Die elektronische Patientenakte für alle ist eine digitale Anwendung. Sie wird „ePA für alle“ genannt, weil sie allen Menschen in Deutschland eine bessere medizinische Behandlung oder Pflege ermöglichen soll. Diese digitale Akte wird von der Krankenkasse für jede*n gesetzlich Versicherte*n automatisch angelegt, wenn sie oder er das nicht ablehnt. Dafür ist dann ein Widerspruch bei der Krankenversicherung nötig. Wenn man der ePA nicht widerspricht, werden darin medizinische Angaben zu einer Person gespeichert. Auch einige private Krankenversicherungen bieten ihren Mitgliedern eine ePA an.
Was sind die Vorteile der ePA?
Ärzt*innen, Pflegekräfte und andere Menschen aus Heilberufen können die Infos in der ePA einsehen und selbst Daten hochladen. Das sind zum Beispiel Befundberichte nach einer Laboruntersuchung, Entlassbriefe aus dem Krankenhaus oder die Übersicht über die Medikamente, die man verordnet bekommen hat. Zusätzlich ist erkenntlich, welche Rezepte auch eingelöst wurden. Das ergibt ein klares und möglichst umfassendes Bild über den gesundheitlichen Zustand einer Person. Wichtige Informationen liegen also dann vor, wenn sie gebraucht werden. Es gibt auch mehr Sicherheit darüber, welche Medikamente jemand einnimmt, so dass sich Unverträglichkeiten mit anderen Arzneien besser vermeiden lassen.
Eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus muss Unterlagen aus anderen Einrichtungen nicht mehr hinterhertelefonieren. Ärzt*innen müssen sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Versicherten ihre Diagnosen, Werte usw. von woanders selbst dabei oder gar im Kopf haben. Umgekehrt müssen auch die Patient*innen keine Aktenordner mit der eigenen Krankheitsgeschichte mehr durch die Gegend schleppen.
Wie nutzt man die ePA?
Weil die ePA automatisch bereitsteht, müssen Patient*innen sie nicht aktiv nutzen, wenn sie das nicht wollen oder können. Das ist zum Beispiel ein Vorteil für alte, nicht digital aufgeschlossene oder sehr kranke Menschen. Sie können sich nämlich trotzdem darauf verlassen, dass ihren Ärzt*innen oder Pflegekräften entscheidende Infos vorliegen, um sie passend zu versorgen.
Wer es möchte, kann über die ePA-App der Krankenversicherung in die eigene ePA schauen und Zugriffsgenehmigungen verwalten oder auch Dokumente löschen.
Dass eine Praxis, ein Krankenhaus oder eine andere medizinische Einrichtung auf die ePA zugreifen darf, erlauben die Patient*innen über das Einstecken ihrer Versichertenkarte bei der Anmeldung oder direkt über ihre ePA-App. Privatversicherte berechtigen die Einrichtung immer über ihre ePA-App.
Wie sicher ist die ePA?
Ärzt*innen und andere Menschen, die Patient*innen versorgen, können die ePA dank dieser Erlaubnis über die genutzte Software in ihrer Einrichtung aufrufen. Außerdem wird geprüfte Hard- und Software für den Zugang benötigt. In der ePA wird über drei Jahre zurück in einem Protokoll festgehalten, wer wann in die ePA geschaut hat. Dies ist über die ePA-App einsehbar. Niemand bekommt Einsicht in die ePA, der das nicht darf. Denn dort werden besonders sensible und schützenswerte Infos abgespeichert. Ein illegaler Zugriff erfordert sehr viel technisches Knowhow sowie kriminelle Energie und kann bestraft werden.
Werden Schwachstellen gefunden, kümmern sich die gematik und andere Stellen darum, sie zu schließen. Die ePA wurde seit dem 15. Januar zunächst unter kontrollierten Bedingungen in drei Regionen in Deutschland getestet, bevor sie später im ganzen Land genutzt werden kann. Verschiedene Prüf- und Alarmsysteme bleiben ständig in Betrieb, damit Massenangriffe vermieden werden können und das Restrisiko tragbar bleibt.
Gesundheitsversorgung auf dem nächsten Level
Unsere europäischen Nachbarn haben die ePA teilweise schon seit vielen Jahren. Unser deutsches Gesundheitssystem bietet einen vielfältigen Zugang zu medizinischer Betreuung. Die ePA sorgt künftig für mehr Wissen in der Behandlung, egal wo sie stattfindet. Das erleichtert allen Beteiligten den Alltag, denn die ePA spart Zeit, Verwaltung und Papier.
Digitale Anwendungen im Probelauf
Wenn neue digitale Lösungen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung eingeführt werden, bedeutet das, dass nahezu alle Beteiligten sie auch aktiv nutzen. Viele verschiedene Menschen, Einrichtungen und Computersysteme greifen dann zeitgleich darauf zu. Sprich: Die technische Infrastruktur muss eine große Datenlast aushalten. Und natürlich müssen die Anwendungen nicht nur technisch stabil sein, sondern auch im Handling gut funktionieren. Damit das klappt, werden neue Anwendungen mit beschränktem Teilnehmer*innen-Kreis in ausgewählten Regionen erprobt. Da prüfen also z. B. Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser den Umgang mit der Anwendung im Alltag mit den Patient*innen. So kann im überschaubaren Rahmen bei Bedarf noch mal nachgearbeitet werden, ohne dass das in ganz Deutschland gemacht werden muss. Wie diese Pilotphase der ePA für alle in den Modellregionen läuft, zeigt die gematik in ihrem Videotagebuch und mit News auf einer Infoseite.

Lena Dimde ist Product Ownerin für die elektronische Patientenakte (ePA) bei der gematik. Die studierte Wirtschaftsingenieurin ist an der Konzeption der ePA für alle beteiligt und hat die elektronische Medikationsliste mit auf den Weg gebracht und fachlich erarbeitet.