Mittwoch, 9. Juli 2025

KI in der Bundesverwaltung

Digital - aber sicher!

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Das Anwendungslabor für Künstliche Intelligenz und Big Data (KI-Lab) am Umweltbundesamt (UBA) zeigt, wie KI und Datenanalyse eine datenbasierte Politikberatung fördern und Verwaltungsprozesse effizienter gestalten können – und setzt Maßstäbe für die verantwortungsvolle Entwicklung von KI-Anwendungen.

Bürgerbeteiligung neu gedacht

Im Zuge der Bürgerbeteiligung haben Menschen und Institutionen die Möglichkeit, ihre Meinungen bei staatlichen Vorhaben einzubringen. Bei Großprojekten wie der nuklearen Endlagerstandortsuche eine Herausforderung: über 300.000 Stellungnahmen müssen von der zuständigen Behörde ausgewertet werden. Gemeinsam mit dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hat das KI-Lab eine Anwendung entwickelt, die eine effiziente Prüfung von Stellungnahmen erlaubt. Mit Hilfe von maschinellem Lernen werden Argumente identifiziert, Duplikate gefiltert und Inhalte thematisch geordnet. Durch die strukturierte und transparente Herangehensweise bleibt Beteiligung auch bei komplexen Themen für Bürger*innen sichtbar und für Verwaltungen praktikabel.

Schnellere Verfahren, bessere Entscheidungen

Auch bei Planungs- und Genehmigungsverfahren – etwa bei der Zulassung von Windrädern – kann KI Prozesse beschleunigen, ohne Umweltstandards zu gefährden. In Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium und den Ländern wurden 45 KI-Maßnahmen identifiziert, die (Umwelt-) Daten gezielt nutzbar machen und evidenzbasierte Entscheidungen unterstützen.

KI als Werkzeug für die Verwaltung

Beispiele dafür, wie KI die Verwaltung nicht ersetzt, sondern stärkt: ein Werkzeug für die Mitarbeitenden, mit dem sie selbstwirksam und datengetrieben schneller Entscheidungen treffen können, besonders bei der Sichtung komplexer Inhalte. Dabei geht es auch um Effizienz und Ressourcenverbrauch. Statt eines ressourcenintensiven großen Sprachmodells nutzte das KI-Lab für das BASE als Grundlage ein klassisches KI-Modell, das einen deutlich geringeren Energiebedarf hat als bspw. Chat-GPT. Für das KI-Lab steht eine verantwortungsvolle Entwicklung im Vordergrund – unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Auswirkungen.

Kulturwandel statt Technik-Hype

Doch das KI-Lab will mehr als nur technische Tools entwickeln. Es steht für ein neues Verständnis von Verwaltung, die interdisziplinär und kollaborativ lernt, denkt und arbeitet. In Workshops, Coachings und co-kreativen Formaten unterstützt das Team andere Behörden – primär im Umweltressort – beim Aufbau eigener KI- und Datenkompetenzen. Ziel ist es Verwaltung als einen Ort für Innovation, Verantwortung und Zusammenarbeit zu etablieren.

Vom Satellitenbild bis zum Artenschutz

Ob bei der Analyse von Luftqualität, der Erkennung von Windrädern in Satellitenbildern oder beim Aufspüren illegaler Verkaufsanzeigen geschützter Tierarten – das KI-Lab hat inzwischen über 70 Use Cases identifiziert und viele davon bereits umgesetzt. Immer im Fokus: Verwaltungsmodernisierung, Nachhaltigkeit und Transparenz.

Das Team des KI-Lab
Das KI-Lab am UBA ist eine Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. An den Standorten Berlin, Leipzig und Dessau-Roßlau arbeitet ein 30-köpfiges Team aus Data Scientists, Softwareentwickler*innen, Projektmanager*innen und anderen daran, die digitale Transformation der Verwaltung voranzubringen –  agil, kollaborativ und lernbereit.
Für junge Talente zeigt das KI-Lab, dass Arbeiten im öffentlichen Dienst mehr sein kann als Paragrafen und Papierakten – nämlich ein Ort, an dem gesellschaftlicher Wandel mitgestaltet wird.


(Foto: Privat)

Simon Becker ist Programm- und Innovationsmanager im Anwendungslabors für Künstliche Intelligenz und Big Data (KI-Lab)  am Umweltbundesamt und gestaltet den methodischen Entwicklungsprozess sowie die strategische Ausrichtung des KI-Lab.

(Foto: Britta Gleiminger)

Stefanie Müller ist Coach und Scrum Master im Anwendungslabor für Künstliche Intelligenz und Big Data am Umweltbundesamt und unterstützt dort bei den Themen agiles Arbeiten, Coaching und Facilitation.

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