Dienstag, 23. April 2024

Mobilität in Übergröße

Von A nach B

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Sehr groß, extrem schwer und manchmal auch beides: Schwer- oder Großraumtransporte sind immer eine besondere Herausforderung für die Straßeninfrastruktur. Nicht alle Straßen und Brücken sind für so schwere und große Lasten ausgelegt. Darum dürfen Großraum- und Schwertransporte auch nicht einfach so losfahren wie jeder „normale“ LKW, sondern brauchen immer eine Genehmigung. Es gilt sicherzustellen, dass durch diese Transporte keine Schäden auf der zu befahrenden Strecke entstehen.

Im Rahmen einer Fahrtwegprüfung untersuchen die Kolleg*innen eine vorab gewählte Strecke auf Grundlage der fahrzeugspezifischen Abmessungen und Gewichte (Einzelachslasten und Gesamtgewicht) auf Befahrbarkeit.

Straßen.NRW wird bei der Planung beteiligt, wenn Großraum- bzw. Schwertransporte die Straßen in Zuständigkeit von Straßen.NRW passieren wollen. Für etwa 16.500 Straßenkilometer, meist Bundes- oder Landesstraßen, mit rund 6.500 Brücken ist Straßen.NRW Baulastträger. Die Straßenbaulast umfasst alle mit dem Bau und der Unterhaltung der Straßen zusammenhängenden Aufgaben. Als sogenannte anzuhörende Stelle wird Straßen.NRW dazu aufgefordert, eine Stellungnahme zu einem Antrag auf eine Erlaubnis oder Ausnahmegenehmigung für einen Großraum- und/oder Schwertransport abzugeben. Koordiniert wird so ein Antrag übrigens von der Verkehrsbehörde am Startort. Beteiligt werden neben Straßen.NRW unter anderem Kommunen, die Bahn oder die Schifffahrtsverwaltung, sofern Wasser- oder Schienenwege gekreuzt werden und auch die Polizei, die die Transporte später überwacht.

(Foto: Straßen.NRW)

Kein Transport gleicht dem anderen. Jedes zu unterfahrende Bauwerk wird in Bezug auf das vorhandene Lichtraumprofil und jedes zu überfahrende Bauwerk wird hinsichtlich der statischen Auslastung geprüft. Auch werden Einschränkungen aufgrund von Baustellen im Fahrtweg berücksichtigt. Neben den Bauwerken auf dem beantragten Fahrtweg wird auch geprüft, ob weitere Auflagen und Bedingungen erfüllt werden müssen. Dabei stimmen sich unsere Kolleg*innen mit den anderen Beteiligten ab. Es kann nötig sein, zum Beispiel Ampeln zu drehen, Schilder oder Leitpfosten vorübergehend abzubauen oder auch Seitenstreifen zu verstärken, damit der Transport passieren kann. Anschließend wird alles wieder an seinen Platz gebracht. Das alles erfordert eine präzise Planung.

Die Herausforderungen liegen auch darin, dem enormen Anstieg der Großraum- und Schwertransporte und den Anforderungen der Transportwirtschaft auch in Zukunft gerecht zu werden, beispielsweise für den Ausbau der Windenergie und die Sanierung der Infrastruktur. Zu Baustellen, die schlecht erreichbar sind, werden entsprechende Fahrtstrecken ausgearbeitet. Ziel ist es, den Fahrtweg in kürzester Zeit kompetent unter Berücksichtigung aller Bauwerke zu prüfen und zu beurteilen, unter welchen Auflagen und Bedingungen der Transport sicher und gefahrlos möglich ist. Die meist eng gesteckten Terminvorgaben für den Transport müssen erfüllt werden.

Im Jahr 2021 hat allein Straßen.NRW etwa 121.700 Anhörungen erhalten. Um die steigende Zahl der Antrags- und Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte zügig und effizient bearbeiten zu können, wurde 2007 das bundeseinheitliche „Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte“ (VEMAGS) eingeführt. Papier- und Faxverfahren sind damit Geschichte.

Ansprüche der Transportwirtschaft an Erlaubnis- und Genehmigungsbehörden, Baulastträger, Straßenverkehrsbehörden auf eine moderne, effiziente, kunden- und dienstleistungsorientierte Verwaltung werden damit erfüllt.

22 Prozent aller Genehmigungen in Deutschland wurden in NRW erteilt. (Grafik: Straßen.NRW)

Sämtliche Schritte, von der Antragstellung über die Bescheid-Zustellung bis hin zur Kontrolle, werden transparent in Echtzeit unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben elektronisch abgebildet.

Spediteure, Transportunternehmer und Kranunternehmen können Anträge online über das System stellen und ebenfalls auf bereits gestellte Anträge, Erlaubnis- und Genehmigungsbescheide und Vorlagen jederzeit zurückgreifen.

Die Anträge werden bei der Erlaubnis- und Genehmigungsbehörde geprüft und die entsprechenden Anhörungen an die einzelnen anzuhörenden Stellen (Straßenbaulastträger, Straßenverkehrsbehörden, Polizei, Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen, DB Netz AG) über das System versandt. Sobald alle Zustimmungen erteilt wurden, wird der Erlaubnis- und Genehmigungsbescheid erstellt und dem/der Antragsteller*in online zur Verfügung gestellt.

Die Antragsteller*innen und die im Verfahren beteiligten Behörden können den Stand der Bearbeitung in Echtzeit verfolgen.

Über eine Identifikationsnummer auf dem Bescheid wird der Zugriff für die Kontrollorgane (Polizei) auf die hinterlegte Genehmigung ermöglicht. Somit kann zu jeder Zeit fälschungssicher festgestellt werden, ob die Genehmigung erteilt wurde und mit welchen Auflagen und Bedingungen sie versehen wurde.

Zahlreiche Innovationen werden das Verfahren weiter verbessern. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Automatisierte Fahrtwegprüfung – automatische Berechnung der Bauwerke und entsprechende Höhenprüfung
  • Fahrassistenzsysteme, „Digitaler Beifahrer“ – ähnlich eines Navigationsgerätes wird die Fahrtstrecke mit den Auflagen visuell dargestellt und angesagt
  • QR-Code auf dem Bescheid – ermöglicht der Polizei eine direkte Kontrollmöglichkeit des Bescheides
(Foto: Straßen.NRW)

Übrigens: Straßen.NRW bietet zukunftssichere, spannende Arbeitsplätze. Wir bieten verschiedene Beamtenausbildungen oder Ausbildungen nach BBIG mit und ohne Studium an. Auch Referendariate im Bereich Bauingenieurwesen nach dem Master oder Traineeprogramme nach einem Vermessungsbachelor sind möglich. Und die Karrierechancen nach dem Einstieg an unseren rund 70 Standorten sind hervorragend!

Wir suchen immer neue Kolleg*innen, die unser Team verstärken und mit uns gemeinsam die Mobilität in NRW gestalten. Unter www.strassen.nrw.de/karriere haben wir alle Infos und Stellenangebote zusammengefasst.


Jochen Müller ist Leiter der Zentralen Kommunikation beim Landesbetrieb Straßenbau NRW.

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