Samstag, 11. Mai 2024

Demografievorsorge in der Hessischen Steuerverwaltung

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Die Hessische Finanzverwaltung steht wie viele andere Unternehmen vor der Herausforderung, dass auch in den nächsten Jahren viele Beschäftigte altersbedingt ausscheiden werden. Neben dem massiven Verlust des Faktors Mensch wird vor allem der Erfahrungsverlust und der Wegfall des gesammelten Wissens spürbar sein. Um diese Verluste abfedern zu können, hat sich die Finanzverwaltung bereits im Jahr 2016 auf den Weg gemacht und Strukturen und Maßnahmen entwickelt, um den insofern bestehenden Herausforderungen effektiv begegnen zu können.

Implementiert wurde u. a. ein DemografieLOTSEN-System (DLS), das Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für das Thema Demografie in den Dienststellen festlegt und definiert.  Zudem wurden, um der massiven Anzahl von Altersabgängen zu begegnen, die Einstellungszahlen stark auf 800 Anwärter*innen pro Jahr erhöht. Damit ist die Ausbildung ein Eckpfeiler des Umbruchs. Aber auch die älteren Beschäftigten sind für die Hessische Finanzverwaltung von ganz besonderer Bedeutung. Sie sind diejenigen, die über ein breites Wissen und wertvolle Erfahrungen verfügen. Daher gilt es, den Erwartungen der jüngeren sowie älteren Beschäftigten gerecht zu werden, das Verständnis füreinander zu stärken und den Wissensaustausch zwischen älteren Beschäftigten und jüngeren Generationen aktiv zu fördern.

Über „Das Demografie Netzwerk e.V. (ddn)“ wurde die Hessische Finanzverwaltung auf die Befragung zum „Later Life Work Index“ (LLWI)“ der Leuphana Universität Lüneburg aufmerksam, die betriebliche Faktoren für einen erfolgreichen Umgang mit altersdiversen Belegschaften erfasst sowie Faktoren identifiziert, die dazu beitragen, ältere Beschäftigte zu halten, zu motivieren und gesund bis zum Ruhestand zu beschäftigten. „Da die Absicht, die Motivation, die Gesundheit und die Leistung der älteren Kolleg*innen langfristig zu erhalten, auch unserer Intention entspricht“, so Astrid Dornauf, Referatsleiterin für strategisches Personalmanagement im Hessischen Ministerium der Finanzen, „erfolgte ohne größeres Zögern eine Zusage.“

Für die Steuerverwaltung nahmen neben der Oberfinanzdirektion Frankfurt a. M. (OFD) neun Finanzämter, das Hessische Ministerium der Finanzen (HMdF) sowie für den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) seine sechs Niederlassungen teil.

Anonym befragt wurden Mitarbeiterende ab 50 Jahren sowie deren Führungskräfte zu den in der nachfolgenden Grafik dargestellten Themenfeldern. Parallel konnten ebenfalls Personalverantwortliche der teilnehmenden Dienststellen ihre Einschätzung zu den einzelnen Themenfeldern darlegen.

(Grafik: HMdF)

Die Ergebnisauswertung der Leuphana Universität ergab, dass die Hessische Finanzverwaltung – auch im Vergleich zu anderen Unternehmen – insgesamt gut aufgestellt und auf dem richtigen Weg ist. Punkten konnte die Hessische Finanzverwaltung insbesondere im Themenfeld Arbeitsgestaltung und Organisationskultur. So wurden insbesondere die flexiblen Arbeitszeiten und die Homeofficemöglichkeiten sowie die Arbeitsplatzbedingungen positiv bewertet. Neben den erfreulichen Ergebnissen wurden aber auch Verbesserungspotentiale aufgezeigt. „Hieraus ergaben sich“, so Astrid Dornauf, „einerseits wertvolle Hinweise. Anderseits wurden wir aber auch darin bestätigt, dass wir bereits die richtigen künftigen Handlungsfelder identifiziert haben und an den richtigen Stellschrauben drehen.“ Elementarer Bedeutung kommt hierbei dem Themenfeld Wissensmanagement zu. Hier geht es zum einen darum, wie man Wissen künftig noch systematischer sichern und weitergeben kann, zum anderen rückt aber auch die Frage der erfolgreichen integrativen Zusammenarbeit noch stärker als bisher in den Fokus.

Hohe Einstellungszahlen haben zur Folge, dass künftig noch mehr junge und teilweise noch unerfahrene Kolleg*innen auf ältere und erfahrene Mitarbeiter*innen treffen. Die verschiedenen Altersgruppen haben unterschiedliche Arbeitsweisen und Vorstellungen. Eine große Herausforderung der Zukunft und auch eine gewaltige Aufgabe der Führungskräfte stellt mithin die Vereinigung und Verknüpfung der unterschiedlichen Interessen dar.

Die Hessische Finanzverwaltung hat den Anspruch ihre Führungskräfte bestmöglich bei dieser Aufgabe zu unterstützen. In einem ersten Workshop unter dem Motto „EY Alter – Führen in altersgemischten Teams“ wurden die Führungskräfte der Steuerverwaltung für dieses Thema sensibilisiert. Bereits das Durchschreiten eines Alterstores mit den Überschriften „alt“ oder „jung“ ermunterte die Führungskräfte zu Beginn der Veranstaltung, sich mit dem biologischen und tatsächlichen Alter auseinanderzusetzen. Im sich anschließenden Workshop hatten die Führungskräfte dann die Gelegenheit, durch eigenes Erleben die Unterschiede zwischen den Alterstypen zu erkennen und die Herausforderungen und ihre Ideen zum Thema „Demografie“ und zur Frage der „Führung in altersgemischten Teams“ gemeinsam zu erarbeiten, vorzustellen und zu diskutieren. So konnten wichtige Anregungen für die weitere strategische Ausrichtung des Demografiemanagements gewonnen werden. Festzuhalten bleibt, dass der demografische Wandel mit großen Herausforderungen verbunden ist, die Hessische Finanzverwaltung sich aber mit ihrer strategischen Ausrichtung und umfassenden Maßnahmen auf einen erfolgreichen Weg gemacht hat, diesen wirkungsvoll zu begegnen.

Das Hessische Ministerium der Finanzen in Wiesbaden ist eine oberste Landesbehörde mit einem großen und vielfältigen Geschäftsbereich. Hierzu gehört die hessische Steuerverwaltung mit den 35 hessischen Finanzämtern und der Oberfinanzdirektion Frankfurt a. M. Darüber hinaus gehören zum Geschäftsbereich der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH), die Hessische Zentrale für Datenverarbeitung sowie das Studienzentrum der Finanzverwaltung und Justiz in Rotenburg a. d. Fulda, in welchem der steuerliche Fachnachwuchs ausgebildet wird. Die Hessische Finanzverwaltung bietet in allen Bereichen eine Vielzahl an interessanten und anspruchsvollen Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten. Insgesamt arbeiten rund 16.000 Beschäftigte im Geschäftsbereich des Hessischen Ministers der Finanzen. (Foto: HMdF)

Im März 2006 entstand ddn auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA). ddn verbindet in seinem Netzwerk Unternehmen und Institutionen miteinander, damit diese für über zwei Millionen Beschäftigte den demografischen Wandel aktiv mitgestalten können. Die Kernidee des Netzwerks ist, dass Mitglieder durch den Austausch neue kreative Ideen entwickeln. Deswegen ist ddn immer offen für neue Unternehmen, Organisationen und Personen als Mitglieder oder Unterstützer*innen.

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