Habt ihr euch auch schon öfter darüber geärgert, dass überall Müll herumliegt? Von kleinen Bonbonpapierchen bis zu Autoreifen landet leider alles in der Natur. Vor etwas mehr als fünf Jahren haben wir uns dazu entschlossen, diese Umweltverschmutzungen nicht einfach weiterhin so hinzunehmen und stattdessen lieber selbst aktiv zu werden: Wir gründeten Cleanup Saarland!
Das Tolle ist, dass jeder mit ganz einfachen Mitteln selbst aktiv werden kann. Man benötigt nur eine Mülltüte und etwas Mut, auf seinen Spaziergängen, Gassi-Runden oder auf dem Weg zum Bäcker das aufzusammeln, was nicht in die Natur gehört. So haben sich inzwischen im Saarland mehr als 20 lokale Netzwerke gebildet und etwa 50 Raumpaten gefunden, die aktiv etwas für die Umwelt in ihrer Umgebung tun. Das Besondere ist, dass Cleanup Saarland nicht nur in einer Kommune, sondern im gesamten Bundesland mit etwa 150 Ehrenamtlichen aktiv ist.
Neben den regelmäßigen gemeinsamen Reinigungsaktionen, sogenannten „Cleanups“, beteiligt sich unser Verein auch an regionalen und nationalen Aktionen wie „Saarland picobello“ oder dem „World Cleanup Day“. Unsere Vision besteht allerdings nicht allein aus einer aufgeräumten Umwelt – uns geht es vor allem auch um Prävention und Aufklärung. Daher sind wir bei verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz präsent. Müll in der Umwelt greift in viele Bereiche unseres Lebens ein. Wusstet ihr, dass eine einzige Zigarettenkippe etwa 7000 Giftstoffe enthält und bis zu 1.000 Liter Wasser verunreinigen kann? Unsere ehrenamtlichen Mitglieder klären über solche Gefahren von Müll in der Umwelt auf, bieten gleichzeitig aber auch Lösungen an, indem sie beispielsweise Taschenaschenbecher an Raucher*innen verteilen.

Manchmal trägt man auch ganz unbeabsichtigt und ungewollt zur Umweltverschmutzung bei. Abrieb von synthetischer Kleidung gelangt beispielsweise mit jedem Waschgang in die Umwelt und kommt später über die Nahrungskette wieder zurück zu uns. Waschmaschinenhersteller arbeiten inzwischen zwar an Lösungen für das Problem, doch bis dies Standard wird, kann es wohl noch eine ganze Weile dauern. Abhilfe dafür schaffen spezielle Waschsäcke, die verhindern, dass Mikroplastik über das Abwasser in die Umwelt gelangt.
Mit kreativen Ideen versuchen unsere Ehrenamtlichen, das Bewusstsein für Probleme und ihre Lösungen zu schärfen. Eine lokale Cleanup-Gruppe hat sich beispielsweise am diesjährigen Karnevalsumzug beteiligt und gezeigt, dass man auch ohne Müll sehr viel Spaß haben kann. Mit dabei war ein Schaf, das aus Müll gebaut wurde. Kürzlich gab es für dieses Schaf sogar einen „Almauftrieb“ und das Müllschaf steht zusammen mit echten Schafen auf einer Weide, um Passanten auf die Gefahren von achtlos weggeworfenem Müll aufmerksam zu machen.

Müll ist ein sehr vielschichtiges Thema und kann durchaus spannend sein! Abfälle sind nämlich auch immer ein Spiegelbild des gerade herrschenden Zeitgeists. In den letzten drei Dekaden ist er vor allem von Einwegverpackungen aus Kunststoffen geprägt. Eines unserer Projekte ist der Aufbau eines Müllmuseums – denn Müll ist eine kleine Reise in die Vergangenheit. Die Redewendung „Ex und hopp“ wurde in den 1960er-Jahren zum geflügelten Wort, als die Getränkeindustrie das Pfand auf Glasflaschen abschaffte. Beim nächsten Waldspaziergang solltet ihr mal darauf achten, ob ihr nicht die eine oder andere „Ex und hopp“-Bierflasche findet. Diese landeten dann nämlich leider buchstäblich nach dem Austrinken einfach irgendwo in der Natur. Dass Müll achtlos oder vorsätzlich in der Umwelt landet, kann daher als erlerntes Verhalten vorheriger Generationen betrachtet werden. Unser kleines virtuelles Müllmuseum möchte zeigen, dass früher nicht „alles besser“ war und manche Dinge viel länger in der Natur überleben, als man gemeinhin glaubt.
Das erste Stück Plastik, das nach seiner Erfindung in die Umwelt geworfen wurde, liegt heute noch dort und weitere 5 Milliarden Tonnen sind hinzugekommen. Jeder Mensch hat die Wahl, ob er den Müll aufhebt oder ihn für nachkommende Generationen liegenlässt. Irgendjemand muss das Problem lösen. Es jungen Menschen und zukünftigen Generationen zu überlassen, ist schon sehr unfair. Überhaupt ist Müll immer unfair – selbst wenn er in einem öffentlichen Mülleimer landet. Denn in diesem Fall zieht einer daraus einen Nutzen – alle Nachteile, Schäden und Kosten hingegen muss die Gesellschaft tragen. Wenn die eigene Schultoilette seit Jahren nicht saniert wurde, dann liegt das vielleicht auch daran, dass so viele Menschen in eurer Gegend ihr Eis aus einem Einwegbecher statt aus einer Waffel oder einem Mehrwegbecher gegessen haben.
Es gibt so viele Probleme auf der Welt und die haben wir alle gemeinsam selbst verursacht. Da tut es richtig gut, wenn man auch an der Lösung der Probleme arbeiten kann.

Nicole Glücklich arbeitet in der Medienbranche und ist erste Vorsitzende von cleanup.saarland e. V. Gerade ist sie dabei, ihr Masterstudium im Bereich der Interdisziplinären Umweltwissenschaften abzuschließen.