Die Corona-Pandemie scheint mittlerweile weit weg, doch gerade im Kulturbereich merkt man an einigen Stellen noch die Folgen. Denn: Neben der Gastronomie war die Kultur derjenige Bereich, der als vermeintlich „nicht systemrelevant“ vom Kontaktverbot am stärksten betroffen war. Auch der Weg zurück in einen normalen Betrieb war ein langer und nach der Pandemie war es nicht immer einfach, das Publikum wieder für sich zu gewinnen. Diese Problematik hat auch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gesehen und mit dem KulturPass ein Förderinstrument geschaffen, das jungen Menschen den niedrigschwelligen Zugang zu Kulturangeboten ermöglicht und zugleich bundesweit den Kultursektor darin unterstützt, nach der Corona-Pandemie ein junges Publikum anzusprechen.
KulturPass? Bislang noch nicht gehört? Gestartet ist das Projekt KulturPass im Juli 2023 nach französischem Vorbild und befindet sich bereits im zweiten Jahr. Alle, die 2023 bzw. 2024 18 Jahre wurden oder werden und in Deutschland wohnen, bekommen von der Bundesregierung ein Kulturbudget zur Verfügung gestellt, das für Kulturangebote über die KulturPass-App eingelöst werden kann. Dafür müssen sie nur die kostenlose KulturPass-App herunterladen und ihr virtuelles Budget freischalten.
Eingelöst werden kann dieses Budget für alle Angebote, die in der App verfügbar sind. Das heißt von Roman und Manga über Museum, Kino, Popkonzert, Theater und Musikfestival bis hin zu Musikinstrumenten. Deutschlandweit sind das aktuell nahezu drei Millionen Kulturangebote. Beteiligt sind viele Kulturanbietende: von kleinen lokalen Buchläden bis zu großen Konzertanbietern. Der KulturPass soll Kulturangebote vor Ort erlebbar machen und mehr jungen Menschen das Erleben von Kultur ermöglichen. Durchgeführte Befragungen bestätigen: Gut ein Drittel der Jugendlichen nutzt den KulturPass für Kulturangebote, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Der KulturPass ist damit ein wichtiger Schritt, um Kultur für alle zugänglicher zu machen.
Der KulturPass ist eine Initiative des Deutschen Bundestags gemeinsam mit der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, und Bundesfinanzminister Christian Lindner. Bei der Umsetzung der Initiative wird die Bundesregierung von der Stiftung Digitale Chancen als Umsetzungspartner unterstützt.
Im Sommer 2024 feierte der KulturPass seinen ersten Geburtstag. Seit dem Start vor einem Jahr haben mehr als 385.000 junge Menschen deutschlandweit ihr KulturPass-Budget freigeschaltet. Insgesamt wurden deutschlandweit rund 1,9 Millionen Kulturangebote im Wert von mehr als 36 Millionen Euro genutzt. Die beliebtesten Kulturangebote der KulturPass-Nutzer*innen waren Bücher, gefolgt von Kinotickets sowie Konzertbesuchen.
Bevor aus einer politischen Idee, die innerhalb einer Behörde entwickelt wird, ein nutzbares Angebot für Jugendliche wird, braucht es die öffentliche Verwaltung. Am Anfang stehen Rahmenbedingungen, die abgesteckt, und bürokratische Hürden, die beseitigt werden müssen, um den bestmöglichen Zugang für alle zu ermöglichen. Dank einer engen Zusammenarbeit mit den für den französischen „pass Culture“ zuständigen Kolleg*innen in Frankreich konnten einige grundsätzliche Aspekte schneller auf den Weg gebracht werden: So war der Weg von der Idee, über den Aufbau einer funktionierenden Struktur von Partnern bis zur Entwicklung und Veröffentlichung der App in sechs Monaten vor allem eins: ein Sprint.
Innovative Projekte wie der KulturPass sind für die öffentliche Verwaltung nicht so einfach umzusetzen wie für private Unternehmen. Eine große Herausforderung solcher Projekte und Angebote ist beispielsweise, diese bei genau denen bekannt zu machen, die davon profitieren können. In unserem Fall: Wie erreichen wir als Teil der Bundesregierung die GenZ? Eine zentrale Frage, die sicherlich für alle Ministerien, Behörden und die Politik von Relevanz ist. Botschaften müssen jungen Menschen dort begegnen, wo sie sich aufhalten. Daher sind Social Media Plattformen wie Instagram und Tik Tok wichtige Orte der Begegnung mit der Zielgruppe. Bei der Ansprache der Zielgruppe des KulturPasses wurde auf die Zielgruppe selbst gesetzt. KulturPass-Nutzer*innen, die als Botschafter*innen des Programms dienen, erkunden regelmäßig selbst die Kulturangebote, die man mit dem Budget erleben kann und berichten auf Social Media davon. Von einem Theaterbesuch in Frankfurt über ein Konzertbesuch in Leipzig oder einen Museumsbesuch in Bremen gibt es auf den Instagram und Tik Tok-Kanälen des KulturPasses jede Menge Tipps für Kulturerlebnisse (und hier können sich nicht nur die KulturPass-Nutzer*innen inspirieren lassen). Über digitale Begegnungen hinaus, machen aber auch Plakate und Stände vor Ort in den Städten und bei Veranstaltungen auf das Angebot aufmerksam. Ein besonderes Highlight war z.B. das KulturPass Live Event. Ganz im Festivalstyle konnten hier Jugendliche einen Tag lang in Berlin Kultur in vielen Facetten erleben. Mit Live-Konzerten, Bücherecken und allem, was zu einem Festival dazugehört.
Um kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, ist es aber vor allem wichtig, dass alle, die berechtigt sind, das Angebot auch kennen. Auf der KulturPass-Webseite gibt es daher Informationsmaterialien und Poster zum Herunterladen. Und auch auf den Social-Media-Kanälen (@kulturpass.app) gibt es alle Infos zum Angebot und jede Menge Kulturtipps. In diesem Sinne: Sharing is Caring!
Vanessa Wahlig ist Social Media-Redakteurin bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).