Samstag, 20. April 2024

Corona und die Folgen für die öffentliche Verwaltung – Teil II

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Master-Studierende untersuchen Corona-Folgen für die Verwaltungen in Sachsen-Anhalt

Studentisches Praxisprojekt an der HS Harz wird gefördert

Mit einem Team- und Praxisprojekt im berufsbegleitenden Master-Studiengang Public Management ist jetzt der Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz im neuen Gemeinschaftsprojekt zwischen den Hochschulen für den öffentlichen Dienst und der BBBank vertreten. Die Studierenden um den wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Jürgen Stember analysieren die Folgen der Corona-Pandemie für die Verwaltungen am Beispiel des Bundeslandes Sachsen-Anhalt.

Die Corona-Pandemie hat schonungslos offengelegt, dass die Verwaltungen, aber auch das politisch-administrative System insgesamt, große Probleme mit fachlich übergreifenden Entwicklungen und Krisen hat. Erschien in den Anfangsmonaten der Pandemie zunächst die Rückkehr politischer Handlungsfähigkeit durch konsequentes Umsetzen staatlicher Ordnungsmacht durch die ersten Lock-Downs als unerwartetes Ereignis, so wurde dieser Eindruck anschließend durch ein wenig überzeugendes Krisenmanagement verbunden mit der Sichtbarkeit großer inhaltlicher und formaler Defizite (Ausstattung der Gesundheitsämter, App-Konstruktion, Rolle des Datenschutzes, Entwicklungs- und Reaktionszeiten, …) deutlich getrübt.

Die Corona-Pandemie hatte in vielen Fällen und auch im politisch-administrativen System vielfach Funktionen des Verstärkers und Beschleunigers von Problemen, die bereits zuvor existierten (Vergleich mit dem „Brennglas“). Oftmals gab es eine Strategie zwischen „Rechtsbruch“, flexibler Auslegung und der erzwungenen „Digitalerfahrung“: Ohne einen gewissen administrativen Pragmatismus hätte die Krise nie so „problemlos“ und „geräuschlos“ durchlebt werden können. Aber nach wie vor sind auch deutliche Defizite zu erkennen, z.B. in der Umsetzung der digitalen Verwaltung. 

Und nicht zuletzt sind „alte“ Probleme und Herausforderungen nicht stehengeblieben, sondern sie sind nur „überschattet“ worden: Der demographische Wandel ist nicht stehen gebelieben, die Fachkräftesituation spitzt sich weiter zu, es gibt ungelöste Probleme der Digitalisierung und Leitprojekte, wie das OZG in Deutschland, laufen zäh und drohen an manchen Stellen gar wieder zu scheitern. Und nicht zuletzt ist zu befürchten, dass sich nach der Pandemie die Situation der öffentlichen Haushalte nochmals deutlich anspannen und dadurch ggfs. bestehende Problemverarbeitungskapazitäten nochmals weiter einengen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist das Ziel des studentischen Master-Projektes, einen Versuch einer systematischen Bilanzierung der Corona-Folgen für die öffentlichen Verwaltungen anhand von theoretischen und empirischen Grundlagen am Beispiel des Landes Sachsen-Anhalt zu erstellen. Auf dieser Basis sollen dann Konsequenzen für eigene Strategieansätze sowie Handlungsempfehlungen für ausgewählte Verwaltungstypen entwickelt werden.

Darüber hinaus sollen Ansätze einer möglichen systematischen Aufarbeitung und mögliche Hilfen durch die Hochschulen und durch einen stärkeren Wissenschaft-Praxis-Transfer erarbeitet werden. Dabei stehen die Bereiche der Organisation, der Digitalisierung, der Personalführung und der Personalentwicklung im besonderen Interesse der Auswertungen.

Die Auswahl der regionalen Basis und der jeweiligen Verwaltungen bestimmt sich einerseits durch die Fokussierung auf Sachsen-Anhalt und andererseits durch die jeweiligen Institutionen, wo die berufsbegleitenden Studierenden angestellt sind. Ergänzend konnten mit dem Ministerium für Justiz und der der Stadt Ballenstedt Fallstudienpartner gewonnen werden, die das Seminarprojekt exemplarisch und praktisch unterstützen.

Neben einer grundlegenden Recherche der aktuellen Studien und der Literatur soll im Rahmen einer quantitativen Analyse ein Grundgerüst von empirischen Ergebnissen ermittelt werden, das zeigt wie sich die Ausgangs- und Problemlage konkret darstellt. So wird aktuell eine größere Web-Befragung konzipiert und durchgeführt. Nicht zuletzt sollen anschließend mit qualitativen Experteninterviews vor allem im kommunalen Raum Folgerungen, alternative Strategien, aber auch allgemeine Konsequenzen, z.B. für die Digitalisierung, die Personalentwicklung etc. ermittelt, diskutiert und konkretisiert werden.

Zwischenergebnisse liegen in Kürze vor. Die Endergebnisse können spätestes im Juli 2022 erwartet werden.

Ein Teil der Master-Studierenden während einer Präsenzphase am Fachbereich Verwaltungswissen an der HS Harz in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) (Foto: HS Harz)

Weitere Informationen: Prof. Dr. Jürgen Stember

„Mit einem umfangreichen Methoden-Mix wollen wir in diesem studentischen Projektseminar die Folgen der Corona-Krise für die Verwaltungen näher analysieren – von theoretischen Recherchen, über Fallstudien und eine Web-Befragung bis hin zu Experteninterviews. Auf dieser Basis wollen wir Verbesserungsvorschläge entwickeln und Handlungsempfehlungen aufzeigen.“ – Prof. Dr. Jürgen Stember, Präsident der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst und Professor für Verwaltungswissenschaften am gleichnamigen Fachbereich der HS Harz, Sachsen-Anhalt

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