Donnerstag, 28. März 2024

Noch lange nicht am Ende

Reduce - Reuse - Recycle

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Einstige Polizeifahrzeuge haben oft ein „zweites Leben“

Nimmt man die Strecke einmal um die Welt zum Maßstab, so umrunden die vielen Polizeifahrzeuge alleine in Niedersachsen die Erdkugel rund 2.000 Mal – jedes Jahr! Das ist eine beeindruckende Laufleistung der gesamten Flotte von insgesamt 80 Millionen Kilometer. Da versteht es sich von selbst, dass wir neben einer wirtschaftlichen im Sinne der Nachhaltigkeit auch eine ökologische Verantwortung tragen und wahrnehmen. Vor diesem Hintergrund achten wir nicht nur beim Ankauf von neuen Fahrzeugen auf größtmögliche Umweltverträglichkeit. Wir setzen auch alles daran, dass beispielsweise ausrangierte Funkstreifenwagen nach ihrer Zeit in der Polizei nicht einfach nur verschrottet, sondern weiter verwertet und noch möglichst lange außerhalb der Polizei auf den Straßen unterwegs sein können. Das Stichwort dazu ist ökonomisch und ökologisch nachhaltige Mobilität.

Werfen wir dazu einen kurzen Blick zurück: Bis 2009 kümmerten sich alle Polizeibehörden Niedersachsens selbst sowohl um den Ankauf als auch die Aussonderung von Fahrzeugen. Nicht zuletzt um Kosten zu senken und notwendige Abläufe deutlich zu verbessern, richteten Verantwortliche zu dem Zeitpunkt das nun zentrale Fuhrparkmanagement (FPM) in der ZPD NI ein. Aufgabe der wichtigen Servicedienststelle in der Polizei Niedersachsen ist es seitdem, alle wesentlichen Aufgaben rund um Dienstfahrzeuge zu koordinieren – bis hin zur Aussonderung. Den Rahmen dazu steckt die Richtlinie über Dienstkraftfahrzeuge in der Landesverwaltung ab. Darin heißt es unter Ziffer 4.1 in leicht sperrigem Behördendeutsch: „Auszusondernde Dienstkraftfahrzeuge sind durch Presseanzeige oder in geeigneter Form im Internet zum Verkauf gegen Höchstgebot zu annoncieren und mindestens zum Schätzwert (ggf. zuzüglich der Schätzkosten) zu verkaufen.“

Bis zum Jahr 2012 hieß es dazu an den Standorten Braunschweig, Oldenburg, Göttingen, Stade, Hildesheim und Hannover regelmäßig: „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – verkauft!“ Tatsächlich kamen bis zu der Zeit eine Vielzahl von Polizeiautos und -motorrädern „unter den Hammer“ des in Niedersachsen weithin bekannten Auktionators Günther Poppe. Das übrigens sehr zur Freude der sogenannten Staatskasse, denn ihm gelang es fast jedes Mal, das gesamte Angebot einer Auktion zu versteigern.

Im Zuge der Digitalisierung von Verwaltungsabläufen findet die Versteigerung von ausrangierten Fahrzeugen der Polizei Niedersachsen inzwischen seit zehn Jahren ausschließlich im Internet statt – unter der vom Hauptzollamt Gießen betriebenen Plattform www.zoll-auktion.de. Dort finden sich aber nicht nur Angebote aus dem Norden. Viele Behörden aus ganz Deutschland nutzen aktuell diesen hilfreichen Service. Die Idee dahinter ist schnell erklärt: Über die Online-Auktion erweitert sich der Kreis der Interessierten deutlich. Ebenso erhöht sich damit natürlich auch die Chance auf größere Einnahmen. Nach einer einfachen Registrierung steht diese Online-Auktion übrigens allen Interessierten zur Verfügung. Da die ausgedienten Polizeifahrzeuge ihre „besten Tage“ meistens schon lange hinter sich haben, werden sie bis auf wenige Ausnahmen in der Rubrik „Unfall- und Bastlerfahrzeuge“ angeboten.

Wann wird es eigentlich Zeit für die „letzte“ Streifenfahrt? Wie auch bei Privatfahrzeugen gelten sowohl das Alter als auch die zurückgelegte Laufleistung als bedeutende Entscheidungsgröße. Unter dem Strich ist es tatsächlich eine individuelle Bewertung nach feststehenden Kriterien, ob unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten ein wirtschaftlicher Betrieb noch lohnenswert erscheint. Mit anderen Worten: Je öfter ein Auto über den normalen Service hinaus in die Werkstatt und dort repariert werden muss, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es aus wirtschaftlichen Gründen ausgesondert wird. Das müssen nicht in jedem Fall immer viele Kilometer auf dem Tacho sein. Anders sieht es bei Unfall- oder gar Totalschäden aus. In diesen Fällen ist es nicht schwer eine Entscheidung zu treffen.

Ist die Entscheidung im Einzelfall getroffen, folgen sogleich weitere Schritte: Als erstes sorgen Fachleute in der Werkstatt dafür, dass ein Fahrzeug zunächst in seinen ursprünglichen Zustand „zurückgebaut“ wird. Hintergrund dazu: Die Polizei nutzt bis auf wenige Ausnahmen herkömmliche Serienfahrzeuge unterschiedlicher Hersteller. Diese Modelle werden dann beispielsweise um digitale Funkgeräte, Blaulicht, Martinshorn sowie weitere technische Details ergänzt, bevor sie für die Polizei auf die Straße gehen. Diese „polizeispezifische Ausstattung“ muss natürlich wieder ausgebaut werden. Ebenso müssen die aufgeklebten Folien mit dem Schriftzug „Polizei“ entfernt werden. Bevor ein Auto dann als Angebot auf der Auktionsplattform eingestellt wird, wird es noch fotografiert und mit einer ausführlichen Beschreibung über den technischen sowie Allgemeinzustand (Gibt es Beschädigungen oder Defekte?) ausgestattet, die auch das Mindestgebot bei der Auktion enthält.

Ein interessantes Detail zum Schluss: Aus dem gesamten Fuhrpark der Polizei Niedersachsen gehen jährlich knapp zehn Prozent, das sind zwischen 300 und 350 Fahrzeuge, den Weg in die Aussonderung. Dabei erzielt jede Auktion einen durchschnittlichen Erlös von 2.500 bis 3.000 Euro. Der Finanzminister freut sich über die dadurch generierten Einnahmen, die unmittelbar den Weg zurück in den Landeshaushalt finden. Die Gewinner*innen der Online-Versteigerungen, das sind oft kommerzielle Unternehmen, freuen sich dagegen über Autos oder Motorräder, die entsprechend aufbereitet oder mindestens in Form von Ersatzteilen entweder selbst genutzt werden oder durch einen Weiterverkauf den Weg zurück auf die Straße finden.

Fazit zum Schluss: Die Zeiten von „ex und hopp“ sind in der Polizei Niedersachsen bereits seit Jahrzehnten passé. Stattdessen hat ein modernes Flottenmanagement Einzug gehalten, in dem es darum geht, nicht nur wirtschaftlich nachhaltig zu agieren, sondern auch ökologisch vernünftig. Und so wie sich das Thema Mobilität in unserer Gesellschaft insgesamt weiterentwickelt, wird auch unsere Organisation künftig weiter einen wichtigen Beitrag dazu leisten – in jeder Hinsicht!


Andreas Schacht ist Polizeihauptkommissar. Er arbeitet in der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD NI) und ist dort in der Abteilung 3 mit den Themen Mobilität und Einsatzmittel seit Jahren Koordinator für den Landesfuhrpark mit insgesamt gut 4.300 Kraftfahrzeugen – vom Motorrad über Streifenwagen bis hin zu Lastkraftwagen und Wasserwerfern. In seiner Funktion kümmert er sich auch um die Aussonderung und die Wiederverwertung (Stichwort: „Reuse“) der Einsatzmittel.

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