Wir haben unsere Stadt der Zukunft an die Folgen des Klimawandels angepasst. Generell sehen die Städte in Deutschland im Jahr 2050 anders aus. Gebäudedächer sind begrünt, sie speichern Wasser und tragen so zur Kühlung an heißen Tagen bei. Wo es eng und besonders heiß ist, bieten sie auch Raum zum Chillen oder zum Gärtnern. Gebäudefassaden haben Mehrwert – sie sind grün, reagieren intelligent auf Sonneneinstrahlung und erzeugen Energie. Auf Straßen und Plätzen bieten Bäume Schatten. Wo dies nicht möglich ist, sind Sonnensegel und Markisen installiert. Es wird für Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und den ÖPNV geplant – Parkflächen sind entsiegelt und stehen für andere Nutzungen zur Verfügung. Flächen sind so angelegt, dass Wasser im Fall von Starkregen versickert, schadlos abgeleitet bzw. zwischengespeichert werden kann – mit neuen Straßenprofilen, Tiefbeeten und multifunktional gestalteten Plätzen und Grünflächen. In der Stadt sind Innenhöfe und Plätze entsiegelt oder mit wasserdurchlässigem Material befestigt. Aber auch das Umland hilft mit: Flüsse, Bäche und Auenlandschaften wurden renaturiert und Überflutungsflächen angelegt.
Bürger*innen sorgen vor
Die Menschen in der Stadt der Zukunft wissen, wie Sie sich schützen und nachhaltig handeln. Gebäude sind gut gedämmt und Fenster verschattet, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen und gleichzeitig Innenräume kühl zu halten. Wertvolles wird nicht im Keller gelagert, Gebäudeeingänge sind gegen das Eindringen von Wasser geschützt. Im Ernstfall wissen Bürger*innen, wo sie Informationen erhalten. Sie gehen bei Starkregen nicht in den Keller, achten bei Hitze darauf genug zu trinken und helfen Alten, Kindern und Kranken. Der sparsame Umgang mit Wasser, die Nutzung von Regen- und Grauwasser ist selbstverständlich. Gleichzeitig wird der Erhalt von Grün in der Stadt zur gemeinsamen Aufgabe: Wenn der Straßenbaum vor der Tür unter Trockenheit leidet wird dies über Sensoren gemessen, mitgeteilt und die Bewohner*innen oder die Kommune kümmern sich anschließend um die Bewässerung.
Kommunen sind vorbereitet
Jede Stadt verfügt über Untersuchungen zur Starkregengefahr und einen Hitzeaktionsplan. Es gibt Notfallpläne, Übungen mit Bürger*innen und der Katastrophenschutz weiß, was zu tun ist bei Starkregen, Hitzewellen und Sturm. Es wird fachbereichsübergreifend und auch mit den Nachbarkommunen sowie mit der Land- und Forstwirtschaft zusammengearbeitet, um sich strategisch aufzustellen. Neue Bauprojekte werden zum Beispiel mithilfe von Stadtklimamodellierungen auf Ihre Auswirkungen geprüft, Planungen oder Entscheidungen gegebenenfalls angepasst.
Klimaanpassungsmanagement als zentraler Ansprechpartner
Städte, Gemeinden und Landkreise standen vor zahlreichen Herausforderungen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels: strategische Aufstellung, Katastrophenschutz oder die Information von Bürger*innen. Auch musste die Klimaanpassung bei allen baulichen Maßnahmen mitgedacht werden und spezifische Maßnahmen zum Schutz von Gesundheit, Biodiversität und kritischer Infrastruktur mit verschiedenen Fachbereichen geplant und finanziert werden. Und das mit einer bereits voll ausgelasteten Verwaltung?
In unserer Stadt haben wir daher ein Klimaanpassungsmanagement in der kommunalen Verwaltung integriert, hier laufen die Fäden zusammen. Die Klimaanpassungsmanagerin setzt beharrlich das vom Rat beschlossene Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels um. Sie ist in enger Zusammenarbeit mit unseren für den Klimaschutz zuständigen Kolleg*innen die Schnittstelle, wenn es darum geht Beschlüsse des Rates oder Bauvorhaben und Ausschreibungen auf ihre Auswirkung für die Klimarobustheit unserer Stadt zu prüfen. So konnte das Thema in unserer Verwaltung und Politik verankert werden: Die Kolleg*innen tauschen sich im Arbeitskreis Klima und bei konkreten Projekten ressortübergreifend aus, wir vernetzen uns regelmäßig mit anderen Kommunen zum Thema und die Politiker*innen denken die Klimaanpassung bei ihren Entscheidungen mit.
Zentrum KlimaAnpassung als Partner
Unterstützt hat uns das Zentrum KlimaAnpassung. Als ersten Schritt zeigten uns die Berater*innen in einem Workshop die zahlreichen vernetzten Handlungsfelder auf, welche Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten zum Thema und gute Beispiele aus anderen Kommunen es bereits gibt. Das Zentrum KlimaAnpassung hat dabei geholfen, die passende Förderung für Konzepte, Personal und Investitionen in unsere Infrastruktur zu finden. Konkrete Fragen zur Umsetzung und zur Förderung können wir der Beratungshotline oder in Online-Sprechstunden stellen. Neues Wissen zum Thema kommt durch die Teilnahme an Webinaren und Fortbildungen des Zentrums bei uns an. Außerdem bietet es die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch – in Konferenzen und Workshops konnten wir von anderen Kommunen lernen und geben mittlerweile gerne eigene Erfahrungen weiter.
Jetzt an morgen denken!
Das alles war nur möglich, weil wir die richtigen Lehren aus den Extremwetterereignissen der 2010er Jahre gezogen haben. Wir waren mit trockenen und heißen Sommern mit tropischen Nächten genauso konfrontiert, wie mit Starkregenereignissen, die in lokalen Hochwassern endeten. In unserer klimaresilienten Stadt werden die Folgen von Starkregenereignissen durch klimaangepasste Planung gemildert, die sommerliche Hitze ist durch Verschattung und Begrünung erträglich geworden, Wasser wird effizienter genutzt, damit es bei Trockenheit nicht knapp wird. Die Bürger*innen fühlen sich sicherer, weil sie wissen, dass wir als Stadt(gesellschaft) auf extreme Wetterereignisse vorbereitet sind. Damit ist unsere Stadt ganz nebenbei auch noch lebenswerter geworden – sie bietet Raum für Tiere und Pflanzen, mehr Umweltgerechtigkeit, die Luft ist sauberer und wir verbringen gerne Zeit in Parks und auf Plätzen.
Anna-Kristin Jolk ist Teil des Teams „Klimaanpassung und Stadtökologie“ im Forschungsbereich Umwelt des Deutschen Instituts fürs Urbanistik (Difu). Seit 2013 bearbeitet sie Forschungsprojekte und berät Kommunen bundesweit zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. (Foto: Jennifer Rumbach/Difu)
Philipp Reiß ist seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich des Wissenstransfers und der Beratung zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung. Er ist Co-Projektleiter des Zentrum KlimaAnpassung.