Donnerstag, 25. April 2024

Vom tierischen Kollegen bis zum Nutztier

Tierische Kolleg*innen

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Wie jede*r einen Beitrag zum Tierschutz leisten kann

Das Verhältnis von Mensch und (Haus-)Tier hat sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend intensiviert. Hund oder Katze sind vollwertige Familienmitglieder. Sie teilen unseren Alltag, leisten Gesellschaft, spenden Trost. Es überrascht also nicht, dass es während der Coronapandemie einen regelrechten Haustierboom gab. Die Verantwortung, die ein Tier mit sich bringt, war und ist vielen jedoch nicht bewusst. Wer sich für ein Haustier interessiert, sollte vorher die entscheidenden Fragen klären: Welches Tier passt zu mir und meinem Leben? Kann ich dem Tier bieten, was es braucht? Erlauben die Vermieter*innen die Tierhaltung? Kann ich mir ein Tier leisten – auch teure Tierarztkosten? Wohin mit dem Tier während des Urlaubs – oder während der Arbeitszeit?

Hundefreundliche Büros als Win-Win-Situation für alle

Im pandemiebedingten Homeoffice war es zugegebenermaßen bequem mit einem Hund. Für viele aber findet der Arbeitsalltag mittlerweile – zumindest teilweise – wieder im Büro statt. Ein Dilemma. Denn länger als sechs Stunden sollte ein Hund nie allein bleiben müssen. Schließlich sind die sozialen Tiere am liebsten an unserer Seite. Umso schöner für Tier und Mensch, wenn sich Bürojob und Hundehaltung gut kombinieren lassen! Hunde im Büro fördern die Motivation, senken das Stresslevel und verbessern das Arbeitsklima. Eine Win-Win-Situation für alle – vorausgesetzt, dass keine Ängste oder Allergien bestehen. Um für mehr Akzeptanz von Hunden am Arbeitsplatz zu werben, ruft der Deutsche Tierschutzbund jedes Jahr den Aktionstag „Kollege Hund“ aus, an dem die Vierbeiner zunächst probeweise die Büros stürmen dürfen. Oft sind es lediglich Vorurteile oder unbegründete Bedenken, die sich mit Hilfe des Schnuppertags bei Vorgesetzen oder Kolleg*innen ausräumen lassen. Zum Glück schätzen immer mehr Arbeitgeber*innen die Vorteile tierischer Kolleg*innen – und tun so auch etwas Gutes für den Tierschutz: Die Option, den Hund mit zum Job zu nehmen, eröffnet auch berufstätigen Tierfreund*innen die Möglichkeit, einen Tierheimhund zu adoptieren.

Adoptieren statt kaufen

80.000 Hunde, die bundesweit jedes Jahr neu in den Tierheimen aufgenommen werden, warten sehnsüchtig auf ein neues Zuhause. Insgesamt sind es 350.000 Tiere, darunter in erster Linie Katzen, aber auch Kaninchen, Meerschweinchen, Vögel. Der erste Weg für alle, die sich ein Tier wünschen, sollte daher ins örtliche Tierheim führen. Lieber adoptieren, statt kaufen! Ein No-Go ist der Tierkauf über das Internet. Hinter süßen Kleinanzeigen mit Hundewelpen verbirgt sich oft ein kriminelles Geschäft. Mutterhündinnen werden in Osteuropa als Gebärmaschinen missbraucht, die wenige Wochen alten Welpen viel zu früh und ohne die nötige medizinische Versorgung von der Mutter getrennt und nach Deutschland gekarrt. Viele der kranken Welpen sterben kurz nach dem Verkauf. Eine Tragödie für Tier und Tierhalter*in.

Tierschutz fängt beim Essen an

Tierschutz-Tragödien spielen sich jeden Tag auch an anderer Stelle ab – in der sogenannten Nutztierhaltung, auf Tiertransporten und Schlachthöfen. Während das Schicksal der landwirtschaftlich genutzten Tiere lange unbemerkt blieb, entwickelt sich in der Gesellschaft zunehmend ein Bewusstsein dafür, was gewaltig schiefläuft. Viele Menschen sind nicht mehr bereit, diese Form der Tierhaltung zu unterstützen und greifen zu Fleisch, Milch und Eiern mit dem Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ oder dem Bio-Siegel. Andere gehen noch einen Schritt weiter und entscheiden sich für eine Lebensweise, die ohne tierische Produkte auskommt. Veganismus ist weit mehr als ein oft beschriebener Trend. Hinter dieser Einstellung steckt der Gedanke, dass wir Menschen mit unserem Konsumverhalten kein Tierleid verursachen und wir auch „Nutztiere“ nicht (aus-)nutzen sollten. Zudem spielen Umwelt- und Naturschutz eine Rolle, genauso wie Fairness und Nachhaltigkeit. Jegliche Umstellung hin zu einer vegetarischen oder veganen Lebensweise bedeutet ein Mehr an Tierschutz. Schließlich sterben allein für unseren Fleischkonsum weltweit jährlich 56 Milliarden Tiere, Meeresbewohner nicht eingerechnet.

Tierleidfreie Kleidung und Kosmetika

Die Produktion von Leder, Wolle, Daunen und Pelz verursacht ebenfalls großes Tierleid. Hinter dem Handel mit diesen tierischen (Roh-)Stoffen steckt ein eigenes Milliardengeschäft, das gnadenlos auf dem Rücken der Tiere ausgetragen wird. Tierfreundlich hingegen sind Kleidungsstücke aus Baumwolle, Leinen und Alternativen wie Kork oder Ananasleder.

Wer bei seinen Konsumgewohnheiten auf den Tierschutz achtet, sollte auch Kosmetika im Blick haben. Zwar besteht in der EU seit 2013 ein Tierversuchsverbot für Kosmetika, doch gilt dieses nur für neue Produkte und neue Inhaltsstoffe, während die „alten“ weiterhin uneingeschränkt verkauft werden. Außerdem bezieht sich das Verbot nur auf Inhaltsstoffe, die ausschließlich für kosmetische Zwecke verwendet werden. Sobald ein Inhaltsstoff auch in anderen Produkten wie Arzneimitteln, Reinigungsmitteln oder Wandfarben verwendet wird, fällt er gleichzeitig auch unter z.B. das Arzneimittelgesetz oder Chemikaliengesetz, die Tierversuche sogar gesetzlich vorschreiben. Dies betrifft 90 Prozent der Inhaltsstoffe, sodass mit einem Ende der Tierversuche erst dann zu rechnen ist, wenn für alle Bereiche der Stoffprüfung tierversuchsfreie Teststrategien zugelassen sind. Organisationen wie der Deutsche Tierschutzbund setzen sich daher für eine Förderung von tierleidfreien Alternativmethoden ein.

Tierschutzarbeit fördern

Gemeinnützige Tierschutzorganisationen zu unterstützen, die den Tieren eine Stimme geben, auf Missstände hinweisen und die Politik in die Pflicht nehmen, stellt ebenfalls eine entscheidende Möglichkeit dar, den Tierschutz zu stärken. Dasselbe gilt für die kleineren Tierschutzvereine mit ihren Tierheimen vor Ort: Auch sie sind auf Spendengelder und ehrenamtliche Hilfe angewiesen, um für Tiere in Not einstehen zu können. Gerade jetzt, wo die steigenden Preise die Existenz vieler Heime bedrohen.


(Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V.)

Lea Schmitz (38) ist seit 2015 Pressesprecherin beim Deutschen Tierschutzbund e.V., Europas größtem Tierschutzdachverband. Ihre Hündin Fine – ein ehemaliger rumänischer Straßenhund – begleitet die studierte Diplombiologin täglich ins Büro.

Der Deutsche Tierschutzbund wurde im Jahre 1881 als Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland gegründet. Heute sind ihm 16 Landesverbände und rund 740 örtliche Tierschutzvereine mit 550 vereinseigenen Tierheimen/Auffangstationen angeschlossen. Er ist damit der größte Tierschutzdachverband in Deutschland und in Europa und zugleich anerkannter Naturschutzverband. Er vertritt die Interessen von 800.000 organisierten Tierschützer*innen und gibt allen Tieren eine Stimme – egal, ob in der Heimtierhaltung, der Landwirtschaft, im Labor oder der freien Natur.

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