Donnerstag, 18. April 2024

Ist das Internet immer noch Neuland für uns?

Deutschland ein Mehrgenerationenhaus

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Scarlett Lüsser
Scarlett Lüsser
Scarlett Lüsser ist Volontärin in der Online-Redaktion und kümmert sich auch um Social Media und Podcasts. In ihrer Freizeit spielt sie gerne alle Arten von Gesellschaftsspielen.

Bestimmt kennst du diese Situation: Zu Besuch bei den Großeltern kommt häufig entweder: „Ich glaube ich hab das Internet gelöscht, kannst du bitte gleich mal gucken?“ oder „Die Jugend von heute, immer nur an ihren Handys!“ Dass da eine Kluft besteht zwischen jüngeren und älteren Menschen, was digitale Themen angeht, ist wohl allen klar. Aber wie digital-fest sind die Generationen wirklich und wie wirkt sich das insgesamt auf ihren Alltag aus? Diese Fragen lassen sich jedes Jahr ziemlich detailliert verfolgen, denn zu Beginn jedes Jahres erscheint seit 2013 die Studie „D21-Digital-Index“.

Diese soll das „Lagebild zur digitalen Gesellschaft in Deutschland“ abbilden und zeigt auf, wie Neuentwicklungen und der digitale Wandel von der Gesellschaft aufgenommen werden, wie gut sie damit klar kommt und wie gut sie für kommenden Wandel gerüstet ist. Die Studie wird von der Initiative D21 veröffentlicht und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Die Initiative D21 selbst ist ein eingetragener Verein, der laut eigener Aussage „das größte gemeinnützige Netzwerk für die Digitale Gesellschaft, bestehend aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft“ ist. D21 steht dabei sowohl für Deutschland, als auch Digitalisierung im 21. Jahrhundert.

Im Vordergrund der Untersuchungen standen unterschiedliche Themenbereiche, wie z. B. der Digitalisierungsgrad der Bevölkerung, die digitale Lebenswelt der Bürger*innen, digitale Kompetenzen und Teilhabe an digitaler Mehrwertgewinnung sowie die unterschiedlichen Auffassungen zum Einfluss der Digitalisierung auf die Demokratie und die Wechselwirkung mit dem grünen Wandel.

Wer wird wie eingeordnet?

Die Umfragen, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurden, finden seit 2022 auch online statt und befragt wurde die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren in Privathaushalten. Neben anderen Gruppierungen wie z. B. Bildungsgrad und Geschlecht, wurden die Teilnehmenden auch nach Alter in ihre jeweilige Generation eingeordnet:

  • Generation Z: 1996-2009 (aktuell 14-26 Jahre)
  • Generation Y: 1981-1995 (aktuell 27-41 Jahre)
  • Generation X: 1966-1980 (aktuell 42-56 Jahre)
  • Babyboomer*innen: 1956-1965 (aktuell 57-66 Jahre)
  • Nachkriegsgeneration (kurz NKG): 1946-1955 (aktuell 67-76 Jahre)
  • Generation bis 1945 (kurz „älteste Generation“): aktuell 77 Jahre oder älter

Wie gut die befragten Personen sich im digitalen Raum zurechtfinden, beziffert der „Digitalindex“, der anzeigt, wie viel Prozent der Gruppe sich mit den fünf festgelegten Basiskompetenzen auskennt. Darunter fallen:

  • Informationen finden
  • Fotos/Videos mit Smartphone versenden
  • Textprogramm nutzen
  • Smartphonefunktionen anpassen
  • Starke Passwörter verwenden

Und was kam nun raus?

Besonders interessant zu sehen ist, welche Haltung die verschiedenen Generationen gegenüber dem digitalen Wandel einnehmen und wie sich das prozentual auswirkt. Insgesamt wurden sechs Haltungen identifiziert und danach auch eingeordnet. So hat die Kategorie „Genügsame Verdränger*innen“ zum Motto: „Kann ich nicht, brauch ich nicht.“ 59 Prozent  der Befragten gehörten der „ältesten“ Generation an, 29 Prozent der NKG und sieben Prozent den Babyboomer*innen. Besonders Alleinstehende und Renter*innen finden sich in dieser Kategorie wieder, denn sie haben entweder keinen Bedarf oder keine Ansprechperson für digitale Themen und Fragen. Außerdem besteht eine große Distanz zu dem Thema, wodurch sich Angehörige der Kategorie zum Teil abgehängt fühlen. Sie sehen wenig Mehrwert für sich und zeigen so auch wenig Eigenverantwortung, sich mit dem Thema zu befassen.

Nach dieser sehr ablehnenden Kategorie folgen die „Zufriedenen Aussitzer*innen“, getreu dem Motto „Das Nötigste reicht mir vollkommen aus“. Hier befinden sich vor allem Generation X, die Babyboomer*innen und die NKG im niedrigen 20 Prozent-Bereich. Sie sehen die Digitalisierung als Mittel zum Zweck, manche Funktionen sind ganz praktisch aber an vielen „Basisfunktionen“, wie der Verwendung von Suchmaschinen, hapert es. Dadurch, dass viele Menschen in dieser Kategorie z.B. altersbedingt nicht mehr berufstätig sind, müssen sie sich wenig mit technischen Neuerungen auseinandersetzen und sie haben wenig Meinungen oder Ängste zu dem Thema.

Anschließend folgt die „Ablehnende Mitte“ mit dem Motto: „Wo soll das noch hinführen?“ Mit 31 Prozent führt hier die Generation X, gefolgt von Babyboomer*innern und der Generation Y mit je 21 Prozent. Personen in dieser Kategorie beherrschen zwar die Basiskompetenzen, sind bei komplexeren Aufgaben allerdings häufig überfordert. Sie sehen die Digitalisierung als notwendiges Übel an und sind dabei zutiefst skeptisch, denn sie vermuten negative Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft. Hinzu kommt, dass sie wenig das Gefühl haben, daraus einen Mehrwert zu ziehen.

Dem gegenüber steht die „Aufgeschlossene Mitte“, bestehend aus Generation X, der NKG und den Babyboomer*innen im mittleren bis niedrigen 20 Prozent-Bereich. Getreu dem Motto „Auf die Digitalisierung will ich nicht mehr verzichten.“ Menschen, die sich hier einordnen würden, haben Spaß am Digitalen und empfinden es als lebenserleichternd. Bei geringer Komplexität sind sie überdurchschnittlich bewandert, allerdings verlieren sie bei komplexeren Aufgaben den Anschluss. Hinzu kommt, dass auch Teile von ihnen nicht mehr berufstätig sind und auch dadurch den Anschluss an technische Neuerungen verlieren. Zwar sind sie der Digitalisierung gegenüber positiv eingestellt, allerding sehen sie dadurch auch oft nicht die Nachteile oder Gefahren, die diese mit sich bringen kann.

Die beiden letzten Kategorien beinhalten jeweils „Profis“. Zunächst die „Ambivalenten Profis“, die „Zur Digitalisierung sag‘ ich ‚jein‘“ sagen. Hier finden sich 38 Prozent der Generation Y und 35 Prozent der Generation Z wieder, aber auch Generation X ist mit 18 Prozent vertreten. Sie sind digital gut ausgestattet, häufig online und auch kompetenzmäßig überdurchschnittlich stark. Dafür sind sie zwiegespalten, was die Digitalisierung angeht, denn obwohl sie die Vorteile sehen und gut bewandert sind, sehen sie auch die Nachteile und Gefahren deutlich. Zudem fühlen sie einen großen gesellschaftlichen Druck, was das Thema anbelangt.

Zu guter Letzt gibt es noch die „Zuversichtlichen Profis“, nach dem Motto „Die Zukunft ist digital und das ist auch gut so!“ Überwiegend haben sich hier Generation Y und X gesehen mit 35 Prozent und 27 Prozent, gefolgt von Generation Z mit 24 Prozent. Hier herrscht ein intensives und breit gefächertes Nutzungsverhalten, ebenso wie hohe Kompetenzen und hohe berufsbezogene Spezialisierungen. Gerade hier haben sich viele in den letzten zwölf Monaten bezüglich des digitalen Themas weitergebildet und viele könnten auf analoge Alternativen ganz verzichten. Sie sehen die Digitalisierung als überwiegende Chance für die Gesellschaft und sich selbst an.

Das Gesamtbild ist also sehr gespalten, nicht nur von den Meinungen her, sondern auch innerhalb der Generationen. Trotzdem lässt sich natürlich ein gewisser Trend erkennen, mit dem zu rechnen war: Ältere Generationen sind der Digitalisierung gegenüber ablehnend bis skeptisch eingestellt, während jüngere Generationen vor allem das Potenzial sehen und am meisten nutzen, aber dennoch auch die Gefahren erkennen.

Wie steht es mit dir, wo würdest du dich einordnen und wo dein Umfeld? Schreib es uns doch in die Kommentare.

Die ganze Studie umfasst noch ein paar Themen und Aspekte mehr, aber das alles abzubilden, wäre für diesen Beitrag zu viel. Da auch viele unterschiedliche Gesellschaftsgruppen untersucht wurden, haben wir uns im Rahmen dieser Ausgabe auf die Unterschiede zwischen den Generationen beschränkt. Den kompletten D21-Digital-Index 2022/2023 findest du hier.

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