Donnerstag, 18. April 2024

Nachhaltige Zukunftskommune

Heimat gestalten

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Wie können wir uns den Herausforderungen des demographischen Wandels stellen? Wie können wir unsere Zukunft gemeinsam gestalten? Diese und viele weitere Fragen stellt man sich in der Verbandsgemeinde Daun, die mit ihren rund 23.000 Einwohner*innen mitten im Herzen der Vulkaneifel liegt, bereits seit 2010 im Rahmen des sog. WEGE-Prozesses.

Doch was verbirgt sich hinter dem WEGE-Prozess? WEGE steht für Wandel erfolgreich gestalten! Hierunter versteht man einen Bewusstseinsbildungsprozess, der darauf zielt, die Verbandsgemeinde Daun mit ihren 38 Ortsgemeinden und den 10 Ortsteilen im Hinblick auf den demographischen Wandel zukunftsfähig aufzustellen. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die aktive Beteiligung der Bürger*innen, die gemeinsam dafür eintreten, eine gute regionale Daseinsvorsorge sicherzustellen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Daher bietet das WEGE-Büro der Verbandsgemeinde Daun seit 2016 u. a. sogenannte „Zukunftskonferenzen“ in den Dörfern an.

Zukunftskonferenzen sind eine Methode, um in Großgruppen Ziele zu erarbeiten, gemeinsame Werte zu entdecken und aus Visionen einen konkreten Handlungsplan zu entwickeln. Alle Teilnehmer*innen bringen ihre vielfältigen Perspektiven ein, lernen voneinander, planen konkrete Maßnahmen, erkennen Gemeinsamkeiten und entwickeln ein übergeordnetes gemeinsames Ganzes. Aus den Zukunftskonferenzen bilden sich Arbeitsgruppen, in denen die Dorfbewohner*innen die Zukunft ihres Heimatortes aktiv mitgestalten.

So auch in der Ortsgemeinde Bleckhausen. Im Jahr 2017 fand dort erstmalig eine Zukunftskonferenz statt. Die teilnehmenden Einwohner*innen beschäftigten sich aktiv mit der Gestaltung ihres Dorflebens. Hieraus bildeten sich viele Gruppen und Initiativen, die Dinge anpacken und umsetzen. Dieses Engagement wurde im November landesweit vom Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz mit der Auszeichnung als „Zukunftskommune“ in der Kategorie Nachhaltigkeit honoriert. Bleckhausen sei ein Beispiel dafür, wie das Leben und die Zukunft in den Dörfern gestaltet werden kann.

Erster Beigeordneter Otmar Monschauer, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Ortsbürgermeister Markus Göbel und Ralph Spiegler, Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes, bei der Preisverleihung (v. l. n. r.). (Foto: GStB)

Doch was haben die Bleckhausener*innen alles in die Tat umgesetzt? Seit ca. zwei Jahren engagieren sich Jung und Alt bei dem Dorfhühnerprojekt und versorgen gemeinschaftlich 20 Hühner. Seit Beginn des Jahres gibt es zudem zwei Bienenstöcke auf dem Mehrgenerationenplatz, die gemeinsam betreut werden. Auch beteiligt sich die Ortsgemeinde am Projekt InsektenOase des Landkreises Vulkaneifel, sodass Blühstreifen und Bienenweiden im Ort angelegt wurden. Seit einem Jahr besteht weiter das Angebot der sog. Jugendwerkstatt, ein Gemeinschaftsprojekt der Ortsgemeinde und der Jugendpflege der Verbandsgemeinde Daun. Einmal im Monat treffen sich die Jugendlichen und erleben die Natur, verarbeiten heimische Produkte und haben gemeinsam Spaß. Das Miteinander im Dorf wird gefördert. Auch die nachhaltige Waldbewirtschaftung ist Thema in Bleckhausen. So gibt es beispielsweise eine eigene Weihnachtsbaumkultur aus ökologischem Anbau oder ein Wohnhaus, welches vollständig aus lokalen Holzbeständen der Ortsgemeinde erbaut wird. Ein weiteres Highlight ist der Dorfmarkt, bei dem regionale Erzeugnisse und Produkte ausgestellt und verkauft werden.

Doch damit nicht genug. Die Ideen gehen den „Bläckesern“, wie sie hier umgangssprachlich genannt werden, noch nicht aus. Neben der Weiterführung der Projekte ist auch eine große Streuobstwiese geplant, auf der für jedes Kind im Ort ein Obstbaum gepflanzt wird. Im November 2022 hat außerdem die zweite Zukunftskonferenz stattgefunden, bei der viele neue Ideen entwickelt wurden und sich erneut gezeigt hat, dass das Miteinander im Dorf großgeschrieben wird. Im Fokus der weiteren Überlegungen stehen jetzt die Kommunikation und Vernetzung untereinander, die Gründung eines Dorfvereins, die Einrichtung eines Backes in der Dorfscheune bis hin zu einem Dorfladen mit regionalen Produkten. Aber auch Aufräumtage oder die Fertigstellung des Spiel- und Bouleplatzes sowie ein Jugendforum, bei dem Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre Ansätze für Bleckhausen zusammenzutragen, sind geplant.

Die Ortsgemeinde Bleckhausen zeigt eindrucksvoll, was Bürger*innen gemeinschaftlich auf den Weg bringen können. Dieses Engagement ist in der Verbandsgemeinde Daun auch in vielen weiteren Dörfern zu beobachten, die sich ebenfalls auf den WEG gemacht haben. So entwickelte sich aus der Zukunftskonferenz in der Ortsgemeinde Schönbach beispielsweise das Projekt „Kartoffelkönige“, bei welchem Jung und Alt gemeinschaftlich Kartoffeln anbauen, pflegen, ernten, sortieren und verwerten. Neben der Stärkung der Dorfgemeinschaft wird auch das Thema Selbstversorgung in den Fokus gerückt. In anderen Gemeinden entwickelten sich wiederrum Projekte von und für Kinder und Jugendliche, beispielsweise in Form von Entspannungspfaden, Jugendräumen, Erlebnistagen und vielem mehr.

Unterstützt werden die Arbeitsgruppen dabei nicht selten von der Jugendpflege der Verbandsgemeinde Daun. Auch sie bietet Kindern und Jugendlichen tolle heimische Aktivitäten an, bei denen es richtig was zu erleben gibt. Beispielsweise kommen in der Outdoor-Jugendwerkstatt Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 17 Jahren zusammen und verbringen ihre Freizeit am Feuer und im Wald, schnitzen, bauen Häuschen, sägen und hämmern, gestalten Mosaike, gravieren Gläser, kochen gemeinsam oder setzen Kartoffeln. Möglich ist quasi alles, was man praktisch mit den Händen bewerkstelligen kann. Das fördert das Miteinander und stärkt die Persönlichkeit. Neben Jugendfreizeiten können die Kinder und Jugendlichen auch musikalische Angebote wahrnehmen, ein Fahrsicherheitstraining mit einem Trial-Motorrad machen, sich am Drohne fliegen oder Bogenschießen üben, bei Integrationsangeboten neue Kontakte knüpfen und vieles mehr. Ein weiteres Angebot ist auch das mobile Bandsägewerk, durch welches Jung und Alt gemeinsam Holz aus dem eigenen Wald verarbeiten und hieraus etwas Gemeinsames für den Ort bauen bzw. schaffen können. Eben eine ganze Menge Holz.

Neuigkeiten im WEGE-Prozess und weitere Informationen findet ihr hier.


Bürgermeister Thomas Scheppe gemeinsam mit Ortsbürgermeister Markus Göbel (v. l. n. r.). (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Daun)

Bürgermeister Thomas Scheppe setzt den 2010 initiierten WEGE-Prozess in der Verbandsgemeinde Daun fort, um die einzelnen Gemeinden im Hinblick auf den demographischen Wandel zukunftsfähig aufzustellen. Mit auf den „WEG“ hat sich dabei u. a. auch die Ortsgemeinde Bleckhausen gemacht. Ortsbürgermeister Markus Göbel konnte stellvertretend für das Engagement der Ortsgemeinde den Zukunftspreis des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz in Empfang nehmen. Die Ortsgemeinde zeigt beispielhaft, wie Bürger*innen sich engagieren und gemeinsam dafür eintreten wollen, eine gute regionale Daseinsvorsorge sicherzustellen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, um ihre schöne Heimat noch l(i)ebenswerter zu machen.

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