Sonntag, 5. Mai 2024

Studium für den Öffentlichen Dienst

Die Macht der Wissenschaft

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Praxisorientiertes Studium mit attraktiven Berufsmöglichkeiten in ganz Deutschland

Die Hochschulen für den öffentlichen Dienst (HöD) bieten ein enormes Spektrum an wissenschaftlich-praktischen Ausbildungsmöglichkeiten. An den 38 Hochschulen für den öffentlichen Dienst gibt es aktuell ganze 170 Bachelor-, Diplom- und Master-Studiengänge, innerhalb der zur Zeit mehr als 67.000 Studierende immatrikuliert sind. Vor wenigen Jahren (2018) waren es noch rund 15.000 Studierende weniger, was zeigt, wie hoch das Interesse der Studierenden, aber vor allem wie groß der Bedarf der öffentlichen Behörden ist. Fast 30 Prozent Wachstum in diesen letzten vier Jahren sowie ein Berufsbild mit einem enormen Bedarf an jungen qualifizierten Nachwuchskräften: Das ist die aktuelle Situation, die den Öffentlichen Dienst prägt.

Inhaltliche und formale Vielfalt vs. Langeweile

Das breite Spektrum des Öffentlichen Dienstes zeigt sich aber auch in der inhaltlichen Differenzierung der Fachbereiche:

  • Allgemeine Verwaltung (staatlich und kommunal),
  • Polizei,
  • Rechtspflege,
  • Finanzen/Steuern,
  • Sozialversicherung sowie
  • zahlreiche „Sonder“-Bereiche, z.B. Hochschule der Bundesbank, Archivwissenschaften etc.

Das Studium an einer HöD qualifiziert beim beruflichen Einstieg für den früher so genannten gehobenen Dienst (bis zur Besoldungsgruppe A12), der allgemein als Rückgrat der öffentlichen Verwaltung bezeichnet wird. In einigen Studienbereichen wird aber nicht nur für die öffentlichen Verwaltungen, sondern auch für Unternehmen des Öffentlichen Dienstes, z. B. Krankenhäuser oder Ver- und Entsorgungseinrichtungen, ausgebildet. Nahezu alle Studiengänge verfügen über einen Doppelabschluss, d.h. der wissenschaftliche Abschluss des Studiums sowie die Laufbahnbefähigung und damit die formale Möglichkeit, ohne weitere Prüfungen oder Zeiten direkt in einem Beamtenverhältnis aufgenommen zu werden.

Prinzipiell gibt es in allen 16 Bundesländern alle Ausbildungsangebote. Einige Bundesländer arbeiten jedoch zusammen, wenn sie kritische Untergrenzen nicht erreichen (können), z. B. im Bereich der Steuern oder der Rechtspflege. Das heißt natürlich auch, dass der nächste Studienort nicht ganz weit weg ist – auch ein zumindest für einige junge Menschen wichtiges Argument.

Sinnvolle Arbeit ohne Gewinnstreben, aber mit großen Herausforderungen

Das wichtigste und am häufigsten genannte Argument der Studierenden ist, dass es im Öffentlichen Dienst und bei den öffentlichen Aufgaben nicht um Gewinnstreben und Profit, sondern um die Ziele der Daseinsvorsorge, die öffentliche Ordnung und das Wohl der Bürger*innen geht.

Und in diesem Zusammenhang haben Staat und Kommunen immer mehr und immer wichtiger werdende Aufgaben zu erledigen. Ihr Job ist es, die Demokratie zu erhalten und die Verwaltung als zentrale Säule der Umsetzung von politischen Programmen zu stärken und vor inneren und äußeren Anfeindungen zu schützen. Das gilt insbesondere auch und vor allem in Krisenzeiten. Und dass sich die Verwaltung selbst auch in einer Transformation befindet, in der nach neuen Lösungen für die Technikintegration gesucht wird, dürfte jedem angesichts der Schwierigkeiten mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) vertraut sein. Die analoge Welt kämpft hier noch ein wenig gegen die virtuelle Verwaltungswelt. Die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien, z. B. auch die Rolle von Künstlicher Intelligenz, wird sicherlich ganz entscheidend zu dem Bild der Verwaltung von morgen gehören.

Im dualen Studium – Schon früh wirtschaftlich selbständig

Es ist keine wesentliche Besonderheit mehr, aber früher durchaus in der Form ein Alleinstellungsmerkmal: Das duale Studium, das nicht nur eine ausreichende Vergütung während des Studiums garantiert, sondern vor allem auch ein sehr praxisnahes Studium mit vielen Praxisphasen innerhalb des Studiums aufweist. Ein wesentliches Merkmal des dualen Studiums ist, dass sich die Studieninteressierten nicht an den entsprechenden Hochschulen, sondern in einer Praxisbehörde, z. B. einer Landesbehörde oder einer Stadt bzw. einer Gemeinde, bewerben und diese dann ihre „Auszubildenden“ an die jeweilige Hochschule entsenden.

Was die einen erfreut, ärgert die anderen. Denn natürlich gibt es nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile des dualen Studiums. Denn die Studierenden werden schnell in einen  „laufenden Betrieb“ integriert, wo eine reflexive Betrachtung der Arbeit und der Vorgänge nur begrenzt ermöglicht und auch gewünscht wird. Darüber hinaus müssen sich viele Studierende verpflichten, mehrere Jahre in ihrer Einstellungsbehörde zu bleiben.

Doch wer diese Dinge nicht mag, kann sich auch an den so genannten „freien“ Hochschulen direkt und ohne Einstellungsbehörde bewerben, z. B. in Halberstadt, Berlin, Hamburg, Osnabrück oder Nordhausen. Hier gibt es zwar kein Geld, aber der Praxisanteil ist ungefähr gleich groß und die studentischen Freiheiten ungleich größer. Darüber hinaus können sich diese Hochschulen für angewandte Wissenschaften derzeit häufig freier bewegen und u. a. an anderen Forschungsprogrammen beteiligen.

Weiterqualifizierung

Die Möglichkeiten der Weiterqualifizierung an der jeweiligen Hochschule sind auch nicht unwichtig und können für die spätere Karriere von großer Bedeutung sein. Denn grundsätzlich können z. B. Master-Abschlüsse auch für den höheren Dienst qualifizieren. Ein Karriereweg, der in früheren Jahren nahezu ausschließlich nur den Universitätsabsolventen vorbehalten war.

Inzwischen gibt es in einigen Bundesländern auch die Möglichkeit, nach einem Master- und/oder Diplom-Studiengang eine Promotion in so genannten Promotionszentren umzusetzen. Dies wird nicht die Masse an Studierenden oder Absolvent*innen treffen und schon gar nicht interessieren. Dennoch ist es vielleicht für einige eine wichtige Hintergrundinformation, die den Ausschlag für ein Studium  geben kann.

Fazit

In der Zusammenfassung zeigt sich das Studieren an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst als eine interessante, zukunftsträchtige, vielfältige, wissenschaftliche und vor allem sinnstiftende Ausbildung. Die Aussicht auf einen adäquaten und gut dotierten Arbeitsplatz ist wahrscheinlich bis sicher. Darüber hinaus bieten die öffentlichen Arbeitgeber immer noch die familienfreundlichsten Arbeitsbedingungen. Und nicht zuletzt wird auch die Arbeit von Männern und Frauen überall gleich bezahlt. Warum dann noch mit dem Studienbeginn an den Hochschulen für den öffentlichen Dienst zögern?


(Foto: Privat)

Prof. Dr. Jürgen Stember ist Präsident der Rektorenkonferenz der Hochschulen für den öffentlichen Dienst

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