Wie heißt es denn nun? Und wo muss ich aufpassen, was ich sage, damit ich keinen Ärger bekomme? Und warum können sich die Deutschen nicht einfach auf einen Namen einigen? Wer sich auch öfters diese Fragen stellt, wird sie hier beantwortet bekommen. Zunächst erstmal eine grobe Übersicht der Verteilung von Bräuchen:
Grundsätzlich gilt: Karneval feiert man im Rheinland, in Niedersachsen und dem überwiegenden Teil Norddeutschlands. Die Fastnacht findet im Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg statt und Fasching kennt man nur im östlichen Teil Deutschlands. Von Bayern bis hoch nach Berlin, mit Ausnahme einiger Enklaven wie der Raum um Dresden oder Köthen. Dabei gilt aber auch: Vor allem wird in katholisch geprägten Regionen gefeiert, da mit der Reformation der Brauch der Fastenzeit grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Dementsprechend ist es in Nord- und Ostdeutschland zur Karnevalszeit eher ruhig. Zu Fasching lässt sich noch hinzufügen, dass es vielerorts lange nicht so groß und pompös gefeiert wird, wie der Karneval oder die Fastnacht. Oftmals feiern zum Beispiel in den ländlichen Regionen Bayerns und Sachsens nur Kinder Fasching und gehen hierfür auf Faschingspartys, die von Schulen oder Vereinen veranstaltet werden. Große Umzüge und Städte voller verkleideter Menschen sieht man hier nur selten.
Nun, wo das geklärt ist, stellt sich die Frage welchen Narrenruf ich wo verwenden kann. Dies ist weitestgehend unabhängig von der Bezeichnung der Festtage. Die beliebtesten und bekanntesten Rufe sind wohl „Alaaf!“ und „Helau!“. „Alaaf!“ ist bekannt dafür in Köln und Aachen ausgerufen zu werden. Geht man jedoch ein paar Kilometer weiter nach Düsseldorf, so heißt es an jeder Straßenecke dreifach „Helau!“. Dies gilt auch für Städte wie Mainz und Koblenz. Im Saarland lässt man sich von den Nachbarn aus Frankreich inspirieren, ruft „Alleh Hopp!“ aus und meint damit „Los geht’s!“. Auch Baden-Württemberg ist was den Narrenruf betrifft gespalten. Während man in Baden „Ahoi!“ runter von seinem Narrenschiff oder Umzugswagen ruft, heißt es in der schwäbisch-alemannischen Fastnacht allerorts „Narri-Narro!“. Abgesehen von diesen Rufen hört man noch durch die ganze Bundesrepublik verstreut Tiergeräusche, wie „Wau Wau!“ oder „I-a“.
Aber zurück zu den verschiedenen Bräuchen: Was sind deren Entstehungsgeschichten?
Da der Karneval ursprünglich ein heidnisches Volksfest war, das den Übergang vom Winter zum Frühling markierte, aß man alles, was vom kalten und harten Winter übriggeblieben war. Die Menschen hatten noch nicht die Möglichkeiten ihre Nahrungsmittel über lange Zeit zu erhalten und nutzten diese Übergangsphase, um alle Reste des Winters zu verwerten. Das Tragen von Verkleidungen und Masken stammt wohl daher, dass böse Wintergeister vertrieben werden sollten und man somit den Frühling einläutete. Aus diesem Grund tragen die Feiernden der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte auch immer noch traditionsgemäß teils selbst geschnitzte Masken.
Mit dem Aufstieg der Kirche wuchsen jedoch die Stimmen gegen das heidnische Fest, bei dem man sich ganz seinen irdischen Gelüsten hingab und Geister vertrieb, die es laut Kirche nicht mal gab. Die Kirche versuchte das Fest zu unterbinden, was sich als unmöglich herausstellte und musste dementsprechend eine andere Lösung finden. Sie erklärten das Fest für eine Möglichkeit für den normalen Menschen zu erfahren, was es bedeutet, wenn an Stelle Gottes der Teufel zusammen mit dem Menschen regierte. Auf diese Weise sollte der Karneval als erzieherische Maßnahme für alle Gläubigen dienen.
Das Wort „Karneval“ kommt wohl von den lateinischen Worten „carne“ und „levare“, was sich mit „Fleisch wegnehmen“ übersetzen lässt. Andere Quellen gehe davon aus, dass es von den Worten „carne“ und „vale“ stammt, was so viel heißen würde wie „Fleisch, lebe wohl!“. Was auch immer der wahre Ursprung des Wortes ist, so beziehen sich beide Übersetzungen auf die christliche Fastenzeit, ein vierzigtägiger Zeitraum, in dem sich Christen vor allem durch den Verzicht auf Fleisch aber auch den eingeschränkten Konsum von Genussmitteln auf die heiligen Osterfeiertage vorbereiten – daher wohl auch der Name Fastnacht. Genau wie Karneval und die Fastnacht bezieht sich der Begriff Fasching auch auf die Fastenzeit. Dabei leitet er sich vom Wort Fastenschank ab, der den letzten Ausschank von Alkohol vor Beginn des Fastens meint.
Was dem Karneval außerdem aus seinen Ursprungstagen geblieben ist, ist das Gleichheitsprinzip. Schon vor über 5.000 Jahren feierte man Vorläufer des Festes, bei denen Herrscher und Bürger während der Dauer der Festlichkeiten auf einer Ebene standen. Auch im antiken Rom gab es die Saturnalien, während denen Sklave und Herr für drei Tage den gleichen Status hatten. Im Mittelalter waren während dieser Tage sogar Parodien über kirchliche Bräuche geduldet. Ganz im Sinne von heute, wo alle ihren Alltag für eine Woche vergessen, sich verkleiden und sich locker und entspannt geben.