Donnerstag, 25. April 2024

Karneval als Wirtschaftsfaktor

Alaaf und Helau!

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Die Fastnacht gehört zu Mainz wie der Dom, der Rhein, Mainz 05 oder Gutenberg. Und viele Menschen in ganz Deutschland denken, wenn sie den Namen Mainz hören, ganz bewusst an die Fastnacht – an den Rosenmontagsumzug etwa, an die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ oder an bekannte Fastnachtsgrößen wie Thomas Neger. Und wenn man zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch in der Stadt unterwegs ist, dann kommt man an der Fastnacht nicht vorbei. Überall sieht man die Fastnachtsfarben Rot-Weiß-Blau-Gelb, die Fahnen der Fastnachtsvereine und Garden sind gehisst, es gibt Umzüge in der Innenstadt und in den Stadtteilen, unzählige Fastnachtssitzungen, Parties sowie Veranstaltungen zum Thema Fastnacht.

Die Fastnacht ist mittlerweile auch zu einem echten Wirtschaftsfaktor geworden. Eine vor einigen Jahren durchgeführte Studie des Bundes Deutscher Karneval (BDK) beweist das: demnach werden durch das närrische Treiben bundesweit jährlich rund zwei Milliarden Euro erwirtschaftet. 3.000 Unternehmen und mehr als 40.000 Mitarbeitende leben der Untersuchung zufolge in Deutschland vom Geschäft mit dem Brauchtum.

Auch Zahlen aus Mainz belegen die große Bedeutung der Fastnacht für die Stadt und die Wirtschaft. So sind ca. 8.000 Menschen in den verschiedenen Fastnachtsvereinen und Garden aktiv. Zur Straßenfastnacht kommen mehr als 800.000 Besucher*innen. Gleichzeitig liegt an den Tagen rund um Rosenmontag die Zahl der Übernachtungsgäste bei über 10.000. An den vielen Fastnachtssitzungen nehmen mehr als 70.000 Besucher*innen teil. Insgesamt erwirtschaften die Vereine und Garden pro Kampagne einen Umsatz in Höhe von 600.000 Euro, bei der Saalfastnacht, also bei den Sitzungen, liegt der Umsatz bei etwa sieben Millionen Euro, bei der Straßenfastnacht sogar bei mehr als 41 Millionen Euro und „Dritte“, unter anderem Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel etc., kommen auf einen Umsatz in Höhe von ca. drei Millionen Euro. Rechnet man alles zusammen, dann kommt man in Mainz auf einen Gesamtumsatz durch die Fastnacht von mehr als 50 Millionen Euro.

Mainz profitiert auch deshalb von der Fastnacht, weil der Name der Stadt in dieser so genannten fünften Jahreszeit im Fernsehen, im Radio, in den Tageszeitungen und Magazinen und auch in den sozialen Medien permanent präsent ist. Das sorgt nicht nur für überregionale Bekanntheit, sondern weckt auch das Interesse und wirkt positiv auf das Image der Stadt, denn schließlich verbinden die meisten Menschen mit der Fastnacht Spaß, Freude und gute Laune.

Gleichwohl sind wir als Stadt bei der Fastnacht auch mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Ordnung und Sicherheit. Bei vielen Veranstaltungen in der Innenstadt, etwa am 11.11. oder am Altweiberdonnerstag, sind tausende Menschen vor Ort. Bei den Umzügen, sowohl in der City als auch in den Stadtteilen, sieht es ähnlich aus. Höhepunkt ist, wenig überraschend, der Rosenmontagsumzug mit mehreren hunderttausend Besucher*innen. Leider sind in den letzten Jahren immer wieder solche Veranstaltungen attackiert worden bzw. wurden von den Sicherheitsbehörden als potentiell gefährdet eingestuft. Deshalb setzen wir bei Großveranstaltungen gezielt unsere Sicherheitskonzepte um. Diese beinhalten zum Beispiel mobile Zufahrtssperren (so genannte truckBlocs) an bestimmten Orten, Poller oder auch schwere Fahrzeuge, um Attacken mit Autos oder Lastkraftwagen zu verhindern.

Probleme gibt es selbstverständlich aufgrund von anderen Dingen. Etwa Rangeleien und Auseinandersetzungen zwischen Personen oder Gruppen. Oder Gefahren durch Gläser. Deshalb gilt in der Innenstadt etwa am Altweiberdonnerstag und auch am Rosenmontag ein Glasverbot.

Darüber hinaus gibt es für die Stadt zwei weitere Herausforderungen. Die eine ist das übermäßige Wildpinkeln. Um dies zu verhindern, muss für eine angemessene Infrastruktur an mobilen Toiletten und Pissoirs gesorgt werden.

Daneben vergibt die Stadt für die Veranstaltungen Flächen in der Innenstadt an einen Fastnachtsverein. Die Verträge werden im Vorfeld ausgehandelt. Ein zwar routinemäßiger Vorgang für die Verwaltung, der jedoch zeitintensiv ist.

Als Stadt ist es uns beim Gesamtthema Fastnacht sehr wichtig, mit allen relevanten Akteur*innen im regelmäßigen, konstruktiven Austausch zu sein. Deshalb treffen sich bereits weit im Vorfeld und dann auch während der laufenden Kampagne Vertreter*innen der in diese Thematik involvierten Ämter und stadtnahen Gesellschaften (Wirtschafts- und Ordnungsdezernat, Ordnungsamt, Liegenschaftsamt, Abteilung Messe und Märkte, Verkehrsbehörde, Umweltamt, Verkehrsgesellschaft, Entsorgungsbetrieb, Feuerwehr) mit der Polizei, Fastnachtsvereinen und dem vom MCV beauftragten Sicherheitsdienst. Organisiert und geleitet wird diese Runde vom Ordnungsamt. Besprochen und diskutiert werden hier alle relevanten Themen rund um die Fastnacht. Dieser Austausch sorgt dafür, dass die mit der Thematik befassten Akteur*innen stets über aktuelle Pläne, Schwierigkeiten, Probleme etc. informiert sind und sich aktiv einbringen und ihre Sicht darlegen können. Dass die Mainzer Fastnacht so hervorragend organisiert ist, liegt sicher auch an diesem Austausch und dem vertrauensvollen Miteinander.

Die Herausforderungen für die Stadt Mainz sind also jedes Jahr groß. Diese ändern aber nichts daran, dass die Fastnacht für Mainz ein Geschenk und ein jährlich gelebtes Brauchtum ist. Deshalb freuen wir uns jedes Jahr über dieses und pflegen es entsprechend. Mainz wäre ohne die Fastnacht nicht das, was es heute ist: eine moderne, lebensfrohe, weltoffene Stadt mit einer hohen Lebensqualität und dem unvergleichlichen #Mainzgefühl. Dazu passt auch das Motto der aktuellen Kampagne: „In Mainz steht Fastnacht voll und ganz – für Frieden, Freiheit, Toleranz.“ Helau!




Manuela Matz ist seit Dezember 2018 Dezernentin für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Ordnungswesen der Landeshauptstadt Mainz. Sie ist ausgebildete Wirtschaftsjuristin und war bis zu Ihrer Wahl als Unternehmerin tätig. Manuela Matz ist Mitglied der CDU.

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