Donnerstag, 28. März 2024

Gesunde Ernährung hilft!

Über den Tellerrand

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Gesundheit und Ernährung sind eng miteinander verbunden. Weit enger, als wir es uns bewusst machen. Eine gesunde Ernährung, mit nicht zu viel Energie, aber dafür viel Gemüse und Obst, kann die Wahrscheinlichkeit für Herz- und Kreislauferkrankungen reduzieren – und damit dem unangefochtenen Platz 1 der Sterbestatistik (33 Prozent aller Todesfälle) entgegenarbeiten.

Gesunde Ernährung kann aber noch viel mehr: wer viel pflanzliche Lebensmittel isst, reduziert auch sein Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, dafür an Diabetes-Typ-2 zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Das ist von der Wissenschaft bestens belegt. Die Folgerung scheint eindeutig: Pflanzliche Ernährung muss gefördert werden und alles, was zu viel Energie enthält, etwa in Form von Fett und Zucker, sollte weniger gegessen werden. Allerdings ist die Vorstellung, dass von außen in die eigenen Ernährungsgewohnheiten eingegriffen wird, für die meisten Menschen nicht sehr angenehm. Ein guter Ansatz ist es darum auch, die Information über das, was man täglich auf dem Teller hat zu verbessern – und zwar so, dass man es auch ohne ein Studium der Ernährungswissenschaften versteht. So befähigt man die Menschen verantwortliche Entscheidungen selbst zu treffen.

Dies Idee wird mit der Einführung des Nutri-Scores aufgegriffen. Der Nutri-Score, das sind die farbigen Symbole, die sich seit einiger Zeit immer häufiger auf Lebensmittelverpackungen finden. Er ist eine sogenannte FoP(Front-of-Pack)-Kennzeichnung, die Lebensmittelproduzenten seit 2020 rechtssicher auf verpackten und vorgefertigten Produkten anbringen dürfen und deren Nährstoffzusammensetzung bewertet. Unabhängige Wissenschaftler*innen in Frankreich haben dafür einen Berechnungs-Algorithmus, dessen Vorgänger von der britischen Food Standard Agency erstellt wurde, weiterentwickelt. Die Bezugsgröße sind 100 Gramm bzw. 100 Milliliter eines Lebensmittels. Es erfolgt keine Bewertung einzelner Nährstoffe, stattdessen werden günstige und ungünstige Nähr- bzw. Inhaltsstoffe miteinander verrechnet. Hieraus ergibt sich eine Gesamtpunkzahl, die in eine entsprechende Nutri-Score Bewertung (A bis E) übersetzt wird.

Foto: Santé Publique France

Sinnvoll angewendet werden kann der Nutri-Score nur bei Lebensmitteln, die einer Produktgruppe angehören, also ähnlich sind – bspw. verschiedene Müslisorten. Weiterhin können gleiche Produkte unterschiedlicher Marken, oder Alternativen für spezifische Verzehrgelegenheiten verglichen werden, wie Pudding oder Sahnejoghurt als Alternativen zum Dessert. Der Nutri-Score gibt aber keine Ernährungsempfehlungen! Doch er ermöglicht beim Einkaufen einen schnellen und unkomplizierten Vergleich auf Einzelproduktebene, da ohne tiefergehendes Ernährungswissen mit einem Blick erfasst werden kann, was die ernährungsphysiologisch günstigere Wahl ist. Auch, wenn das viele Menschen denken, eine Einordnung, inwieweit einzelne Lebensmittel gesundheitsförderlich sind oder nicht, leistet der Nutri-Score explizit nicht. Das heißt, es werden keine Lebensmittel als „gesund“ oder „ungesund“ bewertet.

Abgesehen von der verbesserten Information, ist es auch eine erfolgsversprechende Strategie, es den Menschen möglichst einfach zu machen, die bessere Entscheidung zu treffen. Eine dieser sogenannten „verhältnispräventive Maßnahmen“, bei der über die Veränderung von Rahmenbedingung ein positiver Einfluss auf die Gesundheit genommen werden soll, ist die Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI). Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) führt das Max Rubner-Institut als ein Element dieser Strategie das Produktmonitoring durch.

Mit Hilfe des Produktmonitorings wird untersucht wie viel Zucker, Fett, Salz und Energie in Fertigprodukten in Deutschland steckt. In jährlichen Erhebungen werden Energie- und Nährstoffgehalte ausgewählter Produktgruppen (z.B. Erfrischungsgetränke) untersucht und differenziert nach Produktuntergruppen (z.B. Limonaden) dargestellt. Dadurch, dass die ausgewählten Produktgruppen wiederkehrend betrachtet werden, können auch Aussagen dazu getroffen werden, wie sich die Gehalte, im Zeitverlauf verändern. So kann beispielsweise untersucht werden, ob sich der Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken verringert und auch wie sich das Angebot verändert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Produkten mit Kinderoptik, d.h. Produkte die zum Beispiel durch ihre Verpackung oder Zugaben wie Sticker etc. besonders die empfindliche Gruppe der Kinder ansprechen. So kann untersucht werden, ob diese Produkte mehr oder weniger Zucker als vergleichbare Produkte ohne Kinderoptik haben und auch ob in diesen Produkten Süßungsmittel eingesetzt werden.

Für die Erhebungen werden möglichst viele im Untersuchungszeitraum im Lebensmitteleinzelhandel erhältliche Produkte aufgenommen, um die Vielfalt auf dem deutschen Markt abzudecken. Dabei werden die Nährwertkennzeichnungen auf den Produktverpackungen oder entsprechende Angaben auf den originalen Webseiten der Unternehmen erfasst und ausgewertet. Für jede der untersuchten Produkt(unter)gruppen werden die durchschnittlichen Gehalte und die Verteilungen zwischen geringstem und höchstem Gehalt dargestellt. Bisher wurden schon über 18 verschiedene Produktgruppen untersucht. Dazu gehören etwa Brot und Backwaren, Erfrischungsgetränke, Frühstückscerealien, aber auch Fleischersatzprodukte sowie Nudelsoßen oder Ketchup. Die Ergebnisse werden seit 2019 in jährlichen Berichten vom MRI veröffentlicht.

Ziel des Ganzen ist natürlich auch, dass bei den Herstellern der Produkte der Ehrgeiz geweckt wird, ein Lebensmittel mit besonders wenig Salz oder Energie zu verkaufen. Ein Ziel, das jeder von uns durch seine Auswahl beim Einkaufen unterstützen kann. Einfach auf den Nutri-Score schauen, oder wer ein bisschen mehr Zeit und Kenntnisse hat, auf die Produktdeklaration auf der Packung – es ist wirklich spannend, wie groß die Unterschiede in den Gehalten sind. Und wenn weniger mehr Gesundheit bedeutet, dann lohnt sich der Aufwand doch, oder? Am allerbesten ist es allerdings, möglichst wenige der Fertigprodukte einfach nur warm zu machen – sondern einfach mal selbst den Kochlöffel schwingen. Auch das ist einfacher als man denkt, Apps fürs einfach und günstige Kochen gibt es eine Menge – man muss nur noch den Rezepten folgen …


Foto: Joachim E. Röttgers, Graffiti

Das Max Rubner-Institut (MRI) hat seinen Forschungsschwerpunkt im gesundheitlichen Verbraucherschutz im Ernährungsbereich. Als Bundesforschungsinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) berät das Max Rubner-Institut die Bundesregierung auf wissenschaftlicher Basis zu allen Fragen im Bereich Ernährung und Lebensmittel. Das MRI hat Standorte in Kiel, Kulmbach und Detmold, sein Hauptsitz ist in Karlsruhe.

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