Dienstag, 23. April 2024

110 Prozent Diversity

Zero Discrimination

Must read

Massive Fahrzeuge, schwere Waffen, SEK – das Bild von der Polizei ist bei Vielen bis heute vor allem durch eines geprägt: Klischees. Sehr zu Unrecht, denn Polizeiarbeit ist viel mehr als die öffentlichkeitswirksamen Einsätze. Die Realität sieht so aus: Mehr als eine halbe Million Notrufe erreichen die Polizei Berlin im Jahr. Die Bandbreite der Einsatzanlässe ist extrem vielfältig – und genauso vielfältig sind die Kolleg*innen unserer Hauptstadtpolizei, die vor Ort sind oder hinter den Kulissen für Personal, Technik, IT-Infrastruktur und Fahrzeuge sorgen.

Ob im Vollzugsdienst oder in der Verwaltung, ob Schutzpolizistin oder Sachbearbeiter: Die Polizei Berlin versteht sich als Bürgerpolizei. Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe. Unsere wichtigste Dienstwaffe: reden. Empathie, Respekt, Toleranz sind die Werte, für die die Polizei Berlin steht. Es kommt auf eine starke innere Haltung an, nicht auf eine starke physische, männlich dominierte Präsenz. Moderne Ausstattung, Einsatzmittel, Taktiken und Einsatztraining sorgen längst für Geschlechtergerechtigkeit im Polizeidienst.

Zu einer Bürgerpolizei gehört auch, dass sie ein Abbild der Gesellschaft ist. Unsere Gesellschaft besteht aus Frauen und Männern, deswegen muss es selbstverständlich sein, dass beide Geschlechter auch in der Polizei vertreten sind. Wussten Sie, dass wissenschaftlich belegt ist, dass sich die Beteiligung von Frauen in Friedens- und Sicherheitsfragen positiv und nachhaltig auswirkt?

Nicht nur daher ist es mir ein großes Anliegen, den Frauenanteil innerhalb der Polizei Berlin zu steigern. Es ist mir sehr wichtig, junge Frauen für den Polizeidienst zu werben. Unsere Imagekampagne „110 Prozent Polizei Berlin“ mit dem Fokus auf Werte und Haltung spricht diese gezielt an. In allen von uns initiierten Werbemaßnahmen achten wir auf eine möglichst ausgewogene Geschlechterverteilung und wir bemühen uns – wo möglich – ebenso weibliche Protagonistinnen in den Fokus zu stellen. Für die Zukunft sind auch Formate geplant, die die weibliche Zielgruppe mit einer eigenen Werbebotschaft ansprechen. Sie sollen –  als sogenanntes „Targeted Advertising“ – über die Social Media Plattformen nur an diese Zielgruppe ausgespielt werden.

Innerhalb der Behörde unterstütze ich vielfältige Maßnahmen zur Frauenförderung. Mit Erfolg: Der Frauenanteil in unserer Behörde nimmt stetig zu. Bei der Schutzpolizei liegt er aktuell bei gut 24 Prozent. Da ist eindeutig noch Luft nach oben, während die Kriminalpolizei mit einem Frauenanteil von gut 41 Prozent bereits besser aufgestellt ist. Übrigens sind mittlerweile mehr als ein Drittel (gut 37 Prozent) unserer Nachwuchskräfte weiblich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Wandel noch stärker in der Öffentlichkeit sichtbar wird. Auch die Zahl an Bewerbungen von Frauen für den höheren Dienst steigt – und damit schrittweise ihr Anteil an den Führungspositionen. Sie sind Vorbilder und ein wichtiger Schlüssel für die weitere Entwicklung.

Im Polizeipräsidium, wo wegweisende Entscheidungen für unsere gesamte Behörde getroffen werden, beträgt der Frauenanteil übrigens 53 Prozent.

Die Arbeitszeiten einer Behörde, die 24/7 für den Schutz der Bürger*innen da ist, bleiben für viele Frauen eine Hürde – weil sie in unserer Gesellschaft noch immer den Mammutanteil an der Familienarbeit oder in der Angehörigenpflege tragen. Auch das ist nachgewiesen. Die vorherrschenden traditionellen Geschlechterrollen sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft längst nicht so gleichberechtigt ist, wie es die Gesetze ermöglichten.

Doch zurück zur Polizei Berlin. Mit den vielfältigen Frauenfördermaßnahmen und dem Ausbau des digitalen Arbeitens zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist es lange nicht getan. Beim Thema Gender- und Geschlechtergerechtigkeit müssen alle Dienstkräfte gleichermaßen mitgenommen werden. Es geht um Respekt und Toleranz gegenüber Diversität in allen Lebensbereichen. Die Themen Diversität sowie Gleichbehandlung aller Geschlechter und Identitäten gehören deshalb fest zum Fortbildungsprogramm für angehende Führungskräfte. Diese haben eine besondere Rolle als Vorbild und verbreiten die Werte. Die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache, die der Vielfalt unserer Gesellschaft gerecht wird, gehört ebenfalls dazu.

Sie sehen, die Polizei Berlin ist am Puls der Zeit, was das Thema Gender und Geschlechtergerechtigkeit angeht. Habe ich Ihre Neugier für die Polizei Berlin geweckt? Dann werden Sie Teil unserer vielfältigen Hauptstadtpolizei. Wir sind immer auf der Suche nach geeigneten Nachwuchskräften.

Aber auch wenn Sie sich nun nicht für einen Job bei der Polizei Berlin entscheiden, liebe Leserinnen, möchte ich Ihnen zwei Dinge mit auf den Weg geben, die für ein erfolgreiches Berufsleben unabdingbar sind. Erstens: Gute Arbeit allein reicht nicht aus, leider. An bestimmten Punkten im beruflichen Leben müssen Sie daher sehr deutlich machen: Hier bin ich, ich bin gut und ich möchte weiterkommen. Das fällt den meisten Frauen nicht leicht, aber das gehört dazu. Wer sich selbst nicht gut vertreten kann, der kann auch keine Organisation gut vertreten. Zweitens: Trauen Sie sich etwas zu! Viele Frauen stellen oft viel zu sehr ihre Fähigkeiten infrage. Seien Sie selbstbewusst! Wenn Sie die formalen Anforderungen in einer Ausschreibung erfüllen und es sie interessiert, bewerben Sie sich. Gehen Sie hier deutlich mehr in die Offensive! Ganz nach dem Motto: Jetzt komme ich.

Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg und ein erfülltes Berufsleben!

Dr. Barbara Slowik

Polizeipräsidentin in Berlin


(Foto: Polizei Berlin)

Dr. Barbara Slowik, seit 2018 Präsidentin der Berliner Polizei & deutschlandweit die einzige Chefin einer Landespolizei. Ihre Expertise zu den Themen Frauen in Führung & Frauen bei der Polizei ist sogar in Südamerika gefragt. Ihr Tipp an Frauen: Trauen Sie sich etwas zu!

- Werbung -

More articles

Latest article