Dienstag, 23. April 2024

Wertschätzung von Engagement

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Bennet Klawon
Bennet Klawon
Bennet Klawon ist zuständig für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Manchmal richtet er bei Kochexperimenten selbst mittlere Katastrophen an.

In regelmäßigen Abständen versprechen die Verantwortlichen in Politik immer wieder das Engagement für die Gesellschaft zu stärken. Die Leistung für die Gemeinschaft, teilweise unter Einsatz der eigenen Gesundheit, müsse honoriert werden. Aber auf halber Strecke scheinen die guten Vorsätze wieder vergessen zu werden.

Die angekündigte Corona-Prämie der Bundesregierung ist ausschließlich für Krankenhausbeschäftigte vorgesehen. Klar ist es schon mal ein Fortschritt, die Anerkennung der unglaublichen Leistung der Krankenhausmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in eine monetäre Form zu gießen und nicht einfach abends am Fenster zu klatschen. Es ist auch richtig, diese Prämie auszuloben.

Doch eine explizite Anerkennung nur einer bestimmten Personengruppe geschieht bei gleichzeitigem Vergessen anderer Gruppen, die ebenso ihren täglichen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise geleistet haben. So trifft die Sorge von Sylvia Bühler, Zuständige für das Gesundheitswesen im ver.di-Bundesvorstand, einen wunden Punkt. Sie fürchtet, dass bei einer erneuten ungleichen Verteilung es zu “Spaltung und Unfrieden” in den Einrichtungen kommen könnte. Schließlich seien die Mitarbeiter der Rettungsdienste bei der Verteilung von Prämien schon einmal übergangen worden.

Aber nicht nur die Kräfte im Rettungsdiensten zeigen in der Krise, wie unersetzlich sie sind. Erinnert sei an die vielen Kräfte des THW, die in großen Teilen Deutschlands die Logistik organisieren; an die Kräfte der Hilfsorganisationen, die Corona-Abstrichstellen und Impfzentren betreiben oder an die Kräfte der Bundeswehr, die an allen Ecken und Enden aushelfen müssen, ob nun bei der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt oder bei der Essensausgabe im Altenheim.

Haben diese Menschen nicht auch alle eine Prämie für ihren Kampf gegen das Virus verdient? Und genau dort liegt das Problem bei Prämien. Nicht dass die Beschäftigten in den Krankenhäusern diese nicht verdient hätten, aber es wirft das Schlaglicht auch auf viele, die ebenso eine Prämie verdient hätten.

Eine Wertschätzung von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften sollte daher von Dauer sein und kein gelegentlicher Tropfen auf dem heißen Stein. Diese Wertschätzung kann sich schon allein in einer neuen Ausstattung und Ausrüstung, besseren Arbeitsbedingungen oder in mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse ausgedrückt werden.

Dann würden sich “Spaltung und Unfrieden” vermeiden lassen und Prämien überflüssig werden. 

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