Jeder, der schon einmal an bestimmten Tagen auf die Deutsche Bahn angewiesen war, kennt das Problem: Ob du nun pendelst, oder gerade an diesem Tag wo hin musst, ein Streik bei der Bahn macht dir einen Strich durch die Rechnung. Meist erst kurz vorher angekündigt, kann man auch selten noch umplanen und dann steht man an überfüllten Bahnhöfen und hofft, dass vielleicht doch noch ein Zug in die gewünschte Richtung fährt. Gerade für Menschen ohne Ausweichmöglichkeit immer sehr ärgerlich und/oder teuer.
Dabei könnte es so entspannt sein, schaut man sich zum Beispiel die Streiks des öffentlichen Verkehrs in Japan oder Australien an. Hier erscheinen die Bus- und Bahnfahrer*innen trotzdem zur Arbeit. Aber sie verkaufen keine Fahrkarten und kontrollieren sie auch nicht. Auf diese Weise muss keiner der Passagiere leiden, es bevorteilt sie sogar und nur die Unternehmen haben das Nachsehen. Theoretisch wäre das auch in Deutschland möglich – aber da es nicht immer nur die Schaffner sind die streiken, sondern beispielsweise auch Zugführer oder Bahnhofspersonal, würde das natürlich nicht immer funktionieren. Hinzu kommt auch, dass die meisten Karten online oder am Automaten verkauft werden. Das heißt, es würde höchstens zu Einbußen für die Unternehmen kommen, wenn diese Form des Streiks vorher angekündigt würde.
Abgesehen davon streikt Deutschland auch noch vergleichsweise wenig. Schaut man beispielsweise nach Frankreich rüber, bekommt man eine deutlich streitlustigere Streikkultur zu sehen. Sogar ein Generalstreik, der sich nicht gegen Unternehmen, sondern gegen die Regierungspolitik richtet, ist dort möglich – was das Land auch schnell mal lahmlegen kann. In Deutschland ist ein solcher Generalstreik sogar verboten, wenn er aus politischen Gründen passiert.
Aber auch wenn es für gestrandete Passagiere eine ärgerliche Situation ist, so sind solche Streiks aus arbeitsrechtlicher Perspektive sehr wichtig. Denn nur so kann auf die Wichtigkeit der entsprechenden Arbeitsstellen und deren Unzufriedenheit aufmerksam gemacht werden. Möglich machen dies die Gewerkschaften, denn nur sie können zum Streik aufrufen. Ein paar einzelne Arbeitnehmer*innen sind dazu nicht berechtigt. Zumindest in Deutschland. Aus diesem Grund schauen wir uns in dieser Ausgabe die deutschen Gewerkschaften mal genauer an und lassen sie zu Wort kommen.