2014 als Professor für Informationstechnik an den Fachbereich Polizei der HfPV gekommen und lehre seit dieser Zeit in diesem Fach an den Standorten Kassel und mit Unterbrechungen auch an den Standorten Gießen und Mühlheim. Für fünf Jahre hatte ich auch die hessenweite Fachkoordination für dieses Fach inne und ich bin darüber hinaus im Rahmen der hochschulischen Selbstorganisation der E-Learning-Koordinator der HfPV – zu Pandemiezeiten eine spannende Aufgabe.

Die Projektleitung für das Entwicklungsprojekt des neuen Studienganges zu übernehmen, war für mich ein Herzensanliegen, weil es kaum eine bessere Chance gibt, die Entwicklung des eigenen Lehr- und Forschungsfachgebietes voranzubringen.

Prof. Dr. Steffen Bug ist Professor für Nachrichten- und Informationstechnik an der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung. Als Projektleiter betreut er den Start des neuen Studiengangs Cyberkriminalistik. Das Interview führte die Pressestelle der Polizeiakademie Hessen, Mark-Alexander Maus.

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