Freitag, 3. Mai 2024

Ein Netz mit Lücken – aber ohne Waben

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Tanja Klement
Tanja Klement
Tanja Klement kümmert sich um Social Media und Podcast. Nach Feierabend sitzt sie gerne noch an der Nähmaschine.

Zur Arbeit, zu Freunden, in die Stadt, in den Urlaub – mit dem Deutschlandticket ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver geworden. Nicht weil das Angebot sich verbessert hätte – wo vorher kein Bus gefahren ist, kommt auch jetzt keiner und die Regionalbahn ist nicht pünktlicher als letztes Jahr. Und gerade im Alltag ist das Abo zwar erfreulicherweise kostengünstiger als Jobtickets und Co., verändert sonst aber nicht viel.

Die größten Veränderungen bringt das Deutschlandticket für die, die sich zwischen verschiedenen Verkehrsbünden bewegen müssen, die in verschiedenen Städten unterwegs sind und auch im Urlaub, bei Ausflügen und ähnlichen Fahrten auf das Auto verzichten möchten. Denn was wegfällt ist das lange Starren auf Tafeln mit Zonen und Waben, um das richtige Ticket für Bus und Tram zu finden. Und das Ächzen, wenn man den Bereich des eigenen Abo-Bereichs verlässt und die Fahrt so mit einem Schlag um ein vielfaches teurer wird – nur mal zum Nachdenken: Mit dem Deutschlandticket kostet jede Fahrt – angenommen, man nutzt das Ticket fünf mal pro Woche – ca. 2,45 Euro pro Fahrt, unabhängig von der Strecke.

Aber eine einzelne Fahrt z.B. von Koblenz nach Bonn – eine Strecke, für die ein Regionalzug ca. 50 Minuten benötigt – kostet 16,50 Euro.  

Die Fahrt mit dem Deutschlandticket ist eine tolle Ersparnis, vor allem für Menschen, die sich sonst nur die notwendigsten Fahrten leisten könnten. Aber auch allen, die es sich bisher hätten leisten können, bietet sich so ein unschlagbares Preisleistungsverhältnis. Die Strecke von Koblenz nach Bonn kann man im eigenen Auto für weniger als 16,50 Euro zurücklegen. Aber für unter drei? Da lohnt sich das Einsteigen.

Warum das alles so wichtig ist? Wenn das mit der Verkehrswende jemals sozialverträglich klappen soll, dann muss es realistische Anreize geben, um vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Praktische Vorteile, die sich direkt bemerkbar machen. Ja, das Deutschlandticket muss von Bund und Ländern finanziert werden. Aber ist das nicht günstiger, als Autobahnen immer weiter auszubauen und E-Autos zu subventionieren – um flächendeckenden Wechseln auf nachhaltigere Antriebsarten zu ermöglichen? Das Ticket ist eine Umweltinvestition und sollte nicht in Frage gestellt werden. Denn nur wenn das günstige Abo dauerhaft erhalten bleibt, werden Menschen anfangen, ihre Gewohnheiten anzupassen und eventuell ein Auto abzuschaffen.

Statt über die Finanzierung des Tickets zu streiten – oder über eine Preiserhöhung zu diskutieren – sollten die Verantwortlichen lieber überlegen, ob es auch Anschlussangebote mit europäischen Nachbarn geben sollte, für Pendler in Grenzregionen. Oder wie mit gesonderten Investitionen der Netzausbau und notwendige Reparaturen und Sanierungen finanziert werden könnten.

Veränderung funktioniert nicht, wenn alles so bleibt wie es war. Aber das heißt nicht, dass sie nicht mit dem anfangen kann, das wir haben.

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