Samstag, 20. April 2024

Sprungbrett für Digitalisierungsgestalter*innen

Mit Weitblick

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Wie stellt man sich den Alltag in einer typischen deutschen Behörde vor? Auf den Schreibtischen türmen sich Papierstapel, das Faxgerät streikt und auf den Fluren warten Bürger*innen auf ihren lang ersehnten Termin, nur um dann festzustellen, dass ein wichtiges Formular fehlt.

Zugegeben, die Darstellung ist ein wenig überspitzt, doch so ganz aus der Luft gegriffen ist die Szene auch nicht. Fakt ist, dass die deutsche Verwaltung im Bereich „Digitalisierung“ noch Nachholbedarf hat.

Dass staubige Aktenordner, Papierformulare und ewiges Warten auf Termine schon bald ein Relikt der Vergangenheit sein könnten, zeigt uns ein Blick in den Nordosten der EU: Im Rahmen des Studiengangs „Digital Administration and Cyber Security“ (kurz DACS) an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung durften wir eine Projektwoche mit Bezug zu den Studienschwerpunkten „digitale Verwaltung“ und „Cybersicherheit“ organisieren. Da allgemein bekannt ist, dass Estland innerhalb der EU eine Vorreiterrolle im Bereich Digitalisierung innehat, nutzte unsere Projektgruppe die Chance, sich das mal aus der Nähe anzuschauen.

(Foto: pixabay.com, jackmac34)

Natürlich wussten wir schon vor unserem Abflug nach Tallinn, dass man in Estland einiges digital erledigen kann. Doch wie umfassend digitale Verwaltung dort wirklich funktioniert, hat uns dann doch beeindruckt. Tatsächlich muss man in Estland nur noch für eine Scheidung persönlich zu einem Termin in der Behörde erscheinen. Und selbst das soll noch im Laufe dieses Jahres abgeschafft werden. Dann kann wirklich jedes einzelne Anliegen, von der Geburtsurkunde bis zum Todesschein, online erledigt werden.

Doch nicht nur die estnische Verwaltung ist im digitalen Zeitalter angekommen. Der private Sektor ist auf den Zug aufgesprungen und inzwischen kann man in Estland per Mausklick einen Arzttermin vereinbaren und ein Haus kaufen. Die Teilnahme der Banken an dem System hat auch für eine breite Zustimmung innerhalb der Bevölkerung gesorgt.

Und eben dieses System ist einfach und genial zugleich. Estland hat es geschafft, die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung mit entsprechenden Gesetzen funktionierend zu harmonisieren. Mit der Einführung der e-ID und dem Aufbau einer digitalen Datenautobahn, X-Road genannt, kann sich jede*r Bürger*in klar identifizieren und am digitalen Leben teilnehmen. Die Einsparungen für den Staat und die Einwohner*innen sind enorm.

Wieder in Deutschland angekommen konnten wir unsere Eindrücke noch einmal Revue passieren lassen. Wir haben gelernt, dass eine digitale Verwaltung möglich ist. Und WIR sind diejenigen, die diese Erfahrungen mit zurück in die Hörsäle in Brühl und von dort in die Bundesbehörden tragen, in denen jede*r Einzelne von uns im Praktikum und nach dem Abschluss arbeiten wird. Wir, die Absolventen*innen des DACS-Studiengangs, werden die Digitalisierung in Deutschland vorantreiben und mitgestalten!

Dabei ist es keineswegs damit getan, einfach das estnische System zu kopieren. Vielmehr braucht es eigene, für die Bundesrepublik Deutschland passende Lösungen. Doch warum sollte man nicht das, was passt und funktioniert, übernehmen? Auch die Esten haben nicht alles auf ihrem Weg zur digitalen Gesellschaft neu erfunden. Eines ihrer Kernelemente, die e-ID, hat die estnische Verwaltung bei ihren finnischen Nachbarn kopiert und auf ihre Bedürfnisse angepasst.

Doch für die Digitalisierung der Verwaltung braucht es vor allem junge, kreative Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen und bereit sind, auch gegen Widerstände anzukämpfen. Datenschutz und Föderalismus sind nur zwei Aspekte, mit denen man sich hier auseinandersetzen muss.

Die Digitalisierung in Deutschland ist ein gigantisches Projekt, dass die nächsten Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird. Für diejenigen, die sich dieser Aufgabe annehmen möchten, kann der DACS ein Sprungbrett sein. Hier werden die Fachkenntnisse aus den beiden so unterschiedlich wirkenden Welten vereint. Auf der einen Seite lernt man die Grundprinzipien der Verwaltung kennen und auf der anderen die Fachkenntnisse der Informatik und Digitalisierung.

(Foto: HS Bund)

Der Studiengang selbst ist noch recht jung und unterliegt einer permanenten Entwicklung, die auch von den Student*innen gestaltet wird. Selbst am Anfang einer digitalen Verwaltungskarriere bekommt man also schon die Möglichkeit, seine Ideen und Innovationen nachhaltig einzubringen.

Ach ja, studiert wird praxisnah und mit Beamtenstatus. Das heißt, du bekommst schon während des Studiums Geld und kannst dich so optimal auf die Inhalte konzentrieren. Wenn du dich jetzt angesprochen fühlst und auch Lust hast, die Digitalisierung der Bundesverwaltung in Deutschland mitzugestalten, informiere dich unter www.hsbund.de/DACS!


Der Autor dieses Beitrags ist seit 2015 Angestellter bei einer Sicherheitsbehörde und absolviert zurzeit im Rahmen eines Aufstiegs den Studiengang „Digital Administration and Cyber Security“ (DACS) an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung. Nach seinem erfolgreichen Abschluss im Schwerpunkt Digital Administration möchte er die polizeiliche Sicherheitsstruktur in Deutschland digital mitgestalten.

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