Samstag, 27. April 2024

Keine Angst vorm Spielen

Die Agilen Vorantreibenden

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Oh, oh, wir sehen schon die gerunzelte Stirn. Wir spielen bei der Arbeit? Marcia, Dina, das könnt ihr doch so nicht schreiben! Das könnte komisch klingen. Schreibt doch lieber was von Übungen oder Simulationen oder so. Also, schreibt übers Spielen, aber sagt bloß nicht, dass wir spielen.

Das ist nicht das erste Mal, dass wir das zu hören bekommen. Spielen hat doch nix mit Arbeit zu tun. Spielen ist Kinderkram und wir machen hier echt ernsthaftes Zeug. Ja! Genau! Und deswegen MÜSSEN wir spielen! Denn im digitalen Zeitalter ist schnell dazuzulernen der einzige Wettbewerbsvorteil, den wir haben. Agiles Arbeiten bedeutet im Wesentlichen einen nie endenden Lernprozess in Gange zu halten – für Einzelne, für Teams und damit auch für die gesamte Organisation. Und damit das gelingt, ist Spielen ein gutes Mittel. Das merken wir auch daran, wie wir das Wort Spielen in Arbeitszusammenhängen nutzen. Wir spielen da zum Beispiel eine Situation durch oder wir versetzten uns in die Rolle einer anderen Person. All das ist bereits spielen.
Solche Situationen können der Ort sein, an dem wir uns anders als sonst begegnen und neue Verhaltensweisen ausprobieren können, bevor wir sie in der realen Situation einsetzten. Dabei ist es nicht das Ziel irgendetwas lustiger zu machen. Wir ermöglichen Menschen sich in neue Aufgaben wirklich hineinfühlen zu können, wir entdecken womöglich Verbindungen, die uns bisher nicht klar waren und wir testen Ideen in einer sicheren Umgebung. Und wenn es uns dann noch Freude bereitet, dann hilft es uns, aufmerksam und im Moment zu sein, Stress abzubauen und uns gut zu fühlen. Es sprechen also viele Gründe fürs Spielen bei der Arbeit.

Es gibt eine breite Palette an Spielmöglichkeiten von ganz simplen Sachen zur Auflockerung bis hin zu komplexen Planungsspielen, die alle wunderbar in unseren agilen Verwaltungsalltag passen. Spielen ermöglicht es, Einstiege in schwierige Themen besser zu gestalten, assoziative Prozesse in Gang zu setzen, sich aus bestehenden Rollen lösen zu können und Menschen anders zu erleben. Daher teilen wir heute einige der Dinge, die wir in der täglichen Arbeit nutzen.

In der Transformationsarbeit nutzen wir Spiele, in denen Leute in die neuen Rollen hineinschlüpfen und spielerisch versuchen einen Auftrag abzuwickeln. Im Spiel wird dann deutlich, dass zum Beispiel ein Prozess, der auf dem Papier so klar erschien, noch ein paar Stolpersteine enthält, die so frühzeitig beseitigt werden konnten.

Bei der Anforderungsaufnahme für unser neues Hauptgebäude haben wir das MOSAIC Spiel des SAP App House genutzt. Dieses startet mit der Frage, was du tun willst, wenn du ins Büro kommst. Und gemeinsam mit den Teams haben gute Diskussionen über die zukünftige Arbeitsweise stattgefunden. Durch das hin- und herschieben der Puzzleteile war es möglich Annahmen über die Anordnung von Arbeitszonen aus den Köpfen zu kitzeln.

In einer Klausur ging es um die Probleme bei Zusammenarbeit mit anderen Verwaltungen. Hier haben wir das Spiel ‚Ansichtssache‘ eingesetzt. Das ist ein Kartenspiel, welches den Spielgedanken von dem Partyspiel ‚Äpfel zu Äpfeln‘ aufgreift. Die Teilnehmenden haben Karten mit Begriffen gezogen und mussten die nach ihrer Meinung am besten passende Karte zu einem aufgedeckten Begriff legen. Das führte zu spannenden Vergleichen und einer kritischen Reflektion rund um das Thema Zusammenarbeit.
Ganz ähnlich funktioniert das beim New Work Kartenspiel. Dies haben wir mit Teams gespielt, die sich mit New Work befassen wollten. Sie sind mit Hilfe des Spiels in einen Austausch über ihre Sorgen, Fragen und Annahmen rund um New Work eingestiegen.

In einem anderen Team haben die Führungskräfte bemerkt, dass sie für ihren Geschmack viel zu häufig Bottlenecks sind. Dort haben wir Delegation Poker gespielt und das Team hat für konkrete Fragestellungen das für sie passende Delegationslevel erpokert. Und ein anderes Führungsteam hat durch das gemeinsame Spiel den Grundstein dafür gelegt diese Themen im Alltag gut miteinander ansprechen zu können.

Du siehst, es gibt viele Anwendungen für den Verwaltungsalltag. Fang einfach mal an, spielerische Elemente einzusetzen und Erfahrungen zu sammeln. Es lohnt sich auf jeden Fall. Also nur Mut zum Ausprobieren.

Hier unsere liebsten Inspirationsquellen für mehr Spielen bei der Arbeit:


(Foto: privat)

Dina Sierralta Espinoza arbeitet im Agile & New Work Center bei Dataport. Hier nutzt sie im Rahmen der Transformationsarbeit oft spielerische Ansätze. Um Spielen bei der Arbeit vielen Menschen zu ermöglichen, hat sie am Buch „Daily Play – Agile Spiele für Coaches und Scrum Master“ mitgeschrieben.

(Foto: privat)

Marcia Maibach beschäftigt sich mit den Themen New Work und Veränderungsmanagement bei Dataport. Gemeinsam mit Kolleg*innen unterstützt sie Kunden, neue Arbeitsformen und Tools zu etablieren.

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