Donnerstag, 28. März 2024

Der Public Value von Kultur-Events

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Die Bedeutung von Kultur-Events der Verwaltung nur auf den Aspekt Finanzen zu reduzieren, ist der falsche Ansatz. Ihr Mehrwert – also der Public Value – ist vielschichtig.

Die Auswirkungen von erfolgreichen kulturellen Veranstaltungen der Verwaltung auf das Gemeinwohl bzw. den Public Value ist bisher noch nicht umfassend erforscht worden. Gibt es überhaupt eine Verknüpfung, und wenn ja, wie lässt sich diese darstellen?

Public Value

Die am häufigsten verwendete deutschsprachige Definition bzgl. Public Value stammt von dem Sozialwissenschaftler Timo Meynhardt und lautet „Wertschöpfung zum Gemeinwohl“. Kulturveranstaltungen der öffentlichen Hand erzielen also möglicherweise einen positiven Mehrwert, sofern diese Veranstaltungen auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten sinnvoll umgesetzt werden.

Wirkungsgeflecht

Neben dem Public Value stehen weitere zentrale Themen im Fokus von Kultur-Events der Kommunen, nämlich Finanzen, Strategie, Projektmanagement, Marketing und Politik.

Die einzelnen Zusammenhänge der ausgeprägten Faktoren bilden ein Wirkungsgeflecht. Es verbindet die kritischen Größen in Kreisläufen miteinander und zeigt deren gegenseitige Beeinflussung. (Grafik: Eckert)

1. Politik

Kultur Events der Verwaltung basieren auf Vorgaben der politischen Führung, zählen zu den öffentlichen Gütern und sind Teil der Daseinsvorsorge. Zwei direkt durch die Politik beeinflusste Faktoren sind die digitale Transformation und das wirksame Führungsverhalten. Die Politik hat erkannt, dass Handlungsbedarf in Bezug auf den digitalen Wandel besteht. Und das nicht erst seit Einführung des Onlinezugangsgesetzes.

Eng verbunden mit der Politik ist ihr Einfluss auf die sozialpolitischen Konzepte. Folglich sind die sozialpolitischen Optionen der Integration und Inklusion zu fördern, um barrierefreie Kultur-Events zu ermöglichen und somit einen konkreten Einfluss auf den Public Value zu nehmen. Das Schaffen einer passenden und notwendigen Sicherheitsstruktur hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und zählt zu den Risikofaktoren von Kultur-Events.

2. Finanzen

Die Finanzierung orientiert sich in direkter Weise an den Haushaltsgrundsätzen sowie den unterschiedlichen Finanzierungsarten des kommunalen Trägers. Unvorhergesehene Ereignisse, wie beispielsweise die aktuelle Corona-Pandemie, beeinflussen maßgeblich den finanziellen Sektor und können die Durchführung von Events erheblich beeinflussen oder gar stoppen. Die Kosten- und Erlösstruktur, sowie Angebot und Nachfrage haben einen erheblichen Einfluss auf die Strategie von Veranstaltungen und findet sich im Geschäftsmodell wieder.

3. Strategie

Wichtig ist, eine Strategie zu finden, die zur jeweiligen Kommune und deren Kultur-Event passt. Die Kommune entscheidet selbst, was ihre Mission und Vision des Kultur-Events ist. Die Mission steht für den Zweck, die Vision für das Ziel der Veranstaltung. Im Geschäftsmodell selbst werden alle Faktoren der Veranstaltung dargestellt.

Es sollten die zur Kommune passenden Kultur-Events im Rahmen der Strategie ausgewählt und im Rahmen des Projektmanagements schlüssig umgesetzt werden.

4. Projektmanagement

Essenziell ist die Entwicklung eines Projektstrukturplans und eines darauf aufbauenden Projektplans, sowie den hierfür notwendigen Arbeitspaketen. Einerseits beeinflusst der Projektstrukturplan das beteiligte Marketing als auch in direkter Weise die Strategie, welche sich in der laufenden Umsetzung stetig verändern kann. Daraus resultieren gegebenenfalls neue Arbeitspakete.

Durch effektives Projektmanagement können die wirtschaftlichen Ressourcen und Aktivitäten um Sinne von Nachhaltigkeit sinnvoll gelenkt werden. So kann das Kultur-Event transparent und ergebnisorientiert geplant und durchgeführt werden.

5. Marketing im Sinne von Verwaltungsmarketing

Die digitale Transformation verändert Marketingprozesse und ermöglicht eine überregionale Akquise von Kund*innen. Die Nutzung neuer Medienformen bedarf einer personellen Umstrukturierung. Durch den Einbezug von Marketing mit dem Fokus auf Regionalität wird Vertrauen in das Kultur-Event samt dahinterstehender Verwaltung aufgebaut und folglich der Public Value gesteigert.

Verwaltungsmarketing hat einen erheblichen Einfluss auf die Identifikation mit einer Veranstaltung und folglich der Akzeptanz von Bürger*innen und Politik. In einem ersten Schritt ist die Identität das Kultur-Events zu klären und welchem Zweck es dienen soll (Unterhaltung, Bildung, etc.). Im zweiten Schritt erfolgt die marktgerechte Positionierung. Die gesamte Wirkungskette beeinflusst den Public Value wiederum positiv.

Positive Bilanz

Eine durchdachte Konzeption von Veranstaltungen führt zu einer gesteigerten Zufriedenheit bei den Bürger*innen, was sich wiederum in einem höheren Vertrauen in den Staat und dessen Organe niederschlägt.

Public Value ist nur dann wirksam, wenn er auch nachhaltige Erfolge mit sich bringt und nicht nach einem kurzfristigen Erfolg wieder verschwindet. Existenzsicherung, Chancengleichheit, Partizipation und die Erweiterung sozialer Ressourcen wirken sich in direkter Weise auf den Public Value aus.

In finanzieller Hinsicht muss man außerdem bedenken, dass die Besucher*innenzahlen auch an die Preise geknüpft sind. Je nach Kultur-Event ist daher zu kalkulieren, welche Preise in welchem Umfang die Gäste anlocken oder eher abschrecken. Die Preise haben also zwangsläufig einen Einfluss auf die Wertschätzung und folglich der Wertschöpfung bei den einzelnen Individuen.

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich individuelle Bedürfnisse sind. Das Aussterben von Innenstädten, verbunden mit Existenzängsten sowie das Ausbleiben von kulturellen Aktivitäten sind zwei Folgen hiervon. Die Natur zeigt dem Menschen auf, dass die Wertschöpfung zum Gemeinwohl bzw. das kulturelle Verständnis keine Selbstläufer sind und man diese Umstände nicht vergessen darf.

Vielleicht ist es sogar auf lange Sicht nützlich, dass der Kultursektor durch die aktuellen Corona-Beschränkungen in den Fokus gerät. Die politische Führung, welche über die Förderung von kulturellen Aktivitäten entscheidet, hat nun die Chance, sich über die Notwendigkeit und Nachhaltigkeit von kultureller Entwicklung bewusst zu werden und der Kultur als Public-Value-Katalysator einen höheren Stellenwert beizumessen.

Steffen Eckert ist im Bereich Verwaltung, aktuell in der Bauaufsicht, tätig. Ehrenamtlich engagiere er sich bei der Fußballschule von Eintracht Frankfurt. Im Rahmen seines Bachelor-Studiums hat er sich mit der Wichtigkeit von nachhaltigen Kultur-Events für die Gesellschaft beschäftigt. Das Ergebnis ist ein Wirkungsgeflecht, welches die Wertschöpfung zum Gemeinwohl in den Kontext mit öffentlich-rechtlichen Veranstaltungen bringt.

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