Training ist zweimal die Woche. Die Fahrgemeinschaft für den Hin- und Rückweg ist seit Jahren Tradition und der Jahresbeitrag zählt fast schon zu den Fixkosten. Für die Mitglieder der Schwimmgemeinschaft Oberland in Penzberg läuft das leider ganz anders. Denn seitdem das neue Familienbad mit Sportbecken 2023 eröffnet wurde, kann sich der Verein das Training dort nicht mehr leisten. 150€ sollten 90 Minuten Training auf einer der Sportbahnen kosten. Im ca. 30 Kilometer entfernten Weilheim zahlen die Sportler*innen nur 18€ pro Bahn. Bei fünf benötigten Bahnen reicht die Ersparnis sogar noch für den Shuttlebus, der die Schwimmer*innen nach Weilheim bringt. Die Situation ist so absurd, dass sogar das Satire-Magazin extra3 darüber berichtete.
Sportvereine für Handball, Turnen, Tanz und Schwimmern gehören für viele Kinder und Jugendliche ganz normal zum Alltag. Gegen einen moderaten Mitgliedsbeitrag können hier die Sportgeräte und Räumlichkeiten genutzt werden. Dabei werden sportliche sowie soziale Fähigkeiten geschult und es entstehen Freundschaften. Im Gegensatz zu Fußball- oder Tennisvereinen, die oft ihre eigenen Sportstätten haben, mieten sich andere Vereine dafür in Turnhallen und Schwimmbädern ein. Zu einem in der Regel günstigen Tarif – denn die Gebäude sind in vielen Fällen in öffentlicher Trägerschaft. Kommunen unterstützen so die Vereine als sozialverträgliches Sportangebot – auch für den kleinen Geldbeutel.
Ein Fall wie in Penzberg – auch hier ist mit den Stadtwerken ein öffentlicher Träger involviert – ist also sehr ungewöhnlich.
Schade für die Schwimmgemeinschaft. Aber was hat das mit unserer aktuellen Ausgabe zu tun?
Die lokalen Freizeitangebote sind für viele Kinder und Jugendliche der erste Kontakt zu realer Politik. Ganz unbewusst – außer es läuft etwas schief. Wenn die Schwimmer*innen aus Penzberg mit 18 zur ersten Kommunalwahl gehen können, werden sie sich an die Busfahrten nach Weilheim erinnern. Und an die Verantwortlichen, die zwar bei der Eröffnung die tollen Chancen des Bads für Penzberg gelobt haben, dann aber wenig Verständnis für die Bedürfnisse der Schwimmgemeinschaft hatten.
Sportanlagen, Spielplätze und ÖPNV sind die ersten Berührungspunkte zur lokalen Politik, die wir auch bewusst wahrnehmen. Hier tun Kommunen ganz praktisch etwas für uns. Anfassbar, sichtbar und direkt. Wenn solche Chancen vertan werden, weil es etwa wichtiger scheint, die Kosten eines Neubaus schnell zu decken, dann prägt man damit auch die nächste (Nicht-) Wählergeneration.
Es muss Ziel der Politik sein, alle Generationen und ihre Bedürfnisse zu bedenken. Nicht alle Wünsche können erfüllt werden. Aber ganz auslassen sollte man niemanden. Politik nicht nur für Boomer eben – sondern für alle.