Dienstag, 16. April 2024

Funkstille ist keine Option

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Tanja Klement
Tanja Klement
Tanja Klement kümmert sich um Social Media und Podcast. Nach Feierabend sitzt sie gerne noch an der Nähmaschine.

Facebook, Twitter, Instagram und TikTok sind fester Bestandteil unserer Mediennutzung geworden. Unternehmen haben diese Chance erkannt und sprechen ihre Zielgruppe heute primär direkt durch zielgruppengerechte Werbung und Inhalte auf den entsprechenden Plattformen an, statt in den klassischen Medien wie Radio, Fernsehen und Zeitung. Und wenn die Nutzer und Nutzerinnen mit Nachrichten, Werbespots, lustigen Kurzvideos und den passenden Geschenkideen an einem Ort versorgt werden, dann ist es nur folgerichtig, dass auch öffentliche Stellen genau dort ihre Informationen streuen. Analog zu Radiospots von der Bundesagentur für Gesundheitliche Aufklärung und „Geh-Wählen“ Botschaften zur Primetime. Einfach, weil man so die breite Masse erreicht.

Und dabei haben die sozialen Medien noch einen entscheidenden Vorteil. Es gibt keinen Redaktionsschluss und zumindest für einfache Beiträge auch keine Pre- und Postproduction. Perfekt um auf Bürgerfragen direkt und öffentlich einzugehen oder akute Anliegen zeitnah und transparent zu thematisieren. Social Media ist vergleichsweise barrierearm. Auf beiden Seiten des Bildschirms. Es braucht kein großes Budget, kein besonderes Abo, keine besonders ausgeprägten technischen Fachkenntnisse. Ein einfaches internetfähiges Endgerät reicht schon aus. Für Leser UND Schreiber.

Es klingt zu schön um wahr zu sein. Zumindest, bis man die Datenschutzbeauftragten fragt. Und man kann die viel geäußerten Bedenken durchaus nachvollziehen. Die Betreiber sitzen in der Regel im Ausland, unterliegen in den allermeisten Fällen den amerikanischen Gesetzen zum Datenschutz. Und genau für diesen Fall, gibt es seit Ende des EU-US Privacy Shield-Abkommens keine rechtliche Regelung mehr. Anders ausgedrückt: Twitter und Co. sind nicht DSGVO-konform – eine Voraussetzung für technische Tools, die von öffentlichen Stellen genutzt werden.

Aber ist der Verzicht auf Social Media überhaupt noch eine Option? NEIN! Denn nur weil das örtliche Rathaus oder die Landesregierung nicht mehr zwitschert, tanzt oder für Fotos posiert, heißt das noch lange nicht, dass die Bürger ihnen wieder in die „alten“ Medien folgen. Und komplette Funkstille kann sich der öffentliche Sektor nun wirklich nicht leisten. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Stellen in den nächsten Jahren neu besetzt werden müssen.

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