Freitag, 19. April 2024

Hollywood zu Gast

Kamera ab

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Kamera läuft, Ton ab und bitte! Vor 50 Jahren begann Bambergs Karriere als Filmstadt so richtig an Fahrt aufzunehmen, als hier im Jahr 1973 Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“ abhob. Seither ist die oberfränkische 80.000-Einwohner-Stadt auch bei großen Filmproduktionen beliebt.

„Dafür haben wir nie Werbung gemacht. Wir haben allerdings die Möglichkeit, im Gegensatz zu Städten wie München, die überfrachtet sind mit Produktionen, Filmleute mit viel offeneren Armen zu empfangen und sie unkompliziert viel intensiver zu betreuen“, erklärt Steffen Schützwohl, der in der Vergangenheit für die Pressestelle der Stadt Bamberg viele Filmfirmen eng begleitet hat. „So etwas spricht sich in der Filmszene herum und Verantwortliche werden aufmerksam auf Bamberg“, meint Schützwohl, der inzwischen im Baureferat arbeitet.

 Ab den 2000ern wurden hier unter anderem die „Sams“-Filme, „Resturlaub“ oder die fränkische „Tatort“-Reihe gedreht. Die Welterbe-Kulisse ließ 2010 sogar Hollywood an die Tore der Altstadt anklopfen. Echte Weltstars kamen für die 3-D-Verfilmung von „Die drei Musketiere“ an die Regnitz. Unter ihnen Mads Mikkelsen, der als böse dreinblickender Hauptmann der Kardinalswachen durch das Tor an der Alten Hofhaltung geritten kam, wo eine Kampfszene folgen sollte. Neben ihm spielten Filmgrößen wie Christoph Waltz, Milla Jovovich und Orlando Bloom in dem Streifen mit.

(Foto: Steffen Schützwohl, Stadt Bamberg)

Die 3-D-Verfilmung „Die drei Musketiere“ war die aufwändigste Produktion in Bamberg

„Die drei Musketiere“ war die aufwändigste Produktion, die Bamberg bislang erlebt hat. Im Vorfeld wurden hunderte Statisten in und um Bamberg gesucht. Es wurden große Kulissen vor dem Alten Rathaus und in der mittelalterlichen Alten Hofhaltung aufgebaut. Außerdem musste die Zufahrt zum Domplatz tagelang gesperrt werden. Für die Bamberger*innen und Bamberg waren diese Einschränkungen nicht immer einfach, das zeigten vereinzelte Beschwerden aus der Bevölkerung.

Deshalb ist für uns als Stadtverwaltung wichtig einen Ausgleich zu schaffen: Einerseits wollen wir die Drehvorhaben bestmöglich unterstützen, gleichzeitig darf die Belastung für die Bürger*innen nicht zu groß werden. Schließlich ist Bamberg auch eine sehr belebte Stadt mit 7,8 Millionen Tagestouristen pro Jahr und vielen Veranstaltungen wie die Sandkerwa mit ihren 200.000 Besucher*innen in den Sommermonaten.

Location-Scouts haben meist konkrete Vorstellungen

Wenn uns eine Drehanfrage erreicht, schauen wir als erstes, ob eine Veranstaltung in diesem Zeitraum stattfindet oder ob Baustellen geplant sind. Bei der ersten Kontaktaufnahme kommen die Location-Scouts der Produktionsfirmen meist schon mit konkreten Vorstellungen auf uns zu, wie der Suche nach einem 200 Jahre alten Haus mit Treppenaufgang oder einem holzvertäfelten Zimmer für eine Szene, die ein Direktorenzimmer zeigen soll. „Was Bamberg für die Produktionsfirmen reizvoll macht: Wir haben auf relativ engem Raum eine große Bandbreite an Kulissen zu bieten. Bamberg kann mittelalterlich aussehen oder barock. Wir haben Architektur aus der Gründerzeit und Industriedenkmäler, enge Gassen und ein lebhaftes Kneipenviertel“, beschreibt es mein Kollege Steffen Schützwohl treffend. Da sich die Produktionsfirmen meist in Bamberg nicht auskennen, begeben wir uns mit auf die Suche nach möglichen Drehorten und stellen Kontakte her. Das ist allerdings nur der erste Schritt.

(Foto: Steffen Schützwohl, Stadt Bamberg)

Bevor ein Filmteam sich endgültig auf einen Drehort festlegen kann, muss mit dem Eigentümer, egal, ob Privatperson, Stadt Bamberg oder die Bayerische Schlösserverwaltung, geklärt werden, ob das grundsätzlich möglich ist. Dann erst kann ein Antrag auf Drehgenehmigung gestellt werden. Wenn auf öffentlichem Grund gedreht werden soll, prüft das Straßenverkehrsamt, ob das auch so realisiert werden kann.

Kurz bevor die Schauspieler*innen, Kameraleute, Beleuchter*innen und Regisseure in Bamberg loslegen, informieren wir über unsere Social-Media-Kanäle und mit Pressemitteilungen, sollte es aufgrund der Dreharbeiten zu Sperrungen kommen.

(Foto: Steffen Schützwohl, Stadt Bamberg)

Sind die Szenen abgedreht, heißt es gespannt warten, bis der Film im Kino, Fernsehen oder den Streaming-Diensten gezeigt wird. Wobei nicht immer gesagt ist, dass Bamberg auch wirklich zu erkennen ist: Für die Netflix-Serie „The Empress“ im Jahr 2021 wurde der Dom zur kaiserlich-österreichischen Hochzeitskulisse.

In „Die drei Musketiere“ wurde Bamberg zum mittelalterlichen Paris. Dennoch: Die Bamberger*innen sind stolz, dass in der eigenen Stadt ein so großer Film gedreht wurde – mit Hollywoodstars wie Mads Mikkelsen & Co.


(Foto: Stadt Bamberg)

Sebastian Martin ist beim Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Bamberg u.a. für die Betreuung von Film- und Fernsehproduktionen zuständig. Zuvor hatte diese Aufgabe jahrelang Steffen Schützwohl mit viel Leidenschaft erfüllt, Schützwohl ist inzwischen beim Baureferat der Stadt Bamberg.

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