Ich hätte nicht gedacht, dass ich eines Tages von der Übergabe eines Förderbescheids für das neue Testflugzeug für Wasserstoff im Bundeswirtschaftsministerium zur Startup Messe nach Paris und dann in das Kontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtagentur ESA in Darmstadt unterwegs sein würde. Doch jetzt sieht mein Alltag schon seit anderthalb Jahren genauso aus – seit ich Koordinatorin für die Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung und Beauftragte für StartUps und Digitale Wirtschaft im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bin. Das ist ein sehr langer Titel für eine einzige Person. Und doch passen die Themen, in denen ich jetzt die Bundesregierung vertreten darf, sehr gut zusammen.
Es sind wichtige Zukunftsthemen, die entscheidende Innovationen hervorbringen, die wir als Gesellschaft dringend brauchen. Ich habe deshalb auch schon mal gesagt, dass es der „coolste Job in der Bundesregierung“ ist. Ich darf die meiste Zeit Menschen treffen, die sehr kluge Ideen und Zukunftsvisionen haben. In der Luftfahrt sind das die Tüftler*innen und Erfinder*innen, die die klimafreundlicheren Flugzeuge von morgen entwickeln, die elektrisch oder eben mit Wasserstoff unterwegs sind. In der Raumfahrt sind das Forschende, die mit ihren Satelliten den Wasserbestand auf der Erde vermessen können. Und als Startup Beauftrage lerne ich ständig Gründer*innen kennen, die aus dem Weltall Waldbrände frühzeitig erkennen oder neue Recyclingsysteme für Batterien entwickeln. Meine Aufgabe ist, für sie alle gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wir ein starker Innovationsstandort sind und bleiben. Denn Innovation brauchen wir, um Transformation, Klimaschutz und Digitalisierung erfolgreich zu meistern.
Gemeinsam mit den Expert*innen aus dem Ministerium habe ich deshalb eine Startup Strategie erarbeitet, die im Sommer 2022 von der Regierung verabschiedet wurde. Jetzt setzen wir diese gemeinsam um und es ist toll zu sehen, wenn erste Projekte, wie ein neuer Fonds für die Finanzierung von Technologiestartups, der „Deep Tech and Climate Fund“ oder das Gründungsprogramm für Frauen „EXIST Women“, von der Idee in die Umsetzung kommen. In diesem Sommer erarbeiten wir eine neue Raumfahrtstrategie, damit wir auch in der Raumfahrt noch mehr neue Unternehmen in Europa sehen und wir Satelliten noch besser für unsere Sicherheit und den Klimaschutz nutzen können. Außerdem habe ich zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium und der Luftfahrt einen Arbeitskreis mit der Industrie, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft ins Leben gerufen, in dem wir gemeinsam Lösungen für klimaneutrale Luftfahrt erarbeiten.
Mir wird also nicht langweilig. Auch deshalb nicht, weil ich auch als Mitglied des Deutschen Bundestags Aufgaben habe, die ich natürlich weiterhin wahrnehme. In den Sitzungswochen des Bundestags nehme ich an Plenardebatten teil und berate mit den Kolleg*innen in den Ausschüssen. In den sitzungsfreien Woche bin ich regelmäßig in meinem Wahlkreis unterwegs. Und nicht zuletzt bin ich in meiner Rolle als Koordinatorin auch viel in Europa und der ganzen Welt unterwegs. Es war etwas besonderes, dass ich schon im ersten Jahr die ESA Ministerratskonferenz in Paris leiten durfte, da wir als Land die Präsidentschaft übernommen haben. Es war eine Sitzung voller europäischem Gemeinschaftsgeist!
Ich empfinde es als großes Privileg, so vielfältige Aufgaben zu haben. Und wenn es gerade mal wieder hektisch zugeht, ist es meistens einer der spannenden Termine mit einer neu gegründeten Firma, die wieder eine neue Idee hat, zum Beispiel wie man Windenergie mit Drachen einsammeln kann, der mich weiter motiviert, mich für meine Themen einzusetzen.
Dr. Anna Christmann ist seit Januar 2022 Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt und Beauftrage für Startups und Digitale Wirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie ist ausgebildete Politikwissenschaftlerin und ist seit 2017 Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Stuttgart II.
