Sonntag, 5. Mai 2024

Deutschland – Am Puls des Ozeans?

Die Beauftragten der Beauftragten

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Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus – viele Bürger*innen können sich erstmal nicht vorstellen, was ein*e Koordinator*in ist und welche Aufgaben das Amt mit sich bringt. Aus diesem Grund möchte ich meine Aufgaben und die Herausforderungen meines Amts genauer vorstellen.

Der Grund, warum ein*e Koordinator*in benannt wird, liegt in der besonderen Bedeutung der Politikbereiche für die Bundesregierung. Neben mir gibt es zum Beispiel noch drei weitere Beauftragte oder Koordinator*innen im BMWK. Unsere Aufgabe ist es, die wesentlichen Aktivitäten der Bundesregierung in unseren Politikfeldern ministeriumsübergreifend zu koordinieren. Somit sind wir im Rahmen unserer Themengebiete zentrale Ansprechpartner*innen für Anliegen von Bürger*innen, Wirtschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft. Außerdem repräsentieren wir die Bundesregierung auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Beispielsweise war ich als Tourismuskoordinator im Juni auf dem Treffen der G20-Tourismusminister*innenkonferenz in Indien.

Mein Aufgabengebiet ist sehr vielfältig: Als Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus bearbeite ich die Politikfelder gleichermaßen, aber grundsätzlich unabhängig voneinander. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch: Deutschland hat sich mit Blick auf die Klimaneutralität ambitionierte Ziele gesteckt. Ich möchte die maritime Wirtschaft und die Tourismuswirtschaft dabei unterstützen, diese Klima- und Energieziele zu erreichen. Nur so können wir wettbewerbsfähig bleiben und die wirtschaftlichen Chancen der klimaneutralen Zukunft nutzen.

Als maritimer Koordinator fungiere ich als Ansprechpartner für Anliegen der maritimen Wirtschaft. Dies ist ein wichtiger Wirtschaftsbereich in Deutschland, der für viele Menschen auf den ersten Blick unbekannt scheint oder nur der Küste zugeordnet wird. Dabei umfasst die Wirtschaftsbranche zentrale Zukunftsthemen wie die Energiewende und die Dekarbonisierung des Schiffsverkehrs und ist keineswegs ausschließlich im Norden relevant.

Schiffe übernehmen 90 Prozent des weltweiten Warenhandels. Ohne See- und Binnenhäfen wäre Handel also nur schwer denkbar. Seehäfen sind Start- und Endpunkte globaler Lieferketten, sie sind Durchgangs- und Umschlagplatz. Während es hier auf den Transport der Güter und Waren vom Norden in den Süden ankommt, finden sich maritime Unternehmen in ganz Deutschland verteilt. Fast die Hälfte der maritimen Wertschöpfung wird in Bayern und Baden-Württemberg erwirtschaftet.

Gerade für die Einhaltung des 1,5 Grad-Klimaziels ist die Dekarbonisierung der Schifffahrt zentral: Denn weltweit ist der Schiffverkehr für den Ausstoß von ca. 3% der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wäre die internationale Schifffahrt ein Land, würde sie im Ranking der größten CO2-Emittenten auf Platz sechs stehen. Neue klimaneutrale Antriebstechnologien für Schiffe werden sich in den nächsten Jahren durchsetzen, denn nur dann können die Klimaziele erreicht werden.

Für die Klimaziele der Bundesregierung – also die Klimaneutralität bis 2045 – ist eine erfolgreiche Energiewende zentral. Vom Import wichtiger Energieträger (z.B. Wasserstoff) bis zur Produktion und Montage von Komponenten für Windkraftanlagen auf See, übernehmen die Häfen auch hier eine entscheidende Rolle. Offshore-Windenergie und grüner Wasserstoff sind treibende Zukunftsthemen. Als Koordinator setze ich mich auf verschiedenen Ebenen dafür ein, dass die richtigen politischen Rahmenbedingungen für die klimaneutrale Schifffahrt und eine erfolgreiche Energiewende gesetzt werden. Sowohl in der Dekarbonisierung als auch in der Energiewende liegen große wirtschaftliche Chancen für die maritime Branche.

Ich freue mich deshalb auch sehr, dass im Herbst die 13. Nationale Maritime Konferenz am 14. und 15. September 2023 in der Freien Hansestadt Bremen stattfinden wird. Mit etwa 800 Teilnehmenden ist sie die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung zur Unterstützung der maritimen Wirtschaft und das zugleich größtes Treffen der maritimen Branche. Die Konferenz steht unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers. Im Bereich Tourismus arbeite ich an einer nachhaltigen Entwicklung des Tourismus in Deutschland und des Auslandstourismus aus Deutschland. Ich bin Ansprechpartner für die Interessen der Tourismuswirtschaft und bewege mich an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

65 Prozent der deutschen Bevölkerung planen im Jahr 2023 eine Reise von mindestens fünf Tagen zu unternehmen. Tourismusdestinationen ziehen einen Großteil ihrer Attraktivität aus schönen Landschaften, einzigartiger Natur und sauberen Stränden. Dafür ist eine intakte Natur unerlässlich. Der Anstieg des Weltklimas oberhalb des 1,5-Grad-Ziels riskiert den Verlust der Funktionsfähigkeiten und somit auch des Erholungswertes dieser Landschaften. Auch die Erwartungen der Kund*innen verändern sich, Klimaschutz und soziale und ökologische Standards rücken in den Fokus vieler Tourist*innen. Diese Entwicklung ist für den Tourismus eine wirtschaftliche Chance mit viel Potential für neue Investitionen und Geschäftsfeldern.

Als Koordinator für Tourismus möchte ich gemeinsam mit der Tourismusbranche diesen Herausforderungen begegnen und Hürden für eine zukunfts- und wettbewerbsfähige Tourismuswirtschaft beseitigen. Ein zentrales Projekt ist hierfür die Weiterentwicklung der Nationalen Tourismusstrategie. Im Rahmen der nationalen Plattform „Zukunft des Tourismus“ vernetzen wir verschiedene Akteur*innen und entwickeln gemeinsam Ideen und Lösungen, wie wir den Tourismus in Deutschland klimafreundlicher, digitaler, wettbewerbsfähiger gestalten. Es gibt bereits vielerorts beeindruckende und innovative Projekte für zukunftsfähigen Tourismus.


(Foto: Deutscher Bundestag / Inga Haar)

Ich bin Dieter Janecek und seit 2013 Bundestagsabgeordneter in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Ich war wirtschaftspolitischer Sprecher meiner Fraktion, bevor ich im Januar vom Parlament auf die Regierungsbank gewechselt bin. Denn seit Anfang des Jahres bin ich Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus. Mein neues Büro befindet sich nun im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).  

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