Sonntag, 28. April 2024

Weihnachtsfrieden 

Es weihnachtet im ÖD

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Jonas Benecke
Jonas Benecke
Jonas Benecke ist Werkstudent beim Behörden Spiegel und unterstützt die Online Redaktion beim Audio- und Videoschnitt, sowie bei Recherchearbeiten und der Vorbereitung von F4p Beiträgen. In seiner Freizeit produziert er gerne Musik und arbeitet an eigenen Remixes.

Der Begriff Weihnachtsfrieden hat seinen Ursprung vor über 100 Jahren und im Öffentlichen Dienst lebt er noch heute weiter. Doch was hat es damit auf sich?

Ende des Jahres 1914 war der erste Weltkrieg bereits in vollem Gange. An der Westfront standen sich deutsche und britisch/französische Kräfte in den Schützengräben gegenüber. Vorangegangen war ein blutiger Sommer, in dem die deutsche Offensive mit hohen Verlusten auf beiden Seiten abgewehrt werden konnte und man das Reichsheer zum Rückzug gedrängt hatte. Aufgrund der schlechten Wetterlage im Herbst und Winter war der Stellungskrieg zum Ende des Jahres hin erstarrt und es war kein Ende des Krieges in Sicht.

Für die Soldaten war deswegen das Weihnachtsfest ein Lichtblick. Auf beiden Seiten hoffte man auf Pakete und Versorgung sowie Briefe und Liebesbekundungen aus der Heimat. Durch das Eintreffen dieser wurde der Ruf nach Stille, Besinnlichkeit und Frieden bei den Truppen beider Seiten größer als je zuvor. Während des 23. und 24. Dezembers 1914 beschlossen deswegen über 100.000 deutsche und britische Truppen einen Waffenstillstand und es fanden zwischen manchen Generälen Verhandlungen dazu statt. Andere stellten sich gegen die Auflehnung ihrer Truppen und bestraften sie, jedoch war ein Großteil der Front an diesen beiden Tagen friedlich und ohne Tote.

Zeitzeugen und deren Überlieferungen erzählen uns noch heute von wunderhaften Begebenheiten, die zum Weihnachtsfest 1914 stattfanden. Auf beiden Seiten stiegen Soldaten aus ihren Gräben, gingen auf die Schlachtfelder und bargen die eigenen Gefallenen und Verletzten, ohne mit feindlichem Beschuss rechnen zu müssen. Deutsche Soldaten stellten Kerzen und Tannenbäume auf Gräber und erhielten durch Klatschen und Pfeifen der Briten Anerkennung dafür. In verschiedenen Berichten wird von mehreren Fußballspielen der verfeindeten Parteien, vom gegenseitigen Austausch von Zigaretten und Schokolade, gegenseitigem Haareschneiden und Rasieren und von einem gemeinsamen Schweinegrillen berichtet.

Die wunderbaren Ereignisse fanden selbstverständlich auch Einzug in die Kulturgeschichte beider Länder. Filme, Literatur und Musik zeugen noch heute von dem Eindruck, den dieses Weihnachtsfest auf Deutsche und Briten gleichermaßen hinterließ.

In Deutschland ist darüber hinaus auch im Öffentlichen Dienst eine Tradition des Weihnachtsfriedens entstanden. Vor allem die Finanzverwaltungen der Länder halten sich alljährlich gerne an diese Tradition. So verzichten sie beispielsweise dieses Jahr zwischen dem 17. und 31. Dezember auf Vollstreckungsmaßnahmen und die Einleitung von Betriebsprüfungen.

Auch andere Ämter beteiligen sich durch den Verzicht auf Maßnahmen. Zum Beispiel nutzt die Polizei einiger Länder den Anlass, um keine Radarfallen mehr aufzustellen und mit der Zustellung der Knöllchen bis zum Neujahr zu warten.

Zuletzt muss natürlich gesagt sein, dass dieser Weihnachtsfrieden nicht als Anlass zur Rücksichtslosigkeit genommen werden sollte. Verfehlungen werden genauso geahndet, wie normalerweise. Man kriegt nur erst ein paar Tage später als üblich davon mit.

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