Dass Zigarettenstummel gerne mal auf dem Boden landen, ist in vielen Ländern ganz normal. So normal, dass es laut der World Health Organisation (WHO) zwei Drittel aller gerauchten Zigaretten betrifft. Auf die ganze Welt gesehen landen somit pro Jahr etwa 4,5 Billionen in der Umwelt. Und wo Zigaretten bekanntlich schon für den menschlichen Körper hochgradig schädlich sind, kann das für die Umwelt auch nicht viel besser sein, oder?
Wer die Frage mit „Ja“ beantwortet, hat vollkommen recht. Denn gerade in den Filtern der Zigaretten, die die schlimmsten Schadstoffe von unserem Körper fernhalten sollen, sammeln sich eben besagte Schadstoffe hochkonzentriert. Wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärt, seien darunter Stoffe wie Arsen, Blausäure und Schwermetalle (z. B. Blei und Kupfer). Und nicht zu vergessen das Nervengift Nikotin. Da diese Stoffe wasserlöslich sind, bedarf es nur eines ca. 30-minütigen Regenschauers, damit die Hälfte der gut 7000 Substanzen in die Umwelt (und ins Grundwasser) gelangen.
Und damit nicht genug. Auch der Filter selbst gibt bei der langjährigen Zersetzung Mikroplastik an seine Umwelt ab, da er aus Kunststoff besteht. All diese Stoffe schaden Fischen, Vögeln und Kleinsttieren und schädigen somit auch das Ökosystem. Zusätzlich zu diesen unschönen Folgen, bringen sie außerdem noch schlechte Nebeneffekte mit sich: Sie begünstigen z. B. das Wachstum von giftigen Blaualgen in Gewässern, wie das Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin herausfand.
Kommunale Lösungsansätze
Wie man dem Ganzen Herr werden soll, dafür gibt es noch keine Gesamtlösung. Der Leiter der Stabsstelle Umwelt & Klimaschutz Bernd Schott aus Tübingen, ist der Problematik gegenüber eher pessimistisch eingestellt. Zwar gäbe es in den Bundesländern bereits verwendbare Bußgelder für das achtlose Wegwerfen von Zigaretten, jedoch sei der damit verbundene Aufwand für die Ordnungsämter kaum zu stemmen. Denn da die Ordnungshüter – anders als die Polizei – niemanden festhalten dürften, sei es für die Übeltäter sehr einfach, sich vor dem Bußgeld zu drücken. Für ihn wäre eine flächendeckende Aufklärung zum Thema ein möglicher Schlüssel, um die schiere Menge an weggeworfenen Zigarettenstummel zu reduzieren.
Der Umweltaktivist Arno Meyer von cleanup.saarland e. V. ist dagegen der Ansicht, dass das mit der Aufklärung schon zur Genüge versucht wurde und nicht wirklich weiterhilft. Er plädiert für die Einführung einer Pflicht zum Mitführen eines Taschenaschenbechers, denn diese könne man leichter stichprobenartig überprüfen und für Verstöße Bußgelder verhängen.
Doch egal, wie man versucht die Lösung anzugehen, die Zigaretten sind längst nicht mehr das einzige Tabakproblem in Deutschland. Seit ein paar Jahren gibt es noch eine zusätzliche Umweltbelastung in Form von Einweg-Vapes. Diese elektronischen Produkte werden ebenfalls häufig einfach ins Gebüsch geworfen und selbst wenn sie ihren Weg in den Mülleimer finden, gehören sie auch dort nicht hin. Denn als Elektroartikel mit einer Batterie oder Akku, müssen sie gesondert entsorgt werden. Dabei könnte nur die Einführung eines Pfandsystems helfen, wie es für gebrauchte Batterien bereits der Fall ist, meint Bernd Schott. Doch auch hier sieht er eher schwarz. Denn in der Politik sieht es nicht so aus, als würde sich zu diesem Thema bald etwas tun.
Ob Zigarettenstummel oder Einweg-Vape – am Ende des Tages hilft es schon, wenn sich jeder an die eigene Nase fast oder vielleicht auch im Freundeskreis daran erinnert, dass solche Erzeugnisse nicht in unsere Umwelt gehören. Denn wenn jeder von uns vor der sprichwörtlichen eigenen Haustür kehrt, ist das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.