Simbabwe leidet unter instabiler Wirtschaft und Inflation. Ob die kürzlich umgesetzte Währungsreform – vom Simbabwe Dollar zu „Simbabwe Gold“ – Besserung bringt, bleibt abzuwarten. Auch der Klimawandel verlangt dem Land im Süden Afrikas vieles ab. Eine der Maßnahmen für wirtschaftlichen Aufschwung: den Tourismus mit der heimischen Gastronomie verbinden. Eine Frau, die diesen „Gastronomietourismus“ voranbringen will, ist Simbabwes Tourismusministerin Barbara Rwodzi.
„Der Tourismus ist neben der Landwirtschaft, der verarbeitenden Industrie und dem Bergbau eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft“, erklärte Rwodzi im Behörden Spiegel-Interview auf der diesjährigen Tourismusmesse ITB in Berlin. Die 49-jährige von der Regierungspartei Zimbabwe African National Union – Patriotic Front (ZANU–PF) ist Simbabwes Minister of Tourism and Hospitality Industry. Das Wort Gastfreundschaft steckt also schon in ihrer Berufsbezeichnung und nimmt eine entsprechend wichtige Rolle in den Planungen des Landes ein. 2018 habe Simbabwe mit 2,5 Millionen Touristenankünften einen Höhepunkt verzeichnet. Nachdem die COVID-19-Pandemie den Tourismussektor schwer getroffen habe, erhole sich dieser langsam wieder: „In den letzten drei Jahren wuchs unsere Tourismusbranche mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 62 Prozent bei den internationalen Touristenankünften”, so Rwodzi. Der wichtigste Herkunftsmarkt sei Europa mit 200.000 Ankünften pro Jahr. Auf der ITB präsentierte die Ministerin die neue Tourismusmarke des Landes: „Simbabwe – Welt der Wunder“.
Infrastruktur ausbauen und Kultur bewahren
Naturwunder wie die beeindruckenden Viktoriafälle an der Grenze zu Sambia gibt es in Simbabwe genug. Um noch mehr Touristen zu Orten wie diesem zu locken, treibe die Regierung von Simbabwe die Modernisierung bestehender Verkehrssysteme voran, so Rwodzi. Flughäfen und Straßen würden bestmöglich an internationale Standards angepasst, neue Gebiete wie Binga, Kanyemba und Tugwi Mkosi für die touristische Entwicklung erschlossen. Dazu brauche es allerdings „mehr Partner für Investitionen in den Bereichen Verkehr, Unterbringung und Freizeiteinrichtungen“. Diese Partner versucht Rwodzi, die als CEO des Textilunternehmens BarRue Knitwear Erfahrungen in der freien Wirtschaft sammelte, ins Boot zu holen. Darüber hinaus verfolge Simbabwe einen „Cluster-Ansatz“, der den Schutz und die Förderung des kulturellen Erbes beinhalte. Als Teil dessen habe die First Lady des Landes, Dr. Auxillia Mnangagwa, den „Gastronomietourismus“ ins Leben gerufen. Dieser soll die Tradition und Kultur Simbabwes bewahren und „eine gesunde Lebensweise sowie die nationale Identität“ fördern. Mit anderen Worten: Landestypische Küche als Erfolgsfaktor für mehr Tourismus.
Tourismus und Klimaschutz im Einklang
Der Klimawandel bringt immer wieder Dürren mit sich und belastet Simbabwe Agrarwirtschaft. Auch die Wildtiere, die ein wichtiger touristischer Faktor sind, leiden unter Hitze und Wasserknappheit. Daher setzt Rwodzi, die zuvor „Ministerin für Umwelt, Klima, Tourismus- und Gastfreundschafts-Industrie“ war, auf ein Programm für grünen Tourismus. So seien alle neuen Einrichtungen „verpflichtet, grüne und nachhaltige Tourismuspraktiken einzuhalten“. Doch klimafreundlicher Tourismus hat seinen Preis. Solarzellen oder Windturbinen zur Versorgung von Ferienanlagen, Infrastruktur für die Wasser- und Abfallwirtschaft, Lösungen zur Dekarbonisierung oder der Bau klimaresilienter Einrichtungen kosten viel Geld – und brauchen vor allem auch internationale Investoren, um Simbabwes Tourismus nachhaltig zu gestalten. Studien hätten gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Entscheidung der Reisenden und der Nachhaltigkeit eines Reiseziels gibt, erklärt Rwodzi. Nachhaltiger Tourismus könnte sich für Simbabwe im besten Fall als Win-Win-Win-Situation erweisen: das Land nachhaltiger machen, den Tourismus attraktiver machen und die Wirtschaft des Landes insgesamt nach vorne bringen.