Koblenz hat in der Außenwahrnehmung vielerorts den Ruf „bieder“ und „langweilig“ zu sein. Nicht zuletzt könnte das daran liegen, dass die Beamtendichte in keiner anderen deutschen Stadt so hoch ist.
Denn in Koblenz ist rund jede*r fünfte Arbeitnehmende im Öffentlichen Dienst tätig. Die Gründe dafür sind vielfältig. Bis in die späten 1980er-Jahre war Koblenz die größte Garnisonsstadt der BRD mit teilweise 25.000 stationierten Soldaten sowie einem ausgeprägten Waffenarsenal. Auch nach der Wiedervereinigung blieben wichtige Einrichtungen des Militärs mit ihrem Hauptsitz in der Stadt.
Heutzutage sitzen dort noch das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), das Zentrum Innere Führung und das Bundeswehrzentralkrankenhaus. Auch die Justiz des Landes Rheinland-Pfalz teilt sich im Wesentlichen auf Koblenz und Mainz auf. In Koblenz sitzt der Verfassungsgerichtshof, das Oberverwaltungsgericht und das Amts-, Lands-, Arbeits- und Sozialgericht des Landes und macht die Stadt so zur Justizhauptstadt von Rheinland-Pfalz. Weitere Behörden sind eine von neun auf Deutschland verteilten Bundespolizeidirektionen, die Bundesanstalt für Gewässerkunde, das Amt für Binnen- und Verkehrstechnik und das Bundesarchiv, das allein 10% der im Öffentlichen Dienst Arbeitenden in Koblenz beiträgt. Die Stadt hat unglaubliche 1,1 Millionen Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung. Als Vergleich: Berlin hat mit 30 mal mehr Einwohnern nur 2,1 Millionen Quadratmeter Bürofläche.
Auch wenn der Titel der Beamtenstadt nicht unbedingt attraktiv klingt, kann Koblenz durch die hohe Beamtendichte mit anderen Vorteilen locken. Der ehemalige Bürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann (SPD) sagte hierzu, dass es bei der objektiven Betrachtung zwei klare Vorteile gebe: überdurchschnittliche Bildung und höhere Kaufkraft. Einen weiteren Vorteil nennt der vorsitzende Richter des Verwaltungsgerichts, Christoph Gietzen. Laut seiner Aussage sei eine Beamtenstadt nicht so abhängig von der Konjunktur, da eine Arbeitslosigkeit bei wegbrechenden Industriezweigen sie nicht so stark betreffe.