Künstliche Intelligenz in der Kommune
Träumt ihr schon vom Workflow der Zukunft ganz ohne Faxen und Umlaufmappen? Es heißt, Künstliche Intelligenz (KI) wird es richten. Zeitfresser wie Protokolle verfassen, Dokumente auswerten, Reden schreiben und andere administrative Aufgaben werden von den Maschinen übernommen und ihr könnt euch voll auf die eigentlich wichtigen Aufgaben konzentrieren. Und auch andere Aufgaben der Kommunen erledigen sich durch KI quasi von alleine, schnell und effektiv und bürgernah. Paradiesisch! Alles nur Hype oder ist da was dran?
Woran arbeiten wir?
Weil wahrscheinlich nicht nur ihr euch, sondern viele andere sich diese Frage auch stellen, forschen wir am Deutschen Institut für Urbanistik (difu) gerade genau dazu. Wir untersuchen, wie das weltweit eigentlich aussieht mit der KI in unseren Städten und welche Ideen und konkrete Projekte es bereits gibt. Und wir trauen uns sogar einen Blick in die Glaskugel zu werfen, was KI in der näheren Zukunft in Deutschlands Kommunen bringen mag. Ganz exklusiv für euch berichten wir hier schon einmal aus dem Maschinenraum!
Was ist eigentlich Künstliche Intelligenz?
Um eins klarzustellen, KI beschreibt nicht Maschinen, die so schlau oder schlauer sind als Menschen. Vielmehr geht es darum, dass Maschinen bestimmte begrenzte Lernaufgaben bzw. Probleme in einer Form lösen, die man davor nur beim Menschen beobachtet hat. Das funktioniert heute, weil die Rechner mehr Power haben, genug Daten zum Trainieren da sind und auch die KI-Modelle selber viel besser geworden sind. Und weil Maschinen sehr vielen Daten auf einen Schlag bearbeiten können und keine Pause brauchen, geht dadurch alles einfach schneller. Dabei ist jedoch eines wichtig: Der Mensch sollte im Vordergrund stehen. Dafür sorgt die Einhaltung des Datenschutzes und ethischer Prinzipien wie Transparenz und Fairness.
KIVI und KIKI lassen es fließen
KI ist jetzt schon voll dabei, wenn es darum geht große Datenmengen auszuwerten, zu sortieren und besseren Flow in die Kommune zu bringen. Denkt zum Beispiel einmal an den Straßenverkehr. Genauso wie eure Navis euch sagen, was die schnellste Route ist und sich dabei mit KI aufschlauen, können Ampeln mithilfe von Sensordaten aus Straßenräumen automatisch gesteuert werden, um bessere Verkehrsströme zu schaffen. Entweder gezielt für Einsatzfahrzeuge, um diese z.B. schneller an ihren Einsatzort zu bringen und dabei Unfälle zu vermeiden, oder auch für Radfahrer und den ÖPNV, um die grüne Mobilität zu fördern. KIVI nennt sich ein solches Projekt zur Verkehrsteuerung in Ingolstadt. Genauso wie der Straßenverkehr lassen sich Infrastrukturen ganz fabelhaft mit KI steuern. Beispielsweise unterstützen Projekte wie KIKI bei der Inspektion und Instandhaltung von Abwasserkanälen oder Projekte wie AI4Grids optimieren Lastprognosen für Energieanlagen und-netze.
KIWA und BaKIM scannen uns von oben
KI kann darüber hinaus helfen schneller als bisher auf Extremwetterereignisse und andere Folgen des Klimawandels zu reagieren. FloRest berechnet Notfallabflusswege, die Wohngebiete bei Starkregen schützen, und Projekte wie KIWA oder BaKIM, die unter anderem Drohnen einsetzen um Echtzeit-Daten zu gewinnen und diese KI-gestützt auswerten, informieren den Katastrophenschutzdienste frühzeitig über Waldbrände oder Forstämter über die Gesundheit der Bäume. Und KI kann schon einiges vorab tun um die Nachhaltigkeit von Kommunen zu unterstützen: KI-Modelle werten Daten von Wertstoffscannern aus, um im Restmüll entsorgte Materialien schlau zu trennen oder sie optimieren Plattformen und Materialbörsen die Stoffkreisläufe im Städtebau unterstützen und tragen damit zur C02 Reduktion bei.
Wann läuft’s richtig gut?
KI-Anwendungen haben nicht nur zackige Namen, damit es auch wirklich läuft, brauchen sie auch zackige Unterstützung. Im Klartext heißt das: KI braucht Daten. Wenn die noch im Leitzordner liegen oder vielleicht noch gar nicht gesammelt sind, läufts eben nicht. Es braucht also Sensoren, Drohnen und andere Trickkisten aus dem Internet der Dinge. Das gleiche gilt für den Faktor Mensch: nur wenn wir wissen, was KI für uns tun kann, kann sie uns wirklich sinnvoll im Arbeitsalltag unterstützen. Um das von Anfang an richtig einzufädeln, braucht es einerseits Leute in der Verwaltung, die sich damit auskennen, andererseits auch Mut zum Experimentieren – Learning by Doing und auch mal Scheitern dürfen sind hier so wichtig wie noch nie. Immer unter der Prämisse: die KI soll für uns arbeiten, nicht wir für die KI. Und damit das klappt, braucht es euer Köpfchen. Legt los!
Karoline Krenn ist promovierte Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik im Forschungsbereich Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen. Sie publiziert im Feld der (wirtschafts)soziologischen Netzwerk- und Bewertungsforschung und arbeitet aktuell in den interdisziplinären Themenfeldern der digitalen Transformation, gemeinwohlorientierten Technikgestaltung und zu künstlicher Intelligenz.
Lisa Dreier, M.Sc. Stadt- und Regionalplanung ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik im Forschungsbereich Infrastruktur, Wirtschaft und Finanzen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle von Digitalisierung und Stadtentwicklung, insbesondere in der Begleitforschung und Kommunalberatung zu Smart City-Themen, Evaluation von Beteiligungsprozessen sowie der Governance von Transformationsprozessen.