Donnerstag, 25. April 2024

Es wird Zeit

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Jörn Fieseler
Jörn Fieseler
Jörn Fieseler leitet die Berliner Redaktion des Behörden Spiegel und ist der Meinung, dass man mit Gelassenheit leichter durch's Leben kommt.

Wie in jeder Tarifrunde suchen Arbeitgeber und Gewerkschaften nach den Argumenten, die für ihre Positionen am besten sind. Verdi und der DBB erwarten genauso wie die Beschäftigten, dass dem Applaus zu Beginn der Corona-Krise nun Taten folgen. Die zentrale Forderung lautet daher 4,8 Prozent mehr Gehalt, mindestens 150 Euro. Untermauert wird dies mit Verweis auf die positiven Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2021.

Angesichts aktuell einbrechender Steuereinnahmen und steigenden Ausgaben ist diese Forderung vor allem für die kommunalen Arbeitgeber ein Unding.

Beide Argumentationen sind richtig, aber auch zwei Seiten ein und derselben Medaille. Das Entgelt wird in den Verhandlungen erst zuletzt geklärt. Vorher diskutieren beide Seiten über strukturelle Erwartungen. Dazu sind richtigerweise zwei separate Verhandlungstische aufgemacht worden: für den Gesundheits- und Pflegebereich einerseits und die Sparkassen andererseits. Doch deutlich mehr Gewicht kommt der Angleichung der Arbeitszeit zwischen Ost und West von 40 auf 39 Stunden zu. Das wird für die Kommunen zwischen Schwerin, Illmenau, Görlitz und Greifswald teuer. Allein die Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichem Hehalt entspricht laut kommunalen Arbeitgebern einer Entgelterhöhung von 2,6 Prozent. Hinzu kommt, dass bei gleichem Arbeitsaufkommen beispielsweise in einer Stadt mit 25.000 Einwohnern und 150 Beschäftigten eine rechnerische Kompensation von vier Neueinstellungen nötig würden, damit keine Mehrarbeit entsteht.

Hier muss mindestens ein Weg zur schrittweisen Angleichung gefunden werden, ähnlich wie bei der Jahressonderzahlung im Jahr 2018. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung sind solche Ungleichheiten nicht länger hinzunehmen.

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