Freitag, 26. April 2024

Was geht – Karriere kann geplant werden!

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Jüngere Beschäftigte fragen sich nach einigen Jahren in der öffentlichen Verwaltung häufig, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Endet die Karriere in dem aktuellen Amt in der gegenwärtigen Position oder ist noch mehr drin?

Diese Fragen sind entscheidend für die richtigen Weichenstellung. Wir haben deshalb den ehemaligen Bezirksbürgermeister in Berlin Marzahn-Hellersdorf, Stefan Komoß, gefragt, was er jüngeren Beschäftigen empfiehlt. Stefan Komoß war bis 2016 Bezirksbürgermeister und ist heute Geschäftsführer bei rego Dienste, die umsetzungsorientierte Lösungen für die öffentliche Verwaltung anbietet.

Er berichtet zunächst von seinen Erfahrungen mit Auszubildenden in der Verwaltung: „Ich habe den ersten Tag der Ausbildung mit den neuen Auszubildenden verbracht. Es war beeindruckend, dass alle eine hohe Motivation hatten, eine sinnvolle Tätigkeit aufzunehmen. Sie haben sich bewusst für eine Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung entschieden.“

Stefan Komoß ist jedoch davon überzeugt, dass Motivation für das Gemeinwesen gute Angebote zu finden, nicht ausreicht. Spätestens nach den ersten zwei Jahren nach Ausbildungsende sollte eine intensive Beschäftigung mit der weiteren persönlichen Entwicklung erfolgen. Dabei ist entscheidend, dass „ein persönliches Ziel formuliert wird. Denn ohne Ziel ist jeder Schritt ein Schritt in die falsche Richtung.“

Die Zielfindung ist jedoch nahezu immer unmöglich allein erfolgreich zu bewältigen. Die meisten Menschen haben eine unvollständige oder sogar unzutreffende Sicht auf eigene Stärken und Kompetenzen. Deshalb braucht es professionelle Unterstützung. Diese Unterstützung heißt Coaching.

Coaching bedeutet Einzelgespräche mit einem qualifizierten Coach. Die Einzelgespräche dauern eineinhalb bis zwei Stunden; insgesamt finden üblicherweise drei bis vier dieser Einzelgespräche statt.

Die Gespräche sind vertraulich; Inhalte dürfen vom Coach nicht an den Arbeitgeber oder an Vorgesetzte weitergegeben werden. Der Coach selbst ist meistens selbständig und nicht in der öffentlichen Verwaltung beschäftigt. Er sollte Erfahrungen mit Menschen aus der öffentlichen Verwaltung aufweisen, jedoch nicht in der Verwaltung beschäftigt sein.

Was passiert in den Einzelgesprächen? Wir fragen nochmal Stefan Komoß: „Der Teilnehmende bestimmt die Themen der Beratung.“

Es ist möglich über aktuelle Probleme zu sprechen. Das kann Stress und Ärger mit Vorgesetzten oder Kolleg*innen sein. Möglich ist aber auch darüber zu sprechen, dass einfach zu viele Anforderungen gestellt werden und eine Entlastung notwendig ist.

Die Einzelgespräche können aber auch ganz gezielt für die Zielfindung im Rahmen einer Karriereplanung genutzt werden. Gute Coaches sprechen mit den Teilnehmenden über die zentralen Fragen: was kann ich gut und was will ich erreichen?

„Nach meinen Erfahrungen haben die meisten Menschen noch nie in einem geschützten Umfeld ausreichend Zeit über diese zentralen Fragen gesprochen. In der Beantwortung der Fragen finden sich faszinierende Antworten. Plötzlich stellen die Teilnehmenden fest, dass sie viel positiver und kompetenter wahrgenommen werden, als sie selbst gedacht haben. Und häufig stellen sie fest, dass sie über Fähigkeiten verfügen, die beruflich verwertbar sind.“

Auf die Nachfrage, was ihm am Coaching besonders gut gefällt, sagt Stefan Komoß: „Mich überzeugt die totale Konzentration auf die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmenden. Eine Übung gefällt mir besonders: dabei sollen die Teilnehmenden mit ihrer besten Freundin oder bestem Freund darüber sprechen, wie sie auf diese wirken. Das hat überraschende Erkenntnisse erbracht, die zur weiteren Entwicklung einen wichtigen Beitrag geleistet haben.“

Wenn euch die Aussicht auf Einzelgespräche zur Karriereplanung oder zur Besprechung aktueller Probleme gefällt, stellt sich eigentlich nur noch die Frage, wie du zu einem Coaching kommst. Stefan Komoß: „Beim Coaching handelt es sich um eine Maßnahme der Personalentwicklung. Sprich mit deinem Vorgesetzten und beantrage ein Coaching. Das kannst du im Personalgespräch oder bei einem eigenen Termin tun. In Berlin hat dann die Verwaltungsakademie externe Coaches organisiert. Ich wünsche euch spannende Gespräche.“

Stefan Komoß war 2007 bis 2016 Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Er verfügt zudem über langjährige Erfahrung als Geschäftsführer in der Weiterbildungsbranche und ist gelisteter Berater des Bundeswirtschaftsministeriums im Förderprogramm „Know-How für mittelständische Unternehmer“. Seit 2021 ist Stefan Komoß als Geschäftsführer der rego Dienste GmbH tätig und erarbeitet umsetzungsorientierte Lösungen für eine handlungs- und leistungsfähige öffentliche Verwaltung.

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