Freitag, 29. März 2024

Nachhaltige Verwaltungskultur

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Was können wir tun, um den Öffentlichen Dienst von morgen nachhaltiger zu gestalten?

Der Öffentliche Dienst spielt eine unverzichtbare Rolle bei der Umsetzung der globalen Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Egal ob in der Kita, im Ministerium, in der Schule oder in der Stadtverwaltung: Überall steckt großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Wenn der öffentliche Sektor mit gutem Beispiel vorangeht und seine Verwaltungspraxis neben wirtschaftlichen auch an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichtet, kann er die Nachhaltigkeitsziele glaubwürdig umsetzen und mit noch mehr Glaubwürdigkeit von anderen Akteuren fordern, es ihm gleichzutun.

Ein wichtiges Handlungsfeld ist die nachhaltige Beschaffung, denn die Marktmacht der öffentlichen Verwaltung ist nicht zu unterschätzen: Bund, Länder und Kommunen beschaffen jährlich Güter und Dienstleistungen im Wert von bis zu 480 Milliarden Euro (Angaben der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung). Erst kürzlich hat das Bundeskabinett das neue “Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit” verabschiedet, welches Maßnahmen von der nachhaltigen Beschaffung, über Mobilitätsmanagement bis hin zur Emissionsreduktion von Verwaltungen umfasst. Auch die meisten Bundesländer und viele Kommunen haben bereits eigene Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt.

Doch was kann jede*r Einzelne in den Verwaltungen auf allen Ebenen beitragen? Nach Dienstschluss das Licht ausschalten oder weniger drucken – das kommt einem zunächst in den Sinn. Doch Mitarbeitende können auch im Vergabeprozess gezielt Nachhaltigkeitsaspekte in die Anforderungen an Produkte oder Dienstleistungen einfließen lassen. Somit besitzen auch Einzelpersonen einen wirkungsvollen Hebel, um Klimaneutralität und Ressourceneffizienz zum Durchbruch zu verhelfen.

Auch die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit bieten jedes Jahr die Chance, nachhaltiges Engagement am Arbeitsplatz anzustoßen – sowie die dafür nötige Inspiration von der Radfahraktion bis hin zum plastikfreien Team-Mittagessen. Auch die Dächer von Gebäuden in öffentlicher Hand bieten enormes Potential für Solarenergie und für mehr Stadtgrün. Aktionen wie diese, initiiert von Mitarbeitenden, können den Arbeitgeber dazu bewegen, selbst zum Innovationstreiber in Sachen Nachhaltigkeit zu werden.

Außerdem können Beschäftigte anregen, dass die Kommune zu Nachhaltigkeitskriterien des Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune (BNK) berichtet. Der BNK ist ein neues Instrument des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE), das seit März 2021 von 20 Pilotkommunen getestet wird, um ihre Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit transparent zu evaluieren.

Um nur einen weiteren Impuls aus der kommunalen Praxis zu geben: Zwei Projekte des Landkreis Saarlouis, gefördert durch den Fonds Nachhaltigkeitskultur des RNE, haben innerhalb kürzester Zeit erfolgreich Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Mitte der dortigen Verwaltung platziert. Als Schulträger – an der Schnittstelle von Verwaltung und Schulen – gestaltet der Landkreis neben dem rechtlichen Rahmen auch die inhaltlichen Ziele des Schulentwicklungsprogramms im Sinne der Nachhaltigkeit. Noch weit über den Förderzeitraum hinaus wird das Thema nachhaltige Entwicklung als kommunale Querschnittsaufgabe wahrgenommen. Inzwischen wird dort Nachhaltigkeit ressortübergreifend als verbindendes Strukturelement durch alle Ämter des Landkreises implementiert.

Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema. Daher muss es zum ämterübergreifenden Leitprinzip unserer Verwaltungen werden. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass engagierte Einzelpersonen immer wieder die entscheidenden Anstöße geben. Daher möchte ich junge Beschäftigte und Auszubildende im Öffentlichen Dienst ermutigen: Seid diese Pioniere! Bringt Euch ein, werdet aktiv und gestaltet den Öffentlichen Dienst nachhaltig mit!

Lisi Maier wurde im Januar 2020 als Mitglied in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats. Zudem war sie bis vor kurzem viele Jahre ehrenamtliche Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) sowie hauptamtliche Vorsitzende des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

(Foto: Christian Schnaubelt)

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