Freitag, 29. März 2024

DiTex zieht Bilanz – Erfolg oder Flop?

Mit Weitblick

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Jonas Benecke
Jonas Benecke
Jonas Benecke ist Werkstudent beim Behörden Spiegel und unterstützt die Online Redaktion beim Audio- und Videoschnitt, sowie bei Recherchearbeiten und der Vorbereitung von F4p Beiträgen. In seiner Freizeit produziert er gerne Musik und arbeitet an eigenen Remixes.

Schon im letzten Sommer haben wir uns mit dem Projekt DiTex beschäftigt. Kurz gesagt handelt es sich hierbei um ein Forschungsprojekt mit dem Ziel einen nachhaltigeren Weg – in Form einer Kreislaufwirtschaft – für die Wiederverwendung von Textilien zu finden. Ende letzten Jahres wurde der Abschlussbericht zu DiTex veröffentlicht. Die Ergebnisse fassen wir hier zusammen. Wer mehr über die Hintergründe des Projekts erfahren möchte, sollte sich unbedingt unseren Artikel aus dem letzten Jahr durchlesen.

Doch nochmal kurz zusammengefasst: Was wurde getestet, wie wurde getestet und wer hat getestet?

Für den Test wurden drei Textilprodukte ausgesucht. Ein blaues Polohemd für Rettungsdienste, ein Diensthemd für die Polizei und Bettwäsche, wie sie beispielsweise in den Unterkünften der Bundespolizei eingesetzt wird. Dabei sind die Produkte gezielt auf ihre Langlebigkeit designt. Sie weisen einen hohen Anteil an Rezyklatfasern auf, können in innovativen Verfahren recycelt werden und sind einfach reparierbar. Zudem hat jedes Produkt ein digitales Etikett, um Material- und Nutzungsdaten tracken zu können. Die Produkte wurden auf verschiedenste Eigenschaften getestet, unter anderem Design, Sauberkeit, Beanspruchbarkeit, sowie das Temperatur- und Feuchteempfinden. Sanitäter*innen aus dem Kreis Lippe, Beamt*innen der Polizei Hannover und die stationierten Polizist*innen in der Bundespolizeidirektion Lippe waren Tester*innen für die DiTex Textilien. Zusätzlich zu den schon genannten Tester*innen kooperierte man mit zwei Textilservices, um die Eignung für Wäschereiprozesse zu überprüfen.

Am schlechtesten schnitt bei den Textilprodukten das DiTex Poloshirt ab, was im Rettungsdienst zum Einsatz kam. Nur 57 Prozent der Befragten gaben an, es sei ihnen wichtig ein nachhaltiges Textil zu tragen. Anhand einer Tabelle wurde die Gesamtbewertung mittels eines Sternesystems erfasst.

(Quelle: “Bewertung kreislauffähiger B2B-Textilien in der Nutzung Ergebnisse der Nutzenden-Befragungen und der Abfragen an den Textilservice in den DiTex-
Praxistests”)

In der Feedback- und Endumfrage gaben 61 Prozent der Befragten an, dass die Erwartungen nicht erfüllt bzw. ihre negativen Erwartungen an das Produkt erfüllt wurden. Kritikpunkte dieses Produktes waren vor allem die fehlende Atmungsaktivität und somit erhöhte Schweiß- und Geruchsbildung, sowie eine ungemütliche Passform. In Rücksprache mit den Wäschereien war das Feedback jedoch positiver. Die Leasingtauglichkeit wurde durchgängig mit 5 von 5 Sternen bewertet, was für das Konzept der Kreislaufwirtschaft spricht. Allerdings gab es einige Probleme was die Eignung für Wäschereiprozesse betrifft. Eine der beiden Wäschereien beobachtete Funkenflug durch statische Aufladung im Tumbler, sowie thermoplastische Verformung nach Verbleib im Tumbler nach der Trocknung. In der anderen Wäscherei wurde das Verhalten als durchgängig unauffällig eingestuft, mit Ausnahme des Verlustes der Identifikationschips, die in den Saum eingeschoben waren, der sich nach zu häufiger Waschung öffnete.

Die Polizeihemden schnitten im Tragekomfort und der Passform deutlich besser ab, jedoch war ein Großteil der Befragten unzufrieden mit dem ausgesuchten Design. 73 Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen wichtig sei ein nachhaltiges Textil zu tragen.

(Quelle: “Bewertung kreislauffähiger B2B-Textilien in der Nutzung Ergebnisse der Nutzenden-Befragungen und der Abfragen an den Textilservice in den DiTex-
Praxistests”)

Kritikpunkte bezogen sich vor allem auf das Design. Die Knöpfe hatten ein Muster, welches als störend empfunden wurde und waren an der Schulterlasche zu groß. Zudem fielen die Hemden größer und länger aus, als bestellt und der Kragen wurde als zu weich für das Tragen von Krawatten empfunden. Entgegen dessen waren die befragten Beamt*innen sehr zufrieden mit dem Konzept des Mietservices, da so ein deutlich geringerer Zeitaufwand für sie entstand und ein ständiger Zugriff auf saubere Hemden gewährleistet war. In der Leasingtauglichkeit wurden bei den Polizeihemden keine Mängel angemerkt. Auch die Eignung für die Wäschereiprozesse wurde positiv bewertet, da die meisten aufgetretenen Mängel hätten repariert werden können.

Die Bettgarnitur von DiTex schnitt am besten bei den Tester*innen ab. Aufgrund der pandemischen Lage während der Praxistests und dementsprechend weniger Unterbringung vor Ort in der Dienststelle, wurden diese auf ein naheliegendes Hotel ausgeweitet.

(Quelle: “Bewertung kreislauffähiger B2B-Textilien in der Nutzung Ergebnisse der Nutzenden-Befragungen und der Abfragen an den Textilservice in den DiTex-
Praxistests”)

Die einzigen Verbesserungsvorschläge waren Knöpfe oder ein Reißverschluss an den Bezügen, was jedoch aufgrund des Recyclingprozesses nicht möglich ist. Die Leasingtauglichkeit wurde auch hier durchgehend mit 5 von 5 Sternen bewertet und in der Eignung für die Wäschereiprozesse wies das Produkt ebenfalls keine Mängel auf.

Wenn man also all diese Auswertungen zusammennimmt, kann man durchaus von einem Erfolg des Projektes DiTex sprechen. Zwar wurde öfter das Design der Produkte bemängelt, sowie im Falle des Polohemdes dessen Tauglichkeit für den Einsatz, jedoch liegt dies auch an unterschiedlichen Materialen, die für die Praxistests ausgewählt wurden. Das Polohemd war im Vergleich zum Polizeihemd aus 100 Prozent Recyclingpolyester, was einen deutlichen Unterschied in der Schweiß- und Geruchsentwicklung gemacht haben kann. Somit dient diese Umfrage in Zukunft Hersteller*innen gewerblicher Textilien bei der Optimierung ihrer Produkte. Was den Aspekt der Kreislaufwirtschaft und des Leasings der Textilien betrifft, so war das Projekt sehr erfolgreich und hat mit diesem Konzept ein solides Grundgerüst für die Entwicklung einer nachhaltigeren Textilverwendung geschaffen.

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