Donnerstag, 25. April 2024

Für mehr Nachhaltigkeit: Digitalisierung in der Landwirtschaft

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Rund eine Million Menschen erzeugen in Deutschland in etwa 270.000 landwirtschaftlichen Betrieben hochwertige Nahrungsmittel. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) dabei, das Potenzial der Digitalisierung für die Landwirtschaft und damit auch für die Ernährung zu nutzen. Hierzu zählen beispielsweise die Steigerung der Produktqualität, Nachverfolgbarkeit, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz.
Wichtige Fragen sind dabei unter anderem, welche Folgen die digitale Umwandlung für die Landwirtschaft und die Agrarbranche hat und wie Landwirtschaft, Umwelt sowie weitere betroffene Bereiche einen Nutzen aus den neuen Möglichkeiten ziehen können (www.ble.de/digitalisierung).

Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr Effizienz, Transparenz und Tierwohl

Die BLE fördert im Auftrag des BMEL derzeit 36 Projekte, die unter Nutzung von KI-Werkzeugen den gesundheitlichen Verbraucherschutz stärken, Transparenz in der Lebensmittelkette schaffen und die Effizienz, Nachhaltigkeit und Ökologie in der Landwirtschaft verbessern.

So will zum Beispiel das Vorhaben „FreshRegio“ durch die Kombination aus moderner Nahinfrarot-Sensorik und KI Qualitätsprüfungen und Haltbarkeitsprognosen von Obst und Gemüse vereinfachen und damit zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung beitragen. Das Projekt „Movi-Q“ entwickelt einen mobilen Prototyp, der mittels KI eine visuelle Qualitätserfassung in der Lebensmittelindustrie (Fleischverarbeitung, Obst- und Gemüseverarbeitung) durchführen kann. Ziel des Vorhabens „KINLI“ ist es, durch KI-basierte Prognosen eine ressourcenschonendere Lebensmittelherstellung zu erzielen und durch eine automatisierte Auswertung von Bildmaterial die Tiergesundheit zu bestimmen. So können Lebensmittel- und Arbeitsressourcen geschont und eine höhere Transparenz in der Lebensmittverarbeitung erreicht werden. Weitere Informationen sowie Steckbriefe aller KI-Projekte finden sich unter www.ble.de/ki; die laufenden Projekte werden von einem zusätzlichen Vernetzungs- und Transfervorhaben (www.ble.de/ki-vut) in ihrer Arbeit unterstützt und begleitet.

Experimentierfelder auf landwirtschaftlichen Betrieben

In 14 digitalen Testfeldern, sogenannten Experimentierfeldern, auf landwirtschaftlichen Betrieben wird untersucht, wie digitale Techniken zum Schutz der Umwelt, Steigerung des Tierwohls und der Biodiversität sowie zur Arbeitserleichterung optimal eingesetzt werden können. Das Vorhaben „DigiSchwein“ konzentriert sich beispielsweise auf eine tiergerechte und ressourcenschonende Schweinehaltung. Ein speziell entwickeltes Datenmodell (Farmmanagementsoftware) soll schweinehaltende Landwirtinnen und Landwirte in ihrer täglichen Arbeit mit den Tieren unterstützen, zum Beispiel in Form eines Frühwarnsystems und durch Sensordaten. Das Experimentierfeld „CattleHub“ entwickelt und etabliert digitale Assistenzsysteme für die gesamte Rinderhaltung, um damit einen Beitrag zum Tierwohl und zur Arbeitserleichterung zu schaffen. Steckbriefe der Experimentierfelder finden sich unter www.ble.de/experimentierfelder.

Zukunftsbetriebe und Zukunftsregionen

Ziel der vom BMEL geförderten Zukunftsbetriebe (Modul 1) ist es, den Nutzen der Digitalisierung für die heimische Landwirtschaft weiter zu erforschen und damit deren zukunftsfähige Entwicklung zu unterstützen. Dadurch sollen landwirtschaftliche Betriebe aller Größen produktiver und wettbewerbsfähiger werden. Ebenso sollen Nachhaltigkeit, Tierwohl, Umwelt-, Natur- und Klimaschutz verbessert werden. Das Vorhaben „RindforNet_SH“ will beispielsweise ein nachhaltiges Forschungsnetzwerk schaffen, um Milchviehbetrieben konkrete Lösungsansätze rund um das Thema „Digital Farming“ anzubieten.

Das Modul 2 (Zukunftsregionen) fördert digital ausgestaltete regionale Wertschöpfungsketten, die möglichst in räumlicher Nähe zu einem Zukunftsbetrieb oder Experimentierfeld angesiedelt sind. In der Zukunftsregion „TiPP“ soll erprobt werden, wie in einer digital geprägten Zukunftsregion unter Einbindung vernetzter landwirtschaftlicher Versuchsbetriebe die regionale Wertschöpfungskette Schwein transparenter, nachhaltiger und tierwohlorientierter gestaltet werden kann (www.ble.de/zukunftsbetriebe_zukunftsregionen).

Theorie und Praxis verbinden

Eine besonders wichtige Aufgabe aller Vorhaben ist der Technologie- und Wissenstransfer, um die Praxis aktiv einzubinden. Dies gelingt zum Beispiel durch Informationsveranstaltungen, Regionalkonferenzen, Feldtage und Workshops.

Für die Experimentierfelder wurde die Internetseite http://farmwissen.de für den Wissensaustausch initiiert. Diese besteht aus einem „Wiki“, das Fachbegriffe zur Digitalisierung in der Landwirtschaft sowie Anwendungen wie GeoBox, GeoDaten oder GIS in Tutorials erklärt. Außerdem wird auf der „OpenDataFarm“ gezeigt, welche Daten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erfasst werden und wie diese einen Mehrwert bringen können. Des Weiteren finden sich verschiedene Praxisbeispiele für die Anwendung der Digitalisierung in der Landwirtschaft.

Auf der Experimentierfeldkonferenz am 27. und 28. April 2023 in Berlin werden die Fortschritte in der Transformation der Landwirtschaft, die durch die Vorhaben erzielt wurden, präsentiert und Handlungsbedarfe aufgezeigt. Ein Austausch mit Teilnehmenden aus Politik, Forschung und Praxis in Form von Vorträgen, Diskussionen und Workshops ist ebenfalls geplant. Ein Link zur Veranstaltungsplattform und Anmeldung wird in Kürze auf www.ble.de/digitalisierung zur Verfügung stehen.


Dr. Antje Fiebig ist promovierte Umweltwissenschaftlerin und stellvertretende Leiterin des Referats Digitalisierung, Künstliche Intelligenz in der Land- und Ernährungswirtschaftin derBundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Bonn

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