Freitag, 16. Mai 2025

Neue Kolleg*innen provozieren

Es brennt!

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Tanja Klement
Tanja Klement
Tanja Klement kümmert sich um Social Media und Podcast. Nach Feierabend sitzt sie gerne noch an der Nähmaschine.

„Wir suchen Verstärkung“ oder „Wir brauchen dich“ – Deutschlandweit sind viele Teams auf der Suche nach neuen Kolleg*innen. Aber die geeigneten Fachkräfte sind hart umkämpft. Denn sie fehlen nicht nur in einer Branche sondern flächendeckend. Und das seit Jahren. Die Suche nach der perfekten Bewerber*in, die können sich Arbeitgeber oft nicht mehr leisten. Stattdessen hofft man auf diejenigen, denen man alle notwendigen Fähigkeiten zutrauen und schnell vermitteln kann.

Weil so ein*e Quereinsteiger*in aber bei der Konkurrenz genauso gern gesehen wäre, müssen Arbeitgeber sich profilieren. Sie bewerben sich quasi bei potenziellen Mitarbeiter*innen. Mit einem Obstkorb und lockerem Dresscode kann man dabei schon lange keine Preise mehr gewinnen. Teilweise werden Neuzugängen fast schon abenteuerliche Gehälter angeboten, die früher nicht denkbar gewesen wären. Obendrauf noch die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, ein Jobrad und das Deutschlandticket. Hauptsache, die freien Stellen werden zeitnah kompetent besetzt. Dieser sogenannte Arbeitnehmermarkt kann in manchen Branchen eine Chance sein, um lang geduldete Missstände endlich auszuräumen. Fairere Löhne, weniger Überstunden, mehr Freiheiten.

Aber was passiert in Bereichen, in denen die Konditionen nicht so frei gestaltet werden können, wie in vielen Wirtschaftssektoren? Der Öffentliche Dienst hat für offene Stellen einen klar gesteckten Rahmen. Tarifbeschäftigt oder verbeamtet, jede Ausschreibung ist an eine Vergütungsstufe gekoppelt – oder eine klar begrenzte Spanne. Auch was die Rahmenbedingungen angeht, geben die Tabellen und Verträge den Standard vor. Auch mit einem Jobrad kann der öffentliche Dienst im Werben um die Ressource Arbeitnehmer auf dem Papier nicht mithalten.

Das beste Argument für den Öffentlichen Dienst ist seit jeher die Stabilität, die er als Arbeitgeber bietet. Aber gerade in prekär unterbesetzten Bereichen wie in der Pflege oder der Kinderbetreuung reicht das nicht aus. Die öffentliche Verwaltung muss dringend an ihrem Image arbeiten. Employer Branding – wie das im Business-Sprech so schön heißt. Und bis dahin bleiben nur kreative Marketingkampagnen, die auf Humor und Verständnis setzen. In der Hoffnung, dass sich vielleicht auch die, die ihren alten Job eigentlich verlassen haben, ihn wieder für sich entdecken. Ob das reicht?

Die Kitas in Berlin haben sich zusammengetan, weil sie hoffen, mit einer großen Kampagne wenigstens einen Teil der rund 8.500 fehlenden pädagogischen Beschäftigten zu finden. Die Träger Kindergärten City, Kindergärten NordOst, Kindertagesstätten Nordwest und Kindertagesstätten SüdOst haben sich für „Berlin braucht Erziehung“ die berühmte Berliner Schnauze zunutze gemacht. Provokative Inhalte als Kita-Werbung? Das sorgt zumindest für Aufmerksamkeit. Wie viele Bewerbungen aufgrund der Aktion aber wirklich auf www.kitas-berlin.de eingehen, das wird sich noch zeigen.

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