Freitag, 29. März 2024

Ein Jahr für die Umwelt

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„Ein kleines bisschen die Welt verbessern und dabei viele neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen“, nicht weniger als das verspricht der Aufruf zum Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ). Was sind meine persönlichen Erfahrungen, wie gestaltet sich der Alltag, wo konnte ich mich einbringen?

Ich heiße Tamara Zirkelbach und mache seit August 2021 ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz. Hier bin ich beim FÖJ-KUR in Rheinland-Pfalz. Die Idee hinter meinem FÖJ war es, nach meinem Abitur ein sinnvolles Überbrückungsjahr zu machen, in dem ich Zeit habe, mich beruflich zu orientieren, mich selbst besser kennenzulernen und dabei noch etwas für die Umwelt zu tun. Zum ersten Mal die Zeit und Chance zu haben, mich zu fragen: „Was will ich eigentlich in meinem Leben?“, ohne dabei von Hausaufgabenüberprüfungen und Klassenarbeiten geplagt zu werden, das war das Ziel. Da Corona meinen Reiseplänen nach dem Abitur einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und ich nicht sofort an Onlinesemestern an der Uni teilnehmen wollte, brauchte es eine andere Lösung. Deshalb bewarb ich mich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr.

Was in so einem FÖJ passiert, kann sehr vielfältig sein. Die meiste Zeit wird in der Einsatzstelle verbracht, bei der man sich anfangs bewirbt. Zur Einsatzstellenauswahl steht fast alles, was mit Umwelt zu tun hat, darunter zum Beispiel Bauernhöfe, Umweltämter, Naturschutzorganisationen oder Waldkindergärten. Im Laufe des FÖJ gibt es zirka 25 Seminartage mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten, die von den FÖJler*innen der jeweiligen Seminargruppe mitbestimmt werden. Des Weiteren besteht auch die Möglichkeit, sich politisch zu engagieren, indem man sich als Gruppen-, Landes- oder Bundessprecher*in aufstellen lässt und die Möglichkeit hat, sich in der Umweltpolitik Gehör zu verschaffen und Projekte zu ökologischen Themen zu organisieren. Das FÖJ ist, was du daraus machst.

Der Arbeitsalltag beim Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz ist gar nicht so alltäglich, da jeden Tag vielfältige Aufgaben anstehen. Von Presseterminen über Entsorgungshofführungen an verschiedenen Standorten bis zur Konzeptionierung einer eigenen Ausstellung kann alles passieren. Meine Hauptaufgaben sind die Kundenberatung am Telefon und die pädagogische Arbeit im UmweltBildungsZentrum der Stadt Mainz. Hierbei habe ich die Möglichkeit, viele verschiedene Menschen kennenzulernen: vom Kleinkind bis zum Bürgermeister. Besonders spannend sind die FÖJ- Projekte: Jede*r FÖJler*in hat die Möglichkeit, mehrere spannende Projekte in Angriff zu nehmen, die je nach Einsatzstelle variieren. Die Projektmöglichkeiten sind endlos, z.B. Bienenhotels basteln, Dokumentationsfilme erstellen, Ausstellungen erarbeiten und vieles mehr.

Mein erstes FÖJ-Projekt war die Gestaltung einer Ausstellung zum Thema „Upcycling“ für den Mainzer Umweltladen. Upcycling ist die Herstellung von neuwertigen Gegenständen aus Abfällen oder scheinbar nutzlosen Produkten, die durch den Upcycling-Prozess eine stoffliche Aufwertung erfahren und damit höherwertiger sind als ihre Ausgangsprodukte. Der Materialwert eines Upcyclingprodukts kann auch prinzipiell gleichbleiben, doch Nutzer*innen interpretiert den Wert neu, weil jeder Gegenstand ein Unikat ist. Sinn der Ausstellung ist es, Menschen zum Nachdenken über ihr Konsum- und Wegwerfverhalten anzuregen. „Aus vermeintlich wertlosen Abfall etwas Neues erschaffen und dabei noch Spaß haben“, genial oder? Und so ist die Ausstellung entstanden:

(Foto: Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz)

Zunächst haben wir im Kollegium alte Gegenstände aus unseren Kellern ausgesucht, die das Potential hatten, nochmal anderweitig verwendet zu werden. Mit Fahrradspeichen, Möbeln, Pfannen oder Schallplatten kam einiges zusammen. In unserer Werkstatt fertigte ich dann aus einem alten Stuhl und einem Spiegel einen kleinen Beistelltisch. Mit etwas goldener Sprühfarbe, Spielzeugautos und Heißkleber wurde so aus vergessenem, ungeliebten Mobiliar ein modisches neues Möbelstück. Als nächstes wurden alte, teils verkratzte Schallplatten mit einem Heißluftföhn erhitzt und so zu Obstschalen, Dekoration und Schmucktellern geformt. Auch der Hammer kam zum Einsatz. Meine Kollegin und ich nahmen eine Palette auseinander und bauten daraus ein Stehregal, das wir mit Kakteen bepflanzt haben. Für ein Palettenregal werden nur ein paar Schrauben, ein Hammer und in unserem Fall etwas Folie, Erde und Pflanzen benötigt. Sieht super aus, ist in der Herstellung unkompliziert und ein Gegenstand weniger, der im Müll landet. Außerdem haben wir Bilderrahmen mit Knöpfen verschönert, alte Fliesenstücke zu einem Xylophon verarbeitet und eine Uhr aus einer Schallplatte gefertigt. Ich habe außerdem Informationstexte zum Thema „Upcycling“ verfasst und Ausstellungsplakate entworfen. Aus all dem entstand eine spannende Ausstellung, an der ich persönlich sehr gewachsen bin.

Abschließend lässt sich sagen, dass das FÖJ genau das Richtige für mich ist. Hier kann ich mich entfalten, kreativ sein und der Umwelt etwas Gutes tun. Vielleicht ist ein Freiwilliges ökologisches Jahr auch etwas für dich oder jemanden, den du kennst? Informationen findest du auf https://foej-rlp.de/

Die Ausstellung „Wertschätzen statt Wegwerfen“ ist noch bis zum 30. Dezember im Mainzer Umweltladen zu sehen.

Tamara Zirkelbach macht seit August 2021 ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz. In ihrem ersten FÖJ-Pojekt hat sie sich mit dem Thema Upcycling beschäftigt, selbst alte Gegenstände aufgewertet und dazu eine Ausstellung im Mainzer Umweltladen eingerichtet.

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