Montag, 7. Oktober 2024

MONOCABs: Ein Blick in die Zukunft

Meine Welt ist ein Dorf

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“Neu und anders mobil im ländlichen Raum: mit MONOCABs”

Man stelle sich vor, man kann in einem futuristischen, selbstfahrenden Fahrzeug durch die Landschaft gleiten – kreiselstabilisiert und auf stillgelegten Bahntrassen unterwegs. Klingt nach Science Fiction? Nicht im ostwestfälischen Kreis Lippe, denn hier beginnt die Zukunft der Mobilität auf Schienen.

MONOCABs sind mehr als nur Fahrzeuge – sie sind eine Revolution. Die selbstfahrenden Kabinen bewegen sich auf eingleisigen Bahnstrecken, die ihre ursprüngliche Funktion längst verloren haben. Doch MONOCABs fahren nicht nur in eine Richtung – sie bewegen sich in beide Richtungen gleichzeitig! Das Geheimnis liegt in ihrer Kreiseltechnik, die sie zu einer kreiselstabilisierten Einschienenbahn macht. Man stelle sich vor, man könnte sie wie Taxis per App bestellen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Das ist individueller Personennahverkehr auf einem neuen Level – intuitiv, automatisiert und bedarfsgerecht.

Der Kreis Lippe unterstützt dieses zukunftsweisende Projekt von Anfang an. Warum? Weil es um die Zukunft des ländlichen Raums geht. Es geht um gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land, um Mobilitätsgerechtigkeit und um die Vision, auf dem Land zu leben, ohne auf ein eigenes Auto angewiesen zu sein. MONOCABs sollen dazu beitragen, eine vernetzte, multimodale Mobilitätsstruktur zu schaffen und das am besten so einfach und flexibel wie das eigene Auto.

Der Weg zur Realität: Entwicklung und Erprobung

Im Mittelpunkt der Entwicklung stehen derzeit die Demonstratoren “Hermann und Thusnelda”. Der Weg zur Realisierung besteht aus neun technischen Reifegraden, derzeit befinden wir uns auf Stufe 5 – dem Testaufbau in realer Umgebung. Die nächsten Schritte sind bereits geplant: 2028 soll der erste Testregelbetrieb beginnen. Aber schon 2027 wird das Konzept auf der Internationalen Gartenausstellung in Dortmund präsentiert. Hier trifft innovative Mobilität auf grüne Gärten der Zukunft.

Getestet wird auf der stillgelegten Bahntrasse zwischen Bösingfeld und Rinteln. Die Hochschule OWL, die Fachhochschule Bielefeld und das Fraunhofer IOSB-INA sind nur einige der Forschungs- und Entwicklungspartner, die bei diesem zukunftsweisenden Projekt mit an Bord sind. Unterstützt und begleitet wird die Idee der “großen Zukunft auf dem Land” auch vom RailCampus OWL.

Technik, die begeistert: Gyroskop, Sensorik und Sicherheit

MONOCABs sind nicht nur visionär, sondern auch technisch ausgereift. Die selbsttätige vertikale Stabilisierung auf der Schiene erfolgt ohne mechanische Abstützung durch aktive Kreisel – ein Konzept, das bereits vor über 100 Jahren entwickelt wurde. Jetzt wurde es weiterentwickelt und fit für die Zukunft gemacht.

Zwei Kreisel rotieren mit beeindruckenden 4800 Umdrehungen pro Minute. Sie erzeugen ein Drehmoment um die Rollachse des Fahrzeugs, das für ein stabiles Fahren sorgt. Stationäre Störungen wie Seitenwind oder einseitige Beladung werden durch eine verschiebbare Masse ausgleichen. Beides wird digital geregelt.

Sicherheit hat oberste Priorität. Sensoren zur Umfeld- und Objekterkennung, darunter Radarsensoren und Kameras, sorgen dafür, dass die MONOCABs Hindernisse erkennen, anhalten und automatisch eine zentrale Leitstelle informieren. Die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen ermöglicht effizientes “Platooning” – ein fortschrittliches Verfahren, bei dem mehrere MONOCABs effizient hintereinander fahren.

MONOCAB OWL: Eine Vision wird Realität

MONOCAB OWL im Kreis Lippe ist nicht nur ein Forschungsprojekt – es ist eine Vision, die Wirklichkeit wird. MONOCABs könnten vermeintlich unrentable Bahnstrecken wiederbeleben, die vorhandene Infrastrukturen sicher nutzen und Mobilität für alle sichern und so den Weg zu einer nachhaltigen und demokratischen Mobilität ebnen. Wenn keine Züge mehr auf dem Land fahren, dann fahren eben MONOCABs – so einfach wie das eigene Auto. Made in NRW, getestet in OWL. Würdest du einsteigen und umsteigen?

Allein für die Idee erhielt das Projekt den “Deutschen Mobilitätspreis 2018 – Open Innovation”. Außerdem wurde das Jugendprojekt mit dem OWL-Kulturförderpreis und dem Kulturförderpreis der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.


Foto: privat

Jürgen Tuscher ist seit Oktober 2021 Geschäftsführer des RailCampus OWL e.V.. Er verfügt über langjährige Berufserfahrung im Bereich Schienenverkehr u.a. als Geschäftsführer des Verbandes der Güterwagenhalter und Geschäftsführer Stuttgart 21.

Foto: We How Sky – Peter Wehowsky

Dipl.-Ing. Thorsten Försterling ist für das Marketing, die Öffentlichkeitsarbeit und die Testfelder des Projekts MONOCAB OWL an der Hochschule OWL verantwortlich. Außerdem ist er als Innovationsmanager bei alberts.architekten BDA – Büro für Soziale Architektur tätig.

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