Freitag, 26. April 2024

In 16 Weihnachtsleckereien durch Deutschland

Heimat gestalten

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Jonas Benecke
Jonas Benecke
Jonas Benecke ist Werkstudent beim Behörden Spiegel und unterstützt die Online Redaktion beim Audio- und Videoschnitt, sowie bei Recherchearbeiten und der Vorbereitung von F4p Beiträgen. In seiner Freizeit produziert er gerne Musik und arbeitet an eigenen Remixes.

Für alle die, die sich schon immer gefragt haben, wo welche weihnachtliche Gebäckspezialität ihren Ursprung hat, haben wir die Lösung in Form einer kleinen Liste parat. Diese ordnet nicht nur jedem Bundesland eine Spezialität zu, sondern liefert darüber hinaus noch interessante Fakten zum jeweiligen Gebäck, von denen ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nichts wusstet. Guten Appetit. 

Aachener Printen (NRW): 

Der in Form gepresste Lebkuchen war schon seit Mitte des letzten Jahrtausends eine Spezialität im belgischen Raum. Durch die Umsiedlung vieler Kupferschläger nach Aachen wurde diese Spezialität in die Stadt gebracht und im frühen 19. Jahrhundert von den ansässigen Bäckern verfeinert. Durch die Zugabe von Kuchengewürzen und dunklem Zuckerrübensirup zur Süßung, entwickelten die Bäcker ihre eigene Version des Gebäcks: die Kräuterprinte. Heute findet die Printe ihre Anerkennung beispielsweise im Namen der Aachener Karnevalsgesellschaft („Oecher Prente 1988 e. V.“) oder als übergroße Statue auf dem berühmten Aachener Weihnachtsmarkt. 

(Foto: hpgruesen, pixabay.com)

Frankfurter Bethmännchen (Hessen): 

Auch diese Spezialität hat ihren Ursprung in einem unserer Nachbarländer, genauer gesagt bei einem Franzosen, der sich im Taunus niederließ. Jean Jacques Gautenier wurde vom Frankfurter Bankier Simon Moritz von Bethmann als Küchenchef engagiert und entwickelte in seinem Dienst das berüchtigte Gebäck. Er verzierte die aus Marzipan hergestellte Brentenmasse mit vier Mandeln, eine für jeden der vier Söhne des Bankiers. Als einer der vier Söhne, Heinrich, 1845 im jungen Alter von 24 Jahren starb wurde das Gebäck von da an nur noch mit drei Mandeln verziert: Eine Tradition, mit der die Frankfurter Bäcker bis heute nicht gebrochen haben. 

Bentheimer Moppen (Niedersachsen): 

Diese Gewürzplätzchen aus Buttermürbeteig haben ihren Ursprung in der Grafschaft Bentheim in Niedersachsen. Bad Bentheim ist direkt an der niederländischen Grenze gelegen und ist aufgrund seines Schwefelheilbads ein beliebter Kurort. Für manche mag auch der Geschmack der Bentheimer Moppen einer Kur gleichkommen. Dieser zeichnet sich nämlich durch die großzügige Verwendung von Kümmel aus. Andere hingegen werden aufgrund dessen wohl einen großen Bogen um das Plätzchen aus Bad Bentheim machen. 

(Foto: photosforyou, pixabay.com)

Kemm´sche Kuchen (Hamburg): 

Johann Georg Kemm war Bäcker in Hamburg Altona und hatte es sich erstmals 1782 zur Aufgabe gemacht ein neues Gebäck ähnlich dem damals schon beliebten Lebkuchen zu kreieren. Aufgrund langer Handelswege von Hamburg aus brannte er seinen selbstentwickelten Lebkuchen zweimal, um die Haltbarkeit zu verlängern. Zunächst machte dies das Gebäck hart, dick und dadurch schwer verdaubar, doch nach einigen Versuchen und der Zugabe von Gewürzen, die es in der Hansestadt zur Genüge gab, fand seine Kreation Anklang bei den Bürger*innen Altonas und wurde schnell in der ganzen Stadt und darüber hinaus ein voller Erfolg. 

Förtchen (Schleswig-Holstein): 

Eine norddeutsche Spezialität, die gewisse Ähnlichkeit mit dem uns bekannten Berliner oder Pfannkuchen aufweist. Förtchen werden in einer speziell angefertigten Pfanne mit kugelrunden Vertiefungen in Fett ausgebacken und anschließend gewendet, sodass idealerweise eine Kugelform entsteht. Beliebt sind bei den Förtchen Füllungen in Form von Musvarianten oder Apfelstückchen, allerdings werden sie auch gerne mit gehackten Mandeln oder Rosinen verfeinert. Es gibt sie zu Weihnachten und Sylvester und seit dem 18. Jahrhundert ziehen Kinder am Altjahrsabend beim Rummelpottlaufen um die Häuser ihrer Gegend, um mit Liedern unter anderem die begehrten Backwaren zu erbetteln. 

(Foto: RitaE, pixabay.com)

Dresdner Christstollen (Sachsen):  

Das erste Mal taucht der Stollen 1474 auf, durfte aber damals im Sinne des kirchlichen Verzichts nicht mit Zutaten, wie Butter oder Milch gebacken werden. Der sächsische Kurfürst und sein Bruder Albrecht Papst Innozenz VIII baten den Heiligen Vater darum, das Verbot aufzuheben und dieser schickte im Jahr 1491 den Butterbrief in die Regentenstadt, sodass von dort an auch gehaltvollere Zutaten ihren Weg in den Stollen fanden. Kurfürst August war ebenfalls bekennender Stollenliebhaber und ließ sich anlässlich des Zeithainer Lustlagers 1730 einen Riesenstollen anfertigen. Dieser wurde von rund 100 Bäckern und Gesellen unter Verwendung von 3600 Eiern, 326 Kannen Milch und 20 Zentnern Weizenmehl gebacken und brachte nach seiner Fertigstellung 1,8 Tonnen auf die Waage. An diesen Stollen erinnert noch heute das am 2. Advent stattfindende Dresdner Stollenfest. 

(Foto: Couleur, pixabay.com)

Nürnberger Lebkuchen (Bayern): 

Die Geschichte der meist runden Oblatenlebkuchen ist eng mit der Lage Nürnbergs als Kreuzungspunkt mehrerer europäischer Handelsrouten verbunden. Im späten Mittelalter erlebte die Stadt durch den regen Handel eine wirtschaftliche Blütezeit und es fanden viele Gewürze aus fernen Ländern ihren Weg nach Nürnberg und in die Lebkuchen, die schon seit einigen Jahrhunderten von Mönchen und Nonnen verzehrt worden waren, aber somit nun verfeinert und massentauglich wurden. Heutzutage ist der Oblatenlebkuchen auf dem berühmten Nürnberger Weihnachtsmarkt der Verkaufsschlager und man kann ihn mit Zuckerglasur, Schokoladenüberzug oder auch gänzlich ohne Extras kaufen. 

(Foto: blende12, pixabay.com)

Thüringer Ringelchen (Thüringen): 

Eine der bekanntesten, aber auch einfachsten Kreationen auf dieser Liste sind wohl die Thüringer Ringelchen. Jeder hat dieses Spritzgebäck schonmal in der klassischen Keksdose von Oma gesehen. Das Rezept ist so simpel, wie die Verhältnisse, in denen es entstanden ist. In der Nachkriegszeit standen den Plätzchenbäckern Deutschlands nicht viele Mittel zur Verfügung und man musste mit allem, was da war improvisieren. Wichtig für das Rezept ist die Verwendung von viel “guter Butter”, Zucker, Eiern und Mehl. 

(Foto: silviarita, pixabay.com)

Schwäbisches Hutzelbrot (Baden-Württemberg): 

Das Hutzel-, Schnitz- oder einfach nur Früchtebrot ist ein im süddeutschen Raum sehr verbreitetes Weihnachtsgebäck. Seinen Namen erhält es durch die in ihm verarbeiteten Hutzeln, eine Birnenart, dessen Aussehen in Süddeutschland als hutzelig (runzelig) beschrieben wird, aber auch weitere getrocknete Früchte, sowie ein Schuss Schnaps dürfen in keinem Hutzelbrot fehlen. Ursprünglich war es das bäuerliche Festtagsgebäck und war ein einfaches Brot, verfeinert mit allem, was die Speisekammer noch so hergab. Für den Verzehr dieser Köstlichkeit gibt es zudem klare Vorschriften: Es darf frühstens ab Heiligabend gegessen werden und muss vor dem 6. Januar aufgegessen sein. Wenn dies nicht eingehalten wird oder das Backen des Brotes misslingt, bringt dies Unglück für das kommende Jahr. 

(Foto: cehgo, pixabay.com)

Bremer Klaben (Bremen): 

Zum ersten Mal wurde der Bremer Klaben 1593 im Bremer Rat erwähnt. Der winterliche Kuchen besteht, ähnlich wie ein Stollen, aus Hefeteig und Sultaninen, grenzt sich jedoch dadurch ab, dass er weder mit Butter bestrichen noch mit Zucker überstreut wird. Weitere Besonderheiten bestehen in der Verwendung des südindischen Gewürzes Kardamom und dem Verhältnis von Früchten zu Teig (1:1). Seit 2009 ist die Bezeichnung Bremer Klaben als geschützte geographische Angabe nach europäischem Recht eingetragen. Sie darf nur für Produkte verwendet werden, die in Bremen und einem genau spezifizierten angrenzenden Gebiet, sowie Bremerhaven und Verden hergestellt werden. 

Salzwedeler Baumkuchen (Sachsen-Anhalt): 

1843 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des Salzwedeler Baumkuchens. Der Überlieferung zufolge war König Friedrich Wilhelm IV zu Gast in Salzwedel und auf dessen Tafel stand der Baumkuchen. Das Gebäck schmeckte ihm so gut, dass er kurzerhand befahl, den restlichen Kuchen in seinen Reisewagen zu laden. Daraufhin folgten bald Bestellungen aus Wien und Sankt Petersburg. Der als “König der Kuchen” bekannte Baumkuchen wird bei seiner Herstellung schichtweise auf einem sich über offenem Feuer oder heutzutage einem speziellen Backapparat drehenden Spieß gebacken. Durch eine besondere Technik beim Auftragen der einzelnen Teigschichten erhält er seine charakteristische wellenförmige Struktur. 

(Foto: macroworld, pixabay.com)

Honigkuchen vom Blech (Mecklenburg-Vorpommern): 

Rund um die Ostseeküste hat nahezu jede Familie ihr eigenes Honigkuchenrezept. Denn nach langen Strandspaziergängen und kalten Wintertagen steigt die Lust auf leckeres Adventsgebäck und wärmende Würze. Der Honigkuchen ist die lokale Variante eines Lebkuchens und ist im Norden Deutschlands weit verbreitet und sehr beliebt. Manche Varianten enthalten bis zu zehn Prozent Honig, während andere Kunsthonig bzw. Glukosesirup zur Süßung verwenden. Als begleitendes Getränk eignet sich ein leckerer Tee oder Punsch hervorragend, Hauptsache warm! 

Zwiwwelkuche (Rheinlad-Pfalz): 

Der lokal unter dem Namen “Zwiwwelkuche” bekannte Zwiebelkuchen, ist vorrangig in den Weingegenden Deutschlands vertreten, wo er vor allem im Herbst auf Weinfesten oder z.B. dem berühmten Weimarer Zwiebelmarkt angeboten wird. Dementsprechend gehört zu einem Zwiebelkuchen eigentlich auch stets ein Glas Federweißer oder Weißwein (z.B. Riesling). Aber auch auf den Weihnachtsmärkten der Region findet diese herzhafte Speise Anklang bei seinen Besucher*innen. Über die Herkunft der Spezialität scheiden sich noch heute die Geister. So beanspruchen neben Rheinland-Pfalz auch Baden-Württemberg und die Elsass-Region den Kuchen für sich. 

(Foto: mhollaen, pixabay.com)

Berliner Stollen (Berlin): 

In Berlin auch nur als “ein Stück Stolle” bekannt, wurde diese Dresdner Spezialität von den Berlinern adaptiert und nach eigenem Geschmack verändert. Die Berliner haben zudem eine seit nun schon 50 Jahren anhaltende Tradition, nämlich die Berliner Stollenprüfung. Im letzten Jahr wurden dabei 80 verschiedene Varianten der Weihnachtsspezialität von Bäckereien eingereicht und zur Verköstigung frei gegeben. Die Jury setzt sich dabei aus den verschiedensten Stollenexpert*innen zusammen, z.B. dem Leiter der Bäcker-Akademie Berlins. Es werden 100 Punkte in den sechs Kategorien Form und Aussehen, Oberfläche und Kruste, Krumenbild und Lockerung Textur Geruch und Aroma vergeben und der beste Stollen gewinnt. 

Saarländische Zimtwaffel (Saarland): 

Diese Waffel, die von ihrer Konsistenz eher fest und kompakt ist, hat nicht so viel mit den herkömmlichen Waffeln zu tun. Es wird ein spezielles Waffeleisen benötigt und der Waffelteig wird in Kügelchen in die Form gelegt. Je nachdem, wie groß diese Kügelchen sind erhält man entweder eine eher flache, krosse oder eine saftigere Waffel. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verwendung des richtigen Zimts. Nach dem originalen Saarländer Rezept wird Ceylon Zimt empfohlen, da dieser ein deutlich edleres und intensiveres Aroma hat als sein chinesisches Äquivalent, der Cassia Zimt. 

(Foto: salsa08, pixabay.com)

Süße Mohnpielen (Brandenburg): 

Das Rezept für diese Spezialität kommt ursprünglich aus Schlesien. Zudem werden die Mohnpielen nicht gebacken, sondern sind viel mehr ein Dessert, was sich zur Weihnachtszeit auf den Tellern Brandenburgs wiederfindet. Nach einem alten, germanischen, vorchristlichen Brauch ist es üblich ein Teil der Mohnpielen in der Schüssel für Frau Perchta zurückzulassen. Diese Sagengestalt aus der kontinentalgermanischen und slawischen Mythologie soll Faulheit und den Verstoß gegen das Festspeisegebot bestrafen und es ist wohl ratsam, sie nicht zu verärgern. 

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