Die Corona-Pandemie ist Treiber der Digitalisierung des Staates! Ein Euro für jedes Mal, dass diese floskelhafte Erkenntnis so oder in ähnlicher Form in den letzten zwei Jahren verwendet wurde … Das Phrasenschwein wäre prall gefüllt. Doch leider hält die vielbeschworene treibende Wirkung von Corona auf den digitalen Wandel der Gesellschaft mitunter der Realität nicht stand.
So kann man im kürzlich veröffentlichten „eGovernment-Monitor 2021“ nachlesen, dass die Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen in Deutschland innerhalb der letzten zwölf Monate sogar leicht gesunken (minus 2 Prozent) ist, die Zufriedenheit mit den Angeboten noch weitaus stärker – minus 15 Prozent! Die „self fulfilling prophecy“ ist an dieser Stelle somit noch nicht eingetreten.
Denn trotz des hohen externen Drucks, ist die Akzeptanz von E-Government hierzulande also alles andere als ein Selbstläufer. Die Denke, man müsse top-down und im stillen Kämmerlein nur hinreichend gute Angebote schaffen, dann würden diese automatisch rege nachgefragt, ist mittlerweile mehrfach als falsch widerlegt worden (vgl. De-Mail, neuer Personalausweis, 115).
Ohne Marketing sowie eine intensive und dauerhafte Kommunikation wird es nicht gehen. Soll Deutschland nicht auch noch die nächsten Jahrzehnte beim E-Government herumkrebsen, muss die neue Bundesregierung unter Olaf Scholz eine Art informationelle, strukturelle und finanzielle „E-Government-Bazooka“ initiieren, um die digitale Verwaltung – im Verbund mit Ländern und Kommunen – auf einen internationalen Spitzenplatz zu führen.
Folglich muss im nächsten Jahr und den darauffolgenden gelten: Die Politik – und nicht die Corona-Pandemie – muss Treiber der Digitalisierung der Verwaltung sein!