Samstag, 20. April 2024

Serienreife erreicht

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Bennet Klawon
Bennet Klawon
Bennet Klawon ist zuständig für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Manchmal richtet er bei Kochexperimenten selbst mittlere Katastrophen an.

Positive Erfahrungen im Probebetriebe des eLHF

Alternative Antriebe haben auch bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) Einzug gehalten. Eine Besonderheit stellt das eLHF der Berliner Feuerwehr dar. Der Probebetrieb des Fahrzeuges ist nun im Februar ausgelaufen. Dazu zieht Jens Klink, Produktmanager “eLHF”, Bereich Zentraler Service Fahrzeuge und Geräte der Berliner Feuerwehr, Bilanz. Im Interview erklärt er außerdem, worauf er in Zukunft im Bereich der E-Mobilität setzen würde.

Bennet: Wie bewerten Sie den Test des eLHF?

Jens Klink: Der Probebetrieb wurde jetzt im Februar abgeschlossen und war meiner Ansicht nach erfolgreich. Das Fahrzeug wird in diesem Jahr die Serienreife erreichen. Leider haben wir unsere Ziele, was die Einsparung von CO2-Emissionen angeht, nicht komplett erreicht. Dies lag aber daran, dass die Ladeinfrastruktur an zwei Wachen der drei Testwachen nicht ganz so funktioniert hat, wie sie sollte. So konnten wir nur rund neun Tonnen CO2 im Vergleich zu anderen Fahrzeugen einsparen. Bei vollständigem elektrischem Betrieb wäre die Einsparung über ein volles Betriebsjahr wahrscheinlich bei mehr als 15 Tonnen gewesen.

Das eLHF ist in mehr als 90 Prozent aller Einsatzfälle rein elektrisch gefahren. Hätte die Ladeinfrastruktur so funktioniert, wie sie sollte, wäre der Anteil bestimmt bei 98 Prozent gewesen. Aber auch das ist aus meiner Sicht positiv, da wir zeigen konnten, dass trotz eines Ausfalls der Ladeinfrastruktur das eLHF einsatzfähig war. Dies ist unter dem Gesichtspunkt der Katastrophenfestigkeit positiv zu bewerten. Es wird jetzt ein Erfahrungsbericht erstellt, der anderen Feuerwehren zur Verfügung gestellt wird.

Bennet: Welche Probleme gab es mit der Ladeinfrastruktur?

Klink: Die Installation einer Ladestation auf der Feuerwache Schöneberg war aufgrund der Corona-Pandemie verzögert worden. Eine weitere Ladestation sprang nicht immer an und musste zwei, drei Mal gestartet werden. Da gab es Probleme, bis die Station ausgefallen ist. Wir haben aber auch festgestellt, dass wir gar keine Schnellladestation brauchen, wie wir angenommen hatten. Es reichen tatsächlich einfache Wechselstromladepunkte aus, um das Fahrzeug einsatzbereit zu halten.

Bennet: Welche Rückmeldungen gab es von Ihren Kolleg*innen?

Klink: Die Rückmeldungen der Kolleg*innen nehmen wir ungeschönt in den Erfahrungsbericht auf. Dabei fragten wir, wie sie die Sitzanordnung, den Blick aus der Fensterfront oder den Fahrkomfort gefunden haben. Negativ waren z. B. die elektronischen Spiegel. Dort war das Sichtfeld bei Nacht nicht optimal. Das haben wir so weitergegeben und hier muss nachgebessert werden.

Bennet: War das eLHF wartungsintensiver als herkömmliche Fahrzeuge mit einem ähnlichen Aufgabenspektrum?

Klink: Nein, das würde ich nicht sagen. Wartungsintensiv bei solchen Spezialfahrzeugen ist die Gerätetechnik, wie z. B. Kreiselpumpen. Diese Technik ist aber auch auf allen anderen gleichen Fahrzeugen verbaut und unterscheidet sich nicht. Auch eine Erneuerung der Bremsbelege, wie wir sie bei den Rettungswagen hatten, war nicht wesentlich anders. Ebenso unterscheiden sich die Fahrwerkskomponenten wenig von konventionellen Fahrzeugen. Schließlich ist auf dem eLHF ja auch mit dem Range-Extender ein Dieselmotor. In diesem Bereich gab es im Vergleich kaum Einsparungen.

Bennet: Wie geht es jetzt mit dem eLHF weiter? Gibt es Pläne, weitere Fahrzeuge mit E-Antrieb in Dienst zustellen?

Klink: Das eLHF ist momentan beim Hersteller, die das Fahrzeug auseinander bauen und die Teile analysieren und neue Serienteile wieder verbauen. Es war ja ein Prototyp. Aber wenn das Fahrzeug zurückkommt, wird es ganz normal in den Dienst gestellt, wie die anderen Fahrzeuge auch. Wir haben vor, weitere Fahrzeuge dieser Art zu beschaffen. Dennoch müssen wir schauen, wie viel Geld wir zur Verfügung haben, da wir noch einen eingeschränkten Haushalt haben. Es bleibt also den regulären Haushaltsplan abzuwarten. Auch muss beobachtet werden, wie sich der Preis entwickelt. Gerade durch die aktuelle Lage sind die Bauteile natürlich nochmals teurer geworden. Außerdem müssen wir schauen, ob noch mehr Hersteller elektrische Fahrzeuge auf dem Markt bringen, um hier mehr Druck zu erzeugen. Der Preis eines eLHF ist im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen deutlich höher. Aber dabei möchte ich nochmal darauf verweisen, dass der Testbetrieb ohne die Förderung der EU nicht möglich war. 50 Prozent der Finanzierung hat die EU übernommen und 40 Prozent kam aus einem weiteren Fördertopf.

Bennet: Sehen Sie das Ende von dieselbetriebenen Fahrzeugen gekommen?

Klink: Nein, das nicht. Aber man muss gemeinsam entscheiden, was genutzt werden soll. Wir hatten z. B. die Bundespolizei zu Besuch, die sich das Fahrzeug angeschaut und sich informiert hatte. Sie setzen bei sich vermehrt auf synthetische / strombasierende Kraftstoffe. Die große Frage wird sein, auf welchen Energieträger man sich für die Zukunft einigt. Nur wenn wir in der Gefahrenabwehr kompatible Energieträger haben, können wir zielgerichtet agieren. Wasserstoff hat z. B. den Nachteil, dass die Infrastruktur noch aufgebaut werden muss. Auch die Produktion von strombasierendem Kraftstoff aus Wasserstoff kann nur bei einem Überschuss an Energie vorgenommen werden, weil man bei der Umwandelung sehr viel Verlust hat. Es mag jetzt blöd klingen, aber ich persönlich würde mich nach dem Militär richten. Im Ahrtal haben wir gesehen, als alles zerstört war, dass die Bundeswehr mit ihren mobilen Tankstellen gekommen ist und Diesel verteilt hat. Die Zusammenarbeit hat dabei gut funktioniert. Eine einheitliche Lösung, die aus umwelttechnischer Sicht Vorteile bringt, ist aber auf jeden Fall wichtig.  

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