Dienstag, 30. April 2024

Digital im Krankenhaus – aber sicher!

Nebenbei gesund

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In Deutschlands Krankenhäusern werden jährlich 40 Millionen Patient*innen versorgt – sieben Tage in der Woche, an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. Und natürlich kommen viele von ihnen mit dem Smartphone in der Hand ins Krankenhaus. Sie haben damit vielleicht den Termin vereinbart, eine elektronische Patientenakte (ePA) angelegt oder den Notruf gewählt – alles digital.

Hat Digitalisierung inzwischen breiten Einzug in den deutschen Krankenhäusern gehalten? Aber sicher! Auch in den Krankenhäusern spielt Digitalisierung eine immer größere Rolle – Themen wie E-Health, Telemedizin, Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und „Big Data“ sind in aller Munde. Dabei ist längst nicht selbstverständlich, dass eine digitale Terminvereinbarung für einen geplanten medizinischen Eingriff – etwa die Operation eines Leistenbruches – so reibungslos funktioniert. Warum das so ist, welche Voraussetzungen für Digitalisierung im Krankenhaus bestehen müssen und wie man das Ganze sicher gegen technische Ausfälle oder gar Cyberangriffe machen kann, will ich im folgenden Beitrag einmal näher erklären.

Krankenhäuser setzen heute sehr viele, zum Teil sehr komplizierte und teure Geräte ein, um herauszufinden, was Patient*innen fehlt oder um Verletzungen und Krankheiten zu heilen. Vom einfachen Röntgenapparat des letzten Jahrhunderts ist man inzwischen weit entfernt. Wir können
heute auf einzelne Patient*innen angepasste Medikamente z. B. zur Heilung vieler Krebserkrankungen herstellen, in dem wir die Gene dieser Menschen genau untersuchen und die individuelle Erkrankung viel besser verstehen. KI hilft Ärzt*innen dabei, auf digital aufbereiteten Untersuchungsergebnissen Krankheiten zu erkennen, die ein Mensch vielleicht übersehen würde. Das heißt nicht, dass Ärzt*innen überflüssig werden – aber die schiere Masse an Daten, die uns heute zur Verfügung stehen, ist durch Menschen kaum mehr zu bewältigen. Wäre es außerdem nicht toll, wenn Ärzt*innen mehr Zeit mit den Patient*innen verbringen könnten und weniger mit endlosem Schreibkram – der sogenannten Dokumentation – belastet wären? Klar ist so ein Entlassbrief wichtig. Hier steht drin, was im Krankenhaus gemacht wurde und was im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt zur weiteren Behandlung zu beachten ist. Aber müssen Ärzt*innen diesen Brief Wort für Wort selbst schreiben?
Nein! Auch hier kann Digitalisierung helfen, indem aus der großen Menge an Daten die notwendigen Informationen herausgefiltert und schon einmal ein Entwurf für einen Arztbrief erstellt wird. Den müssen Ärzt*innen nur noch einmal prüfen, ggf. korrigieren oder ergänzen und sparen wertvolle Zeit.

Große Herausforderungen

Eine der größten Herausforderung bei der Digitalisierung sind die Daten. Es entstehen riesige Mengen an Untersuchungsergebnissen, Bildern und Laborwerten, die auf unterschiedlichen Systemen gespeichert werden. Diese müssen für die Behandlung zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen und dürfen dabei nicht unbeabsichtigt oder durch einen Cyberangriff verändert worden sein. Man kann sich leicht vorstellen, welche schlimmen Konsequenzen sich aus dem Vertauschen von rechter oder linker Körperseite ergeben können, die in den medizinischen Daten oft nur durch ein „R“ oder „L“ abgekürzt werden. Bei mehreren tausend PCs, Laptops, Tablets bis hin zu medizinischen Großgeräten, wie einem Magnetresonanztomographen (MRT), einem riesigen Magneten, der Dinge sichtbar macht, die auf einem Röntgenbild nicht sichtbar sind, werden in den Krankenhäusern viele elektronische Geräte eingesetzt, die miteinander vernetzt Behandlungsdaten austauschen. Sollte man aus Angst vor einem Hacker-Angriff dann auf Digitalisierung verzichten? Nein! Man kann und man muss Digitalisierung im Krankenhaus heute einsetzen. Aber sicher! Das heißt, dass man sich der Gefahren immer bewusst sein muss und entsprechende Gegenmaßnahmen bereithält. Dabei unterstütze ich mit meinen Kolleg*innen die Krankenhäuser, indem ich versuche, Lösungen für die vielen Fragen zu erarbeiten, die
Krankenhäuser für sich alleine unmöglich alle bewältigen könnten.
Auch wenn wir heute mit der Digitalisierung noch nicht so weit sind, wie wir es gern wären – in den letzten Jahren wurden große Fortschritte gemacht! Die digitale Datenautobahn im Gesundheitswesen – die Telematikinfrastruktur – ist endlich da. Nun muss sie noch mit Leben gefüllt werden. Auch die
ePA wird die medizinische Versorgung künftig unterstützen, indem Ärzt*innen auch einen Blick auf die Dinge werfen können, die nicht in ihrer eigenen Praxisakte liegen. Und täglich kommen neue spannende Digitalisierungsthemen dazu! Diese neuen digitalen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden lassen uns heute Krankheiten heilen oder zumindest stark verlangsamen, die noch vor wenigen Jahren als unheilbar galten. Ohne Digitalisierung wäre dies nicht denkbar. Also lasst uns die Digitalisierung weiter vorantreiben – Aber sicher!


Foto: privat

Markus Holzbrecher-Morys ist Medizin-Informatiker und leitet den Geschäftsbereich „Digitalisierung & E-Health“ bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Zu den Themen seiner Abteilung zählen alle Digitalisierungsfragen im Krankenhaus, aber auch Informationssicherheit und technischer Datenschutz sowie die Telematikinfrastruktur.

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