Freitag, 29. März 2024

Prinz*in, Bauer*in und Jungfrau*in?

Alaaf und Helau!

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Tanja Klement
Tanja Klement
Tanja Klement kümmert sich um Social Media und Podcast. Nach Feierabend sitzt sie gerne noch an der Nähmaschine.

Ist Köln bereit für ein weibliches Dreigestirn? Bei der Prinzenproklamation hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker diesen Wunsch zumindest schon einmal in den Raum geworfen. Und warum eigentlich nicht? Im Karneval und auf der Bühne ist schließlich fast alles erlaubt.

Für alle Nicht-Karnevalist*innen sollten wir aber vielleicht nochmal einen Schritt zurück gehen. Wer oder was ist ein Dreigestirn und warum sind das drei Männer?

Das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau gehört in Köln seit ca. 1870 fest zum Bunten Treiben. Eingeführt wurde er nach der Karnevalsreform 1823 schrittweise. Der Prinz ist Regent des Karnevals, die Jungfrau repräsentiert die Stadt Köln, der Bauer die im Mittelalter mächtige Reichsbauernschaft.

Im traditionell von Männern dominierten organisierten Karneval, wurden alle drei Rollen mit Männern besetzt. Einzige Ausnahme bisher: Zwei einzelne Jahre in der NS-Zeit.

Die 1930er

Tatsächlich gab es schon einmal Frauen im Dreigestirn. Wenn auch nicht als Prinz. 1938 und 1939 gab es – entsprechend der Wertvorstellungen der NS-Zeit – eine weibliche Karnevals-Jungfrau in Köln. Denn die Darstellung einer weiblichen Figur durch einen Mann war der NSDAP zu nah an der Homosexualität. Verständlicherweise wollte man nach dem Krieg an diese neue „Tradition“ nicht anknüpfen und kehrte zurück zum rein männlich besetzten Dreigestirn.

Muss alles Genderdebatte sein?

Aber seitdem sind mehr als 70 Jahre vergangen. Und Frauen im Dreigestirn oder gleichgeschlechtliche Prinzenpaare gibt es im deutschen Karneval gleich an mehreren Standorten. Ist es also Zeit, dass Köln hier nachzieht?

Warum nicht mal ein weiblicher Prinz? Oder eine Bäuerin? Eben weil im Karneval alles erlaubt ist. Weil die Kölner*innen sich selbst auf die Fahnen schreiben, dass der Fastelovend eine weltoffene und tolerante Tradition ist.

Versteht mich nicht falsch, ich will keine Frauenquote für den Karneval einführen. Aber ein bisschen Offenheit hat noch niemandem geschadet.

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